Was erzählst du da!? Natürlich ist man "Versicherungsvertreter"! Das, wovon du schreibst, ist ein Versicherungsvermittler, der nach §84 HGB handelt. Tatsächlich ist die Stelle, die man antritt als "Kundenbetreuer", sogar noch viel weiter unten als das. Das hast du in deinem Beitrag recht deutlich dargestellt.
"Ein BWL-Studium" soll "ganz gut" sein für eine Versicherung!? Ich bitte dich! Mit einem BWL-Studium ist man für diese Branche um ein vielfaches überqualifiziert, denn noch immer machen Hauptschüler Karriere. Dass ihr gerne Absolventen ködert, kann ich allerdings gut verstehen, man braucht ja schließlich auch ein paar Perlen vor die Säue.
Die "internen Qualifikationen" interessieren mich nicht, aber welche externen Ausbildungen und IHK-Prüfungen (beides plural) absolviert man denn? Namentlich bitte!
Und wie viele davon sind nur für Akademiker zugänglich und nicht für Hauptschüler (noch einmal namentlich bitte!).
Ich soll nicht richtig nachgefragt haben, was die Spezialistenrolle anbetrifft!? Stimmt wahrscheinlich! Wenn man in einem solch unprofessionellen Umfeld sitzt, in dem US-Krimiserien nachgespielt werden, spart man sich wahrscheinlich die ein oder andere präzisere Frage und zieht das Gespräch nicht auch noch unnötig in die Länge.
Wir wissen immernoch nicht, was man in diesem Programm verdient (wie weiter oben schon einmal beschrieben, wird es Bewerbern verschwiegen), sollte es aber spätetestens ab der Führungskraftfunktion (nach der Spezialistenfunktion) nicht bei einem Fixum von mindestens 80k/p.a. liegen, ist das ganze Programm meiner Meinung nach keine seriöse Karrierechance. Da bei dieser Frage stets ausgewichen wird, lässt sich dieses auch leicht vermuten.
Man kann einige AMPler auch Xingen und sehen, was sie sonst so gemacht haben, bevor sie mit dem Programm begonnen haben. Googelt man dann auch noch ihre ehemaligen Arbeitgeber findet man sich in Foren wieder, die genau diese als unseriös bezeichnen. An dieser Stelle muss man nur noch 1 und 1 zusammenzählen.
Lounge Gast schrieb:
"Ach, und es ist keine Strategie ein
"Stressinterview" zu führen!? Wieso zeigen denn die
Herren nicht ihr wahres Gesicht und sagen, dass man
"Versicherungsvertreter" wird. Stattdessen wird es
"Kundenbetreuer" und "Spezialist"
genannt. Auch diese Argumentation ist so lala..."
Bislang konnte ich dir bei vielem folgen, aber dieser
Kommentar zeigt, dass du einige Wissenslücken bzgl. der
Tätigkeiten im Versicherungssektor hast. Hier möchte ich
etwas Fachwissen beisteuern.
Du wirst kein Versicherungsvertreter, denn ein
Versicherungsvertreter ist ein selbstständiger
Handelsvertreter der als Repräsentant einer
Versicherungsgesellschaft (ausschließlich) deren Produkte
vertreibt und eine zugewiesene Gruppe an Kunden im Auftrag
der Gesellschaft betreut.
Dies werden zu dürfen ist bei manchen Gesellschaften
einfacher, bei anderen schwerer. Ein BWL-Studium wäre sicher
ein guter Anfang, aber reicht bei weitem nicht aus. Gefordert
werden immer bestimmte externe Ausbildungen sowie interne
Qualifizierungen. Des Weiteren muss man sich einige Jahre bei
der Gesellschaft bewährt haben, vorzugsweise im Vertrieb mit
sichtbaren Vertriebsleistungen (Zahlen, Abschlüsse), aber
auch im Hinblick auf Verlässlichkeit und einer reifen
Persönlichkeit mit gefestigtem Charakter- und Erscheinungsbild.
Einfach so überlässt einem keine Gesellschaft einen großen
Kundenbestand. Die Allianz kennt zwei Ausprägungen eines
Versicherungsvertreters: Generalvertreter und Hauptvertreter.
Ein Kundenbetreuer ist hingegen ein Angestellter, der
entweder bei einem Versicherungsvertreter (einer Agentur)
oder der Versicherungsgesellschaft selbst angestellt ist.
Seine Rechte und Pflichten sind ganz andere, als die eines
selbstständigen Versicherungsvertreters. Insbesondere hat er
ein deutliches niedrigeres betriebswirtschaftliches Risiko.
Die Aufgabe eine Kundenbetreuers kann unterschiedlich
ausgeprägt sein. Ist er/sie bei der Versicherungsgesellschaft
angestellt, dann sind die Aufgaben meist nur der Verkauf von
Finanzprodukten. Ist er/sie bei einer Agentur angestellt,
sind die Aufgaben i.d.R. umfangreicher. Neben der
selbstverständlichen Vertriebstätigkeit (Produktverkauf) kann
auch die Agentur Unterstützung verlangen bei
Schadenbearbeitungen, allg. Kundenservice, Administration,
Empfang/Telefonie usw.
Der Spezialist wiederum ist Angestellter der
Versicherungsgesellschaft. Er/sie ist meist einige Jahr bis
teilweise Jahrzehnte dabei. In dieser Zeit hat er/sie auch
einige Zeit als Kundenbetreuer gearbeitet und dabei alle
Finanzprodukte der Gesellschaft kennengelernt. Als Spezialist
ist er aber fokussiert auf eine einzige Sparte, z.B. das
Krankengeschäft oder Fondsanlagegeschäft etc. Das heißt er
hat im Gegensatz zum Versicherungsvertreter und
Kundenbetreuer keinen originären Betreuungsauftrag für
einzelne Kunden. Stattdessen steht er den
Versicherungsvertretern und Kundenbetreuern für
beratungsintensive Aktionen zur Verfügung, begleitet sie zu
Kundenterminen oder bildet sie in seiner Sparte aus.
Gleichzeitig hat er einen Vertriebsauftrag, jedoch nur für
seine Sparte, mit eigenen Verkaufszielen.
Du siehst also, die Herren haben vollkommen Recht, dass sie
sagen, dass du kein Versicherungsvertreter wirst. Sondern
eben Kundenbetreuer. Plus zu Beginn sicher auch eine
umfangreiche Ausbildungs- und Qualifizierungszeit. Bei der
Allianz beträgt diese wohl 2 bis 3 Jahre, je nach Programm.
Hiernach haben sie dir scheinbar die Option aufgezeigt, dich
zum Spezialisten weiter zu entwickeln (was weitere interne
Qualifizierungen bedeuten würde). Dieses Karrierepaket haben
sie dir wohl eher schlecht erläutert oder du es schlecht
verstanden. Jedenfalls hast du auch nicht genügend
nachgefragt, um es abschließend zu verstehen.
Noch mal ein Wort zur Ausbildung und Qualifizierung im
Versicherungssektor in den ersten Jahren. Zum einen muss man
mehrere IHK-Prüfungen absolvieren, zum anderen muss man
etliche interne Qualifizierungen und Produktschulungen
durchlaufen. All dies ist elementar, um überhaupt langfristig
im Vertrieb oder auch im Underwriting eines
Finanzdienstleisters arbeiten zu können. Mehr und mehr wird
ein Verständnis hierüber aber auch von Personalern und
Innendienst-Sachbearbeitern gefordert - und noch mehr von
Marketingprofis und Consultants. Das man nebenbei von Anfang
an auch zu ca. 50% voll im Vertriebsalltag steckt ist
selbstverständlich, denn man tritt ja eine Karriere und
Position im Vertrieb an. Auch will die Gesellschaft möglichst
zeitig die Leute rausfiltern, die das harte Vertriebsleben
nicht aushalten wollen bzw. können. Und Vertrieb ist in jeder
Branche immer belastend. Nur wenige halten es aus, noch
weniger können es wirklich gut. Nur deshalb verdient man im
Vertrieb auch über alle Branchen hinweg so gut. Die Zeiten in
denen ein herausragender Handwerksgeselle nebenbei noch
Versicherungen verkauft sind vorbei, beraten hat er sowieso
niemals. Und um beraten zu können braucht man neben einer
fundierten Ausbildung (Studium, kaufm. Ausbildung etc.) viele
Jahre an Produktschulungen und Seminaren sowie Erfahrung im
Umgang mit den IT-Systemen, internen Prozessen,
Schadenverläufen, Renta-Berechnungen usw. Insbesondere aber
auch erlebte Erfahrung im Umgang mit Kunden. Gerade im
Versicherungssektor können Kunden unglaublich traurig und
geschädigt sein, und kommen genau dann oder auch deswegen zu
dir. Zum Beispiel wenn ihnen das Haus abgebrannt ist oder das
Kind vom Auto überfahren oder der Kunde ist berufsunfähig
oder der Lebenspartner im Ausland schwer verunglückt u.v.m.
Daneben bedeutet Vertrieb immer eins: Du vertrittst die
Gesellschaft. Egal was schlecht oder gut läuft, der Kunde
wird es an dir auslassen, du wirst es abkriegen. Und Kunden,
insbesondere im Privatkundensektor, kennen oft keine
Feierabendzeiten. Vertriebler können wenn sie wollen
regelmäßig 24/7 arbeiten, auch am Wochenende, auch im Urlaub.
Die ersten Jahre im Vertrieb bringen dir also viele
Erkenntnisse und eine enorm hohe Lernkurve bzgl.
Finanzprodukten. Die Produktvielfalt ist gigantisch (bedenke
auch Industrie- und Firmenversicherungen) und das
Hintergrundwissen über die diffusen deutschen (und teilweise
europäischen) Sozialversicherungssysteme muss mindestens
sitzen - darüber hinaus gibt es natürlich noch viel mehr zu
wissen, aber viel mehr ist für die ersten Jahre kaum drin.
Das du nebenbei natürlich auch täglich 15 Kunden anrufst,
Termine ausmachst, Tarifierungen durchführst und besprichst,
ist die Subroutine eines jeden Vertrieblers. Genau dies macht
heutzutage aber vielen zu schaffen bzw. lehnen viele für sich
ab - und das ist völlig in Ordnung, nicht jeder muss alles
mögen oder können.
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