WiWi Gast schrieb am 21.12.2023:
Es dreht sich um die aktuellen Immobilienpreise, nicht von vor x-jahren. Für 2100€ Abtrag kannst du heute etwas über 400k finanzieren. Dafür bekommst du bei uns eine 80m2 Wohnung aus den 80ern. Miete für sowas, ca. 900€. Mach damit noch mal die Rechnung.
Welches Eigenkapital ? Ich habe Vollfinanziert (außer die Notar und Grunderwerbssteuer von 25K was ja eher süss ist).
Nochmal: Ich habe vorher 2100€ Kaltmiete gezahlt und zahle das gleiche Haus jetzt mit 2100€ Abtrag bei der Bank ab was ja ebenfalls viel ist.
Diese 2100€ und mehr hätte ich eh immer bezahlt bis zu meinem Lebensende weil wir uns einfach in dem Haus wohlfühlen und auch im hohen Alter dort leben wollen.
Also was soll ich da falsch gemacht haben ?
Mir geht es auch nicht darum das Haus zu verkaufen und nen Gewinn zu machen irgendwann. Mir geht es darum das ich mir im Alter sicherlich keine 2100€ Miete leisten werden kann. Das wird nicht reichen. Es wird so sein das ich genau diese 2100€ oder mehr ab dem Tag wo ich in Rente bin weniger bekomme durch die geringe Rente und somit aus dem Schneider bin und sich finanziell nichts ändert für mich.
Natürlich hab ich auch Eigenkapital aber das dient nur zur Sicherheit falls mal was ist also eine Art Rücklagen für alles incl. Haus.
Ich werde doch nicht mein Eigenkapital was ich über Jahre erspart habe dafür drauf gehen lassen das ich in der Rente mit diesem kompletten Eigenkapital meine Miete zahle bis zum Lebensende. Ich mache lieber tolle Urlaube damit oder verschöner den Garten.
Hab das Gefühl viele machen hier einen Denkfehler mit dem Eigenkapital. Als ob Immobilienbesitzer ihr komplettes EK ins Haus stecken :-). Da werden mal höchstens die 25K Nebenkosten bezahlt und gut ist. Die machen den Kohl auch nicht Fett.
WiWi Gast schrieb am 21.12.2023:
Du blendest in deiner Betrachtung leider die Hälfte aus. Eine Immobilie ist erstmal nichts anderes als einen Anlage aus finanzieller Sicht. Wenn du jetzt einen finanziellen Vergleich aufstellen willst, dann geht es nicht nur um die jetzige oder künftige Miete, sondern um die Gesamtschau und dazu gehören wahnsinnig viele Annahmen und daher ist eine pauschale Aussage nicht möglich.
- Aktuelle Miete vs. Monatliche Belastung beim Kauf
- Anlage der Differenz (Miete ist hier oftmals deutlich geringer)
- Notwendige Rücklagen bei Eigentum
- Entwicklung der Mieten
- Entwicklung der Immopreise
- Vermögensentwicklung im Alter (hier v.a. das für den Kauf eingesetzte EK und die angelegte Ersparnis bei Miete vs. Kauf)
Hierzu lassen sich noch Annahmen treffen (wie akkurat ist eine andere Frage), aber jetzt kommen die weichen Faktoren, die hier viele offensichtlich extrem hoch gewichten.
Dazu zählen die Aspekte, wie Unkündbarkeit bei Eigenbedarf oder Selbstverwirklichung ohne Zustimmung des Vermieters, aber für den Mieter auch eine höhere Flexibilität beim Umzug oder kein Risiko von gesetzlichen Vorgaben bei Renovierung, Heizung, etc..
Deine Betrachtung ist da viel zu kurz gedacht bzw. stark auf das Argument (welches nicht belegt ist) fokussiert, dass Mieten massiv steigen und daher im Alter eine massive Belastung droht
WiWi Gast schrieb am 21.12.2023:
Irgendwie reden alle aneinander vorbei.
Es ist doch logisch das jemand der eine selbstbewohnte Immobilie und diese vor der rente abbezahlt hat und zusätzlich dafür gesorgt hat das in den nächsten 20 Jahren keine extremen Renovierungen anstehen, in der Rente keinen Abtrag für das Haus mehr zahlen muss.
Das bedeutet er weiß jetzt schon das er nur die Nebenkosten zahlen muss, die ja überschaubar sind. Der Mieter weiß doch jetzt nicht ob er in 20 Jahre 1K, 2K oder 3K Miete zahlen muss weil er doch garnicht weiß wo die Mieten hingehen und wir der Wohnraum dann aussieht. Das bedeutet das der Mieter Blind in die rente läuft.
Hier wird auch immer so getan als ob man für eine eigene Immobilie immer 4K Abtrag monatl. zahlen muss. Muss man nicht. Man kauft sich etwas was man sich leisten kann. Diejenigen können ja auch keine Mietwohnung für 4K mieten.
Ich habe 8Jahre lang eine Miete für ein Haus von 2100€ gezahlt und seit letztem Jahr zahle ich 2100€ ab für genau dieses Haus was ich dem Eigentümer abgekauft habe.
Somit stehe ich sicherlich besser da in der Rente wenn es abgezahlt ist.
In Hannover bekomme ich für 400.000-450.000 € ETW mit 130 - 150 m2 mit Energieeffizienzklasse A-C, in guter Lage von Hannover mit hoher Ausstattung und neuwertigem Zustand (Baujahr 2014+, oder Kernsanierung 2018+) und vergleichbare DHH in Randlage.
Selbst im Speckgürtel von Hamburg (Norderstedt, Heimfeld, Allermöhe, Harburg etc.) bekomme ich für 400.000 - 450.000 neuwertige DHH/Reihenhäuser mit hochwertiger Inneneinrichtung und rd. 100m2
Und da bezahle ich Miete im Bereich von 1.500 €+ Kalt für vergleichbare Objekte, sofern solche Objekte überhaupt auf dem Mietmarkt sind.
Da kannst du dir deine Rechnung ja aufmachen.
30 Jahre Finanzierung zu durchschnittlich 4% (pessimistische Annahme) ergibt eine Zahlung i. H. v. rd. 680.000 € bei 400.000 € Kreditsumme (100% Finanzierung + 10% EK) bei einer Annuität von rd. 1.900 €
Deine Zinszahlung liegt also bei rd. 280.000 € über 30 Jahre. Ergibt eine Kaltmiete von rd. 780 €. Dazu kommt eine Investition von rd. 1,5% des Kaufpreises pro Jahr im Durchschnitt (pessimistische Annahme) für Instandhaltung. Das sind dann noch mal 500 € im Monat.
Dazu kommen deine Kosten für entgangene Erträge aus Kapitalvermögen. Wo stehen wir da? 40.000 € EK. Was haben wir da über 30 Jahre für eine Entwicklung nach Steuer bei einer Entwicklung von 6% bei thesaurierender Anlage? 230.000 € Endkapital. Wertentwicklung im Durchschnitt im Monat über 30 Jahre rd. 530 €.
Da bist du dann bei einer Kaltmiete bestehend aus Zins + entgangener Anlagegewinne + Instandhaltung bei rd. 1.800 €. Die restlichen Zahlungen sind reine Vermögensumschichtung.
Demgegenüber steht eine Wertentwicklung der Immobilie, welche wohl selbst bei pessimistischer Betrachtung (3% im Jahr in einer Großstadt) bei ständiger Instandhaltung bei rd. 600.000 € liegt
Deine monatlichen Zahlungen sind am Anfang etwas höher, aber langfristig deutlich niedriger. Das heißt am Anfang entgeht dir der Gewinn aus zusätzlichen Anlagen, aber am Ende hast du zusätzliche Gewinne aus mehr verfügbaren Anlagen. Das gleicht sich selbst im pessimistischen Szenario aus. Sodass man die Annuität über 30 Jahre als gleich zur Kaltmiete betrachten kann.
Da gewinnt das Eigentum sehr entspannt.
Eine solche Rechnung funktioniert natürlich nicht für jedes Objekt (viele sind maßlos überteuert) und ist natürlich auch von vielen Faktoren abhängig (Lohnentwicklung, Inflation, Mietpreisentwicklung, Hauspreisentwicklung, Zinsentwicklung, Entwicklung auf den Aktienmärkten).
Ich sehe aber momentan in Norddeutschland (Speckgürtel Hamburg, Hannover, Bremen, Lübeck, Schwerin, Kiel) enorm viele Objekte wo sich ein Kauf einfach ganz offensichtlich langfristig rentiert.
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