TE hier.
Danke, Daanke an den Verfasser dieses Kommentars:
Das ist doch Satire, oder? Falls nicht, würde ich mir überlegen, ob mein Selbstbild irgendetwas mit der Realität zu tun hat, denn im Grunde genommen ist dein Leben ein einzelnes Scheitern.
Extrem stechen vor allem zwei Dinge heraus:
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Egal ob Abitur, Studium, Arbeit oder nur der Gang zu einem AC: Du bereitest dich weder gründlich vor, noch scheinst du ernsthaft und kontinuierlich arbeiten zu können. Du wirkst wie ein "Highlight-Hascher", der zu Routinearbeiten völlig unfähig ist. Das lässt sich zumindest, meiner Meinung nach, aus deinen Ausführungen lesen und da du nicht mehr der jüngste bist, wird es da auch keine Entwicklung mehr geben.
- Leider lässt sich deinem Beitrag auch nicht entnehmen, ob du wenigstens ein guter Blender und Selbst-Vermarkter bist. Du behauptest das zwar, aber du bist ja auch bei einem AC für eine Versicherung gescheitert und in diesen ACs werden bekanntermaßen zu 70% nur soziale Fähigkeiten (Soft Skills, Erläuterung von Inhalten, Präsentationen, Auftritt, simulierte Gespräche mit Vorgesetzten, Mitarbeitern oder Kunden) abgeprüft. Demnach ist deine Wirkung nach Außen viel schlechter als du annimmst.
Meiner Meinung nach, wirst du keine großen Chancen auf den Arbeitsmarkt mehr haben, wenn du dich nicht radikal in deiner Einstellung änderst, allerdings glaube ich eher, dass dein Beitrag Satire ist, oder?
Bis jetzt war ich Fan, von dem Poster, der glaubt, ich würde die Bude rocken, aber seit diesem Kommentar hier, bin ich dein Fan, denn genau darum geht es mir. In einem Umfeld zu sein, in dem kritische (ich habe es zuvor ?intelligente? genannt) Menschen sich befinden und diese auch Ihre Bedenken äußern. Natürlich ist mein Kommentar komplett überzogen, ich schreibe aus dem Gedächtnis einfach heraus über Dinge, die ein halbes Jahrzehnt her sind. Zu dem Zeitpunkt, als ich die Vorstellungsgespräche hatte, hatte ich die Intention, in diesem Bereich auch möglicherweise etwas zu machen, mein CV war zu diesem Zeitpunkt perfekt für eine Versicherung: Abiturient mit relevanter Erfahrung, im Studium zwar gescheitert, aber das reicht allemal. Bis zum AC hatte ich allerdings meinen Folgestudienplatz schon sicher (was ich bei der Ausführung des obigen Kommentars schlicht vergessen hatte) und bin dann einfach mal so zu AC gegangen, rein aus Interesse. Nun ja, es war eine Farce. Ohne zu wissen, was ein AC ist, kommt man sich vor wie auf einer Showbühne. Und was macht man auf einer Showbühne? Show.
Mich interessiert an dieser Stelle, wie lange du schon im Beruf bist und in welcher Branche du tätig bist (notfalls auch grob)? Das gleiche auch für meinen Befürworter weiter oben nach Möglichkeit.
Zur Frage, ob ich blenden kann, kommt es darauf an, was du unter blenden verstehst. Die Wahrheit zu meinen Gunsten drehen: ja, regelmäßig. Lügen: aus meiner eigenen Sicht, nein. Moralisch falsch. Bin ich objektiv ein Lügner: weiß ich nicht. Sofern eine Diskrepanz besteht zwischen meiner eigenen Sicht auf mich selbst und wie mich andere wahrnehmen, bin ich objektiv vielleicht ein Lügner. Ich weiß es wirklich nicht. Ich sehe mich selbst nicht als solcher, Moral eben. Blenden, um Gesetze zu übertreten? Niemals! Ich bin einmal mit 13 km/h zuviel geblitzt worden und konnte nachts deswegen nicht schlafen. Ich war froh, als ich die 15? für die Lappalie bezahlt hatte. Und das obwohl ich wusste, dass an dieser Stelle nur geblitzt wird, um schnell Kasse zu machen. Aber was macht ein guter Verkäufer? Er formt die Nachteile seines Produkts/seiner Dienstleistung zu Vorteilen, welche die eigentlichen Stärken des Produkts um Meilen übertrumpfen. Was macht ein schlechter Verkäufer? Er argumentiert mit ein paar Stärken des Produkts und verschweigt die Schwächen bzw. geht Nachfragen diesbezüglich aus dem Weg. Ich würde diesen aus meiner Sicht schlechten Verkäufer auch einen Lügner nennen. Liest der Kunde im Nachhinein die Bedingungen, erlebt er sein blaues Wunder.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass dies hier mein vierter Kommentar ist in diesem Thread, der dritte dabei vor dem zweiten online war. Die Gründe dafür spielen keine Rolle.
Ich hatte also aus dem AC gelernt und mich ein paar Jahre später bei einem DAX30 für Praktikum beworben. Ich wurde eingeladen und wusste, dass es um Soft Skills geht. Nun saß ich da und wartete auf mein VG, was sich um 45 Minuten verzögerte. Ich saß da inmitten des DAX30-Gebäudes, in der Mitte ein riesiger Springbrunnen, drum herum auf mehreren Etagen Mitarbeiter sichtbar, scheinbar Analysten (ist es das, was man Front-Office nennt?). Ich beobachtete einfach ihre leeren Gesichter und wie sie verträumt in Richtung Springbrunnen starrten. Einige Mitte 30, einige vielleicht Ende 40. Sie haben da gesessen und geträumt. Einer hat Minuten am Stück auf den riesigen Springbrunnen geschaut. Glücklich war er nicht. Ich ziehe da eine Verbindung zu dem Film Colleteral, bei dem Jamie Foxx einen Taxifahrer spielt und davon träumt ein Limousinenunternehmen zu gründen, aber es nicht macht und nie machen wird.
Naja, irgendwann wurde ich abgeholt zum VG und Soft Skill mäßig mag alles in Ordnung gelaufen sein in den ersten Minuten. Aber auch nur dann. Das Gespräch wurde fachlich und ich bin untergegangen. Ja, mal wieder. Hatte ich mich vorbereitet? Nein. Nur Soft-Skills- mäßig was drauf haben, aber anders machen als im AC damals, habe ich mir gedacht. Was sollte ich auch vorbereiten? Ich hatte einfach die Nummer des Unternehmens ein paar Wochen vorher gewählt und mich nach einem Praktikumsplatz erkundigt, auf den ich mich beworben habe, ohne dass er je ausgeschrieben war. Hätte ich die ganze Firmenhistorie und die ganze Webseite lernen müssen? Ich bewerbe mich als Praktikant, der nichts weiß und was lernen will, ich bewerbe mich nicht als Fachkraft. Über die Position im Unternehmen wurde im ganzen VG nicht einmal gesprochen. Nicht einmal angedeutet. Wir haben Small-Talk geführt, bis es ins fachliche ging. Und in dem war und bin ich nicht gut.
Eine Woche später kam die Absage per E-Mail. ?Wir können Ihnen leider keinen Praktikantenplatz anbieten. Bewerben Sie sich gerne wieder in unserem Unternehmen.? Für einen Bruchteil einer Sekunde habe ich das sogar ernst genommen. Im Prinzip ist es aber eine Standardfloskel und zwar genau die gleiche, die der Vorgesetzte seinem Arbeitsbienchen sagt, nachdem es alle Aufgaben in seinem Gebiet beherrscht und zum Aufstieg bereit ist. ?Wir können Ihnen leider keine Beförderung anbieten. Versuchen Sie es nächstes Jahr wieder.? Oder so ähnlich. Genau das sind die Analysten die in ihren Vierzigern auf den sprudelnden Springbrunnen schauen. Und das seit Jahren.
Weshalb bin ich fachlich schlecht? In dem ersten Beitrag habe ich es kurz angedeutet, ich erwarte ein ?mehr? hinter der Materie. Ich habe damals in der Vorlesung ?Konzernrechnungswesen? gesessen. Es war die erste Vorlesung im laufenden Semester und ich kam, schlaftrunken von den Semesterferien, natürlich zwanzig Minuten zu spät (sowas mache ich nur in der Ausbildungs-/Schul-/Studienzeit, bei praktischen Tätigkeiten kann ich mein Zuspätkommen/-nicht pünktlich erscheinen in den letzten 10 Jahren an einer Hand abzählen). Der Professor, als Langeweiler gefürchtet, ist schon inmitten seiner Vorlesung. Irgendwann kommt ein solcher Satz über seine Lippen: ?Für Sie als Studenten der Betriebswirtschaft ist die Bilanzierung das mitunter wichtigste in Ihrem Leben. Das HGB/IFRS muss für Sie eine Wirkung haben, wie eine Spritze Heroin für einen Junkie.? Ich habe meine Sachen gepackt und bin gegangen. Mein Kommilitone neben mir hat Tränen gelacht, ob das mein Ernst sei, zwanzig Minuten zu spät zu kommen und nach 15 Minuten Besuch der Vorlesung wieder zu gehen. Ja, war es. Und ich stehe auch dahinter. Ich war bis zur Klausur nicht einmal in der Vorlesung, habe keine alte Klausuren in der Hand gehabt zum Lernen, sondern habe mich einfach in die Klausur gesetzt und logisch aus Unternehmersicht nachgedacht. Eine Aktiengesellschaft darf Ihre Aktiva nicht größer schreiben als sie sind wegen Gläubigerschutz und Gesetzen. So oder so ähnlich habe ich ihm das ?Niederstwertprinzip? erklärt. Abgeleitet davon habe ich ihm die Passivseite erklärt. Mit absoluten Laienbeispielen. Habe die Prüfung mit 3,7 im ersten Versuch bestanden. Soll er sich sein HGB und IFRS doch selbst spritzen.
Im Übrigen gab es diese Top-performer, von denen hier die Rede ist. Um genau zu sein zwei Stück in meinen Kursen. Ein junges Mädchen, welches überall Einser schrieb und im Ausland war (Auslandsemester/kein Praktikum). Sie hat den Master gemacht, wahrscheinlich promoviert sie gerade und geht in die Forschung. Oder wird selbst Dozentin. Die Unternehmen träumen von ihr. Ich hoffe für sie, dass sie in der Wissenschaft bleibt, die Unternehmen würden sie auch nur kaputt machen. Auch ein junger Kerl mit Migrationshintergrund, ähnliche Geschichte. Nicht nur Einser, aber sehr kommunikativ. Hat die Dozenten stellenweise vorgeführt. Hat auch Top-Master gemacht mit Auslandspraktikum, das letzte Mal als ich von ihm gehört habe, hat er als Kellner nach dem Studium gejobbt. Es reizt ihn alles nicht. Auslandspraktikum war bei großer WP, dort will er nicht nochmal hin. Zu monoton sagt er. Und er ist 5 Jahre jünger als ich.
Headhunting war hier kurz ein Thema. Kenne ich schon. Ich las eine solche Stellenanzeige und wusste sofort: das passt! Zudem hat jemand aus meinen Jugendbekanntschaften Karriere gemacht in diesem Bereich. Und wenn er das kann, warum sollte ich das nicht können? Also habe ich mich auf Headhunter beworben. Ich weiß, wie die Dinge laufen. Ich werde zum Telefoninterview eingeladen und erwarte gespannt, wie jemand einen Fragebogen abliest. Das wissen viele Bewerber nicht. Beim Telefoninterview liest einer da einfach einen Leitfaden runter, wann immer man stottert oder unsicher klingt, wird nachgebohrt. Nicht mit mir. Ich habe mir alle Telefoninterview Klassikerfragen aus dem Internet kopiert und habe den Gegenleitfaden direkt vor mir liegen. Sie weiß natürlich nicht, dass ich das weiß. Stellt sie mir eine Standardfrage, gebe ich eine ungewöhnliche, aber inhaltlich perfekte Antwort. Kommt mir spontan keine Antwort, leite ich einfach von Thema ab, erzähle etwas aus der Weltgeschichte, notiere mir dabei den Inhalt der Frage stichwortartig. Irgendwann komme ich von dem Gespräch aus der Weltgeschichte zurück und gebe eine 0815 Antwort auf die Frage, die sie zwischenzeitlich schon vergessen hat. Sie ist total begeistert, dass ich mich an Ihre Frage überhaupt noch erinnern kann. Im Großen und Ganzen war das Telefoninterview also praktisch kaum auf mich bezogen, wir haben uns glaube ich 25 Minuten über die Skyline von Shanghai unterhalten. Ich war noch nie in Shanghai. Das zweite Telefoninterview war etwas krasser. Die Inhalte der Fragen nenne ich hier mal nicht, aber diese waren alles andere als Standard. Nun war ich als Headhunter zum VG geladen, saß wartend in einem kleinen Beratungszimmer. Irgendwann bekam ich eine Meldung. Ich werde umgesetzt in ein anderes Zimmer. Um genau zu sein ein Konferenzsaal. Der größte, den sie hatten. Die Konferenzsäle waren nach Hauptstädten benannt und ich durfte in den größten. Eigentlich auch eine Farce. Wie es gelaufen ist, will ich im Detail nicht verraten. Es war äußerst dubios und derjenige, der mich schon einen Satiriker schimpft, würde an dieser Stelle kollabieren. Eine Bloßstellung und zwar nicht die meinige. Im Nachhinein war ich unsicher, ob ich nicht zu jenem Zeitpunkt schon durchgefallen war, als ich in den Konferenzraum geführt wurde, allerdings spricht vieles dagegen. Zum Arbeitsverhältnis ist es nicht gekommen, ich hatte u.a. hier im Wiwi-Treff gelesen, dass es eine No-Exit-Branche ist.
Vielleicht habe ich einfach nur eine komplett falsche Ansicht auf alles. Kann sein. Gut möglich. Aber ich bin bei Weitem nicht der einzige mit dieser Einstellung. Hauptsächlich Leute, die einen internationalen Hintergrund haben, kennen diese Hürden. Jemand, den ich auch schon seit Jahrzehnten kenne, etwas älter als ich, war auf deutschen Gymnasien eine Niete. Hat also in Kalifornien Abitur gemacht. Einfach nur mal, um vor der Schule surfen gehen zu können. Abitur ist in Deutschland nicht anerkannt worden, also im Ausland studiert, promoviert, mittlerweile knapp sechsstelliges Gehalt und unzufrieden. Chronisch. Seine Ursprünge liegen in drei verschiedenen europäischen Ländern. Er versucht seine Stelle loszuwerden und phantasiert von einer deutschen Großstadt, in der er unbedingt leben will. Für mich als Außenstehenden kompletter Irrsinn. Er hat doch alles!? Wenn ich ihn frage, wofür er in seinem Beruf alles zuständig ist, kann er mir keine klare Antwort geben.
Ja, es gibt ?Highlight-Hascher?. Man hat Ziele und man scheitert auf dem elementaren Weg dorthin. Einige nutzen ihr Potenzial eines Tages, andere nicht. Ich denke, ich bewerbe mich einfach jetzt auf einen simplen Job, den ich ausüben kann. Gehaltsvorstellung 24-30k. Einfach mal nur schrubben gehen. Sich einfach mal kaputt machen lassen. Einfach so. Master kann ich machen, wenn ich mir des Faches sicher bin und weiß, dass ich dem ?HGB-Punk? einfach mal ein halbes Jahr ohne Widerworte zuhören kann. Dann schreibe ich auch was Besseres als 3,7. Vielleicht auch im zweiten Versuch, nachdem ich die Klausur schon kenne. Dann wird?s vermutlich eine glatte Eins. CEO von DAX30 werde ich zwar nicht mehr, aber vielleicht schaffe ich es ein kleines Team zu führen in einem internationalen Unternehmen. Warum auch nicht, wenn ich internationaler Herkunft bin und schon mal geführt habe? Sollte sich meine Weltansicht nicht ändern und ich phantasiere immer noch zu sehr an der Realität vorbei, werde ich eben Science-Fiction Autor. Ich verspreche euch atemberaubende Geschichten. Vielleicht werden sie verfilmt. Oder ich bewerbe mich als ?Der Bachelor? auf RTL, diese Qualifikation kann ich ja zweifelsfrei und schwarz auf weiß vorlegen. Werde mich nur beeilen müssen, damit ich nicht zu alt dafür bin?
Satiriker werde ich übrigens nicht. Wegen Paris.
In diesem Sinne.
Euer TE.
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