Vorstellungsgespräch bei der deutschen Niederlassung eines ausländischen Konzerns um eine Stelle im Technischen Vertrieb. Direkte Konkurrenz meines damaligen Arbeitgebers.
Im Vorfeld wurde ich vom hauseigenen Headhunter kontaktiert, welcher dann auch gut 300km gefahren ist, um mit mir eine Cola in meinem lieblings Cafe zu trinken ^^. Wir haben uns gut verstanden, mein Lebenslauf und die Konditionen haben auch gepasst und somit stand dem richtigen Vorstellungsgespräch nichts mehr im Weg. Ich war zu der Zeit eigentlich zufrieden mit meinem damaligen Job, aber mehr Geld klingt halt immer gut und außerdem wäre der Arbeitsweg kürzer.
Die ersten beiden Vorstellungsgespräche liefen wirklich gut. Mir saßen immer 3 Leute gegenüber, wobei zwei direkt vom Fach waren aber niemand aus der Personal- oder HR-Abteilung. War alles recht locker, kein Fragebogen oder Stresstest. Ziemlich viel fachliches Zeug und ansonsten wurde mir erzählt, was bei denen so abgeht. Ich habe dann auch die mündliche Zusage bekommen und der dritte Termin sollte dann die Vertragsunterschrift beinhalten.
Einen Tag vor dem Termin der Vertragsunterschrift wurde ich vom Headhunter angerufen. Der hat mir mitgeteilt, dass der Geschäftsführer zufällig im Land ist und ebenfalls ein Vorstellungsgespräch mit mir führen will, was so noch nie vorgekommen sei. Hat wohl Langeweile gehabt der Gute. Also wurde aus der Vertragsunterschrift Vorstellungsgespräch Nr. 3 ....
Mir gegenüber saßen wieder die gleichen Leute + dem Geschäftsführer. Das Vorstellungsgespräch war eine exakte Kopie der beiden vorherigen Gespräche mit den gleichen Fragen und den gleichen Aussagen, wobei der Geschäftsführer in den 1,5 std nicht ein einziges Wort gesagt hat. Der Mann hat mich die ganze Zeit angestarrt und gefühlt auch nicht geblinzelt. Das war echt super strange. Ich hab mich einfach drauf eingelassen, aber die ganze Zeit habe ich versucht herauszufinden, was hier abgeht. Ich habe eine Psychoanalyse oder so etwas vermutet. Mit der Zeit wurde ich auch immer nervöser, habe angefangen mich zu verhaspeln und Schweißausbrüche gekriegt, weil ich die Situation einfach nicht einschätzen konnte. Nach 1,5 std hat dann sein Smartphone geklingelt und er hat sich auf englisch von mir verabschiedet und die Daumen-Hoch_Geste gemacht. Ich dachte wirklich, dass ich total verkackt habe. Die anderen drei Anwesenden haben mir dann erzählt, dass die den Geschäftsführer alle 6 Monate mal für 5 min sehen und keine Ahnung haben, was der hier und heute wollte. Außerdem verstehe und spreche er kein deutsch (das ganze Vorstellungsgespräch wurde auf deutsch geführt). Ich hab geguckt wie ein Auto, aber da alle gleichermaßen verwirrt waren, habe ich mich nicht mehr so schlecht gefühlt ^^.
Die Vertragsunterschrift wurde dann auf nächste Woche verschoben und mir wurde zugesichert, dass ich die Stelle habe. Die haben sich sogar dafür entschuldigt, dass ich nochmal kommen muss. Einen Tag vor dem Termin ruft mich der Headhunter wieder an. Ich ahnte schon böses.... Der Gute hat mir dann erzählt, dass ein Veto vom Headquarter eingelegt wurde, da eine weitere Stelle die vorgesehenen Kopfstellen in Deutschland übersteige. Ob genug Arbeit vorhanden ist, spiele keine Rolle, da das Budget überschritten werden würde. Er könne da leider nichts machen, da man im Vorfeld mit dem Headquarter hätte sprechen müssen. Ich habe grade noch so die Fassung wahren können und mich höflich verabschiedet. Was war ich wütend. Nie wieder wollte ich mit dem Drecksladen etwas zu tun haben.
6 Monate später habe ich dort angefangen xD
Man hat eine handvoll Mitarbeiter in Altersteilzeit (oder so) geschickt und hatte dann 2,5 Kopfstellen wieder frei. Der Headhunter hatte mich kontaktiert, eine Woche nachdem ich vom Betriebsrat erfahren hatte, dass mein damaliger Arbeitgeber liquidiert wird. Ich hatte dann die Wahl einen auf beleidigte Leberwurst zu machen und mich beim Arbeitsamt zu melden oder die Stelle beim Konzern anzutreten. Natürlich habe ich bei Vertragsunterschrift betont, wie schwer mir der Wechsel fällt und dass mein aktueller Arbeitgeber einfach toll ist, der Konzern aber der geilste der Welt ist und man sich so eine Chance nicht entgehen lassen darf bla bla bla. Die waren auch echt froh, dass ich nicht nachtragend war nachdem ganzen Zirkus.
Hatte dort gute zwei Jahre und bin dann weiter gezogen. Hab es nicht bereut.
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