WiWi Gast schrieb am 19.04.2021:
Noch wandern sie aus, aber nicht mehr lange. Als jemand mit teilweise osteuropäischen Wurzeln weiß ich, dass die meisten Arbeitsmigranten von dort nie wirklich in D oder anderen Einwaderungsländern "ankommen", sondern ein paar Jahre größtenteils in ihren jeweiligen Communities ausharren und sobald genug Geld angespart ist, wieder in die Heimat ziehen und dort Häuser bauen.
Wenn jetzt mehr Jobs in Osteuropa entstehen (und da stimme ich der Einschätzung von ExBerater und Co. zu 100% zu), werden die Leute logischerweise nicht mehr in dem Ausmaß auswandern - zwar bekommen sie dann keine westeuropäischen Gehälter, DAX30 Controlling wird aber auch dort überdurchschnittlich zahlen, zu einem Drittel der Kosten in D, versteht sich.
Für Osteuropa wird das ein Riesengewinn werden, wenn die gut ausgebildeten jungen Leute anstatt direkt nach dem Studium abzuhauen im Land verbleiben. Und glaubt mir, die meisten von denen können Englisch/Deutsch (häufig beides) und BWLer werden auch dort en masse ausgebildet. Zudem sind die meisten dieser Länder Teil der EU (einige auch Teil der Eurozone), was die Auslagerung nochmal deutlich leichter macht.
WiWi Gast schrieb am 18.04.2021:
Hier der Grieche. Du kannst Südeuropa (GR, IT und ES) überhaupt nicht mit Osteuropa vergleichen. Was du sagst, stimmt wohl für Tschechien, Polen, Rumänien, Slovakien und andere Länder in Osteuropa. Stimmt. Und ich gebe dir etwas Recht. Aber macht es wirklich Sinn, nach Griechenland auszulagern, wenn Osteuropa die Steuer niedriger sind?
Und ich würde es mir nicht vorstellen, nach Griechenland heimzukehren. Die Gehälter in Polen sind jetzt höher als in Griechenland, zum Beispiel.
Für Akademiker ist es auch in Rumänien und Tschechien der Fall. In Deutschland gibt es viele Probleme, aber das Leben hier ist besser, wenn man Ambitionen hat. Gute Gehälter, niedrige Arbeitslosigkeit - trotz Corona. In Griechenland: Niedrige Gehälter, hohe Lebenskosten, Arbeitslosigkeit. Die Arbeitgeber haben das Sagen in Griechenland. Selbst wenn die deutsche Wirtschaft schwächeln würde, denke ich nicht, dass Einstiegsgehälter in DE für Masterabsolventen unter 40K fallen würden. Oder dass diese Gehälter in GR über 20K steigen würden. Man betrachtet 12K als ein ,,gutes Gehalt".
Du hast Recht für Osteuropa, aber für Südeuropa stimme ich dir nicht zu. Wenn sich der Ex Berater mit dem griechischen öD befassen würde, dann wird er mich verstehen.
Momentan ist es halt so, dass viele Freunde und Bekannte von mir es vorhaben, entweder nach BE oder nach dem Abschluss ins Ausland zu ziehen. Zielländer sind NL, DE und sogar FR pour les francophones. Vielleicht werden viele nach Osteuropa ziehen. Aber nach Griechenland werden Nomaden, Irren oder manche Spezialisten ziehen. Für den Rest, Griechenland ist eine Wüste. Wenn du nicht bei der Schifffahrt (und zwar auf Schiffe, denn die Büros sind so beliebt, sodass es verdammt schwierig ist runterzukommen), der Landwirtschaft, beim öffentlichen Dienst, im Tourismus landest oder wenn du kein Informatiker bist, Griechenland hat nichts für dich. Ich mag Credit Risk Management und die Banken in GR sind pleite. Was soll ich tun? Wieder nach GR ziehen und hoffen, bei einer Reederei runterzukommen oder Berufssoldat werden? Oder in DE bleiben, wo ich eine echte Chance für mein Traum habe? Die Polen in meiner Position können heimkehren. Die Tschechen auch. Aber ich sehe immer mehr Griechen und Italiener und Spanier hier in FFM: Das sagt einiges.
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