WiWi Gast schrieb am 22.01.2020:
Für mich ist das HF-Leben nicht sehr attraktiv.
HF-Typ: hat einen Doktortitel, um in die HF-Industrie einzusteigen (ist daher wahrscheinlich 30), Nerd, kein Spaß, auch mit Geld nicht attraktiv für Damen
Ich: WHU BSc, 23, durchschnittliche Intelligenz, aber sehr fleißig und motiviert, 4x 3 Monate des Lebens geopfert (M&A-Praktika) und werde dieses Jahr als BB Analyst anfangen. Partys, Frauen, Austauschsemester, Reisen, Fitness.... Ich werde noch 2-3 Jahre meines Lebens opfern und versuchen, ins PE einzusteigen. An meinem 30. Geburtstag werde ich (hoffentlich) in der Lage sein, das Recht auf PE Carry zu haben.
Welches Leben würdet ihr leben?
Ich bin (war) selbst WHUler, kenne so einen "HF-Typ" (Verwandtschaft) und würde ganz ehrlich sofort mit dem tauschen. Mir ist selbst bewusst, dass ich in Mathe nicht stark genug bin, und mir es auch keinen Spaß machen würde, ständig an Quant-Problemen zu arbeiten, aber wenn sowas einem Freude bringt und man gut darin ist (gibt ja genug Leute von der Sorte) ist es der Traum. Die meisten Leute mit PhD in diesem Bereich steigen heutzutage mit 25 ein (häufig früh eingeschult, Klassen übersprungen, usw.), hatten in den frühen 20ern noch eine richtig gute Zeit (viel akademisch gereist usw., viele Freiheiten genossen). Machen dann dort im Endeffekt nicht viel anderes als forschen, landen nach 3-5 Jahren bei 50h/Wo bei einem siebenstelligen Gehalt, und sind da längst schon unersetzbar. Selbst wenn der Fund pleite geht - irgendwo gibt es immer Bedarf, und wenn nicht, dann wird man eben von Google mit offenen Armen empfangen.
Währenddessen ist im IB gehaltstechnisch ganz schnell Schluss, und um tatsächlich bis zum MD durchzuhalten, muss man schon eine gehörige Portion Masochismus mitbringen. PE wird als der heilige Gral gefeiert, aber die Leute realisieren schnell, dass es letztlich vom Regen in die Traufe geht, und dass der Job genauso besch*ssen ist wie M&A. Hours sind einen Tick besser, aber der Stress ist härter, und der Großteil der Leute, die es bereits so weit geschafft haben, sieht nie im Leben eine signifikante Menge an Carry. Bekannter wurde letztens willkürlich als Assoc 2 bei Blackstone rausgekickt. Hat natürlich direkt einen anderen Job gefunden, allerdings bei einem MM - du bist auch im PE extrem schnell zu ersetzen.
Besser sieht es dagegen im VC aus - da kann man sich schon ganz nette Arrangements mausern, aber die Zufallskomponente ist recht hoch.
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass viele HF-Guys früher oder später ihren eigenen Fund aufmachen, was im PE absolut nicht der Fall und auch nicht so einfach möglich ist. Selbst wenn der Carry im PE irgendwann kommt, sind die meisten Leute bereits Ende dreißig oder Anfang vierzig, meist unverheiratet. Wer es wirklich bis dahin durchhält und in Kauf nimmt, dass man wahrscheinlich ein Jahrzehnt früher den Löffel abgibt als der DAX30 Sachbearbeiter, kann sich ab dann tatsächlich noch so etwas wie ein schönes Leben machen.
Bei HFs und HFTs gibt es dagegen keine Altersgrenzen und kaum Hierarchien, weil du als Quant direkt von Jahr 1 an massive variable Gehaltsbestandteile hast.
Der Haken - und darüber wird hier wohl nicht geredet - ist, dass wir bei den "echten" Quants von einem viel kleineren Perzentil reden. Selbst bei Blackstone, KKR, usw. laufen immer noch vergleichsweise viele Leute rum, während die Core Quantteams bei großen HFs meist nur aus einer Handvoll Leuten bestehen.
Du hättest dich mit deiner Disposition gut vor fünfzehn, sechzehn Jahren gemacht. Damals konntest du noch als BWLer aus Deutschland ohne Probleme an der Wall Street einsteigen, es gab unzählige Prop Shops, wo sich "einfache" WiWis dumm und dämlich verdient haben, und Grenzen zwischen Industries waren insgesamt fließender als heute. Durch die allgegenwärtige Vernetzung und Globalisierung kommt man mit Fleiß und ohne Begabung heute nicht mehr weit. Und die richtig dicken Zeiten für die Machine Learning Leute sind noch nicht einmal ansatzweise angebrochen.
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