Lounge Gast schrieb:
Lieber Bundesbeamter im gehobenen Dienst,
was sind wir nicht alle froh, daß es so qualifiziertes
Personal, ohne Hochschulabschluß und jegliche Ahnung von dem,
was es bedeutet, zwei juristische Staatsexamina abzulegen,
wie Sie gibt!
Es ist offensichtlich, daß wir die bahnbrechenden Erfolge
unserer Verwaltung mit rund 600.000 Antragsrückständen
solchen Genies wie Ihnen verdanken.
Ja und Sie haben auch richtig erkannt, daß das BAMF, ja der
ganze Bund, auf Seiteneinsteiger wie uns, in den höheren
Dienst, wo wir Leute wie Sie durch die Gegend schubsen, damit
der Laden in Schwung kommt, gewartet hat. Ich persönlich
brenne schon darauf, als Ihr Vorgesetzter Ihren etwas träge
gewordenden Hintern so in Schwung zu bringen, daß Sie die
Zeit für ähnlich herablassende Botschaften entweder nicht
mehr finden oder wegen Ihrer Frühpensionierung das ganze
Forum übernehmen können.
In jedem Fall dürfen Sie sich unter die Kategorien
"Fehlbesetzung des Jahrhunderts" rechnen.
Glauben Sie mir, ich finde Sie und das war dann der letzte
schöne Tag in Ihrem Beamtenleben!
Viel Spaß und Spannung bis dahin
Na na na, ich bin zwar nicht derjenige, den Sie meinen, aber Ihr Post ist äußerst unglücklich! Zunächst einmal hat das BAMF nur eine geringe Schuld an den Rückständen! Das BAMF schreit schon mindestens seit 2013 nach mehr Personal und wurde seither stets ignoriert. Wenn nun die halbe Welt plötzlich zu uns will und man das nicht mehr bearbeiten kann, weil weder genug Liegenschaften noch Personal vorhanden sind, dann liegt die Schuld woanders. Wenn man den öD immer nur abbauen möchte, darf man sich nicht wundern, wenn er mit solchen Extremsituationen nicht umgehen kann.
Sie haben aber Recht, dass die Hausleitung tatsächlich auf Leute wie Sie wartet, die als Wadenbeißer Zahlen bringen wollen. Lassen Sie sich nur eins sagen: Sollten Sie glauben, dass sich Beamte so durch die Gegend scheuchen lassen, dann wird es für SIE nicht leicht werden! Beamte sind der Einhaltung von Gesetzen verpflichtet und stehen persönlich gerade, wenn sie vorsätzlich oder grob fahrlässig dagegen handeln. Der Zweck des Beamtentums ist es ja gerade, für Stabilität in der Verwaltung zu sorgen und sich nicht vom politischen Zeitgeist treiben zu lassen! Ihr Einfluss als Führungskraft auf diese Mitarbeitergruppe ist daher naturgemäß beschränkt. Wenn Sie nun in die Behörde kommen, möglicherweise ohne Erfahrung im Asylbereich, dann können Sie eher froh sein, wenn Sie die Stammbelegschaft hinter sich wissen! Sich mit den Beamten anzulegen, wird Sie nicht zum Ziel führen, da stehen die drüber. Die können "Dienst nach Vorschrift" machen oder Krankenscheine in Serie bringen, wenn man sie ärgern will. Die Beamten sind aber die wahren Experten in dem Laden, die meist am längsten da sind und die Vorschriften und Prozesse bestens kennen. Es ist unklug, sich mit denen anzulegen! Wenn man eine motivierte Belegschaft hat, hat man im öD als Führungskraft ein ruhiges Leben, weil der Laden dann von selbst läuft. Jeder weiß was er zu tun hat und in Abwesenheit von Konkurrenz- und Gewinnmaximierungszwängen lebt es sich so für alle Beteiligten recht ruhig. Bringt eine übermotivierte Führungskraft da Unruhe rein, geht es schleichend dahin. Krankenscheine, Versetzungsgesuche und generelle Unzufriedenheit. Mehr Quantität führt fast schon zwingend zu weniger Qualität, die Quittung gibt es dann von den Gerichten und in Form schlechter Presse.
Wem Sie in den Arsch treten können und sollen, sind die neuen, befristet beschäftigten Mitarbeiter! Wenn man auf eine Perspektive hofft und einen guten Eindruck machen möchte, lässt man sich vieles gefallen. Darauf spekuliert man. Im BAMF werden demnächst auf 1 verbeamteten oder mit Dauervertrag beschäftigten Entscheider 2-3 befristet Beschäftigte kommen, im Bereich des mittleren Dienstes wird der Anteil der Befristeten sogar noch größer sein. Hier besteht (leider) das Potential, an der Schraube zu drehen...
Dennoch bedeutet eine Führungskraft zu sein im öffentlichen Dienst etwas ganz anderes als in der freien Wirtschaft! In der freien Wirtschaft mag man Mitarbeiter hier und da als Leibeigene betrachten, da man leichter entlassen, rausekeln oder auf irgendeine blöde Stelle setzen/versetzen kann. Im öD sind die Befugnisse einer Führungskraft weitaus geringer. Weitaus! Wer das nicht versteht, dem wird man das Leben dort schwer machen, weil das Pendel dann wieder zurück schlägt. Mit anderen Worten: Scheiße kann hier auch mal von unten nach oben fallen! Und wenn Gerichte oder der Personalrat aktiv werden, kommt die Scheiße manchmal auf Europalette zurück ins eigene Büro! Die bessere Strategie ist es, die Mitarbeiter als Verbündete zu betrachten, denn das sind sie wenn es darum geht, gute Zahlen zu bringen! Eine gute Führungskraft steuert da nach, wo Verbesserungspotentiale sind und sorgt für einen geschmeidigen Ablauf in einer guten Atmosphäre. Wer meint, er erreicht sein Ziel durch "Antreiben", macht sich selbst das Leben schwer!
antworten