5 Jahre Berufsleben -> next steps
Hallo liebe Community,
da man hier für gewöhnlich immer gute Ratschläge bekommt, wollte ich euch gerne mal meine aktuelle Situation schildern.
Mein bisheriger Berufsweg:
- Ich befinde mich seit 5 Jahren im Berufsleben.
- Von außen betrachtet könnte es kaum besser laufen. Ich bin nach dem WiWi-Studium in meiner Wunschstadt gelandet, hab einen Job angetreten (Controlling im Konzern), der mir viel Spaß gemacht hat (tolle Kollegen und spannende Aufgaben), hab sozial super Anschluss gefunden und hab einen kurzen Arbeitsweg.
- Innerhalb des Bereichs wurde ich von Beginn an stark gefördert (diverse Weiterbildungsprogramm, job rotation mit mehr Verantwortung innerhalb des Bereichs), vor 2 Jahren wurde mir dann eine Abteilungsleitung innerhalb des Bereichs anvertraut (auch in dem Job bekam ich bis jetzt immer sehr gutes Feedback/Zeugnisse).
- Mein Gehalt konnte ich seit dem Berufseinstieg nahezu verdoppeln (50k -> 95k).
Nun ist aber die Frage wie es weitergehen kann und die lässt sich für mich derzeit nicht so leicht beantworten.
Folgend ein paar Prämissen / Charaktereigenschaften, die helfen, die aktuelle Situation etwas besser einzuschätzen:
- Ich wollte nicht aktiv in eine Führungsposition und fühle mich in der Rolle nicht unwohl, aber auch nicht komplett wohl
- Ich kann dem fachlichen Aspekt der Führungsrolle durchaus etwas abgewinnen. Dazu zählen für mich:
- Arbeiten im Führungskräfte-Team an übergeordneten Themen
- Arbeiten mit meinem Team (Impulse geben, Themen setzen, Priorisieren)
- Ergebnisse präsentieren
- Aufgrund der Größe des Teams (5 Leute) noch nah genug an den Themen zu sein, um wirklich Ahnung davon zu haben (bin von Natur aus wohl eher Spezialist als Generalist)
- Auf die ganzen „HR-nahen“ Themen wie Konfliktbewältigung, Mitarbeiterentwicklung, Sicherstellung von Motivation, Jahresgespräche, Moderation von Befindlichkeits-Workshops sowie andere organisatorische Themen lasse ich mich zwar ein, ich könnte hierauf jedoch auch durchaus verzichten
- Das Unternehmen an sich langweilt mich etwas. Schlussendlich sind die Fragestellung immer ähnlich, die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich kontinuierlich, es gibt regelmäßig Rotation in der Geschäftsführung, was mit neuen Ansprüchen einhergeht (ohne, dass man das Gefühl hat, es würde sich etwas verbessern), zudem habe ich lediglich einen begrenzten Bezug zur Branche
- Ich arbeite, um zu leben. Ich verspüre keine wirkliche „passion“ in meinem Job, habe aber ein recht zeitintensives und vielseitiges Leben neben der Arbeit. Ich bin ehrgeizig genug, um einen guten Job zu machen (auch mit Überstunden, abends mal arbeiten etc.), ich bin aber nicht aktiv „auf der Suche“ nach mehr Arbeit
- Nichtsdestotrotz verspüre ich Langeweile, wenn ich einen Job zu lange mache. Ich würde mich als relativ neugierig bezeichnen. Ich lerne gerne neue Dinge dazu / probiere neue Sachen aus. Das Leben hat mich gelehrt, dass man immer weich fällt
- Ich lebe relativ minimalistisch, ich brauche also nicht unbedingt mehr Gehalt, auf Gehalt verzichten möchte man natürlich auch immer ungerne
- Ich bin grundsätzlich ungebunden, ein Ortswechsel kommt aber aufgrund meiner mittlerweile sozialen Verflochtenheit nur im Notfall in Frage
- Ich schätze es, dass einem das Leben so unfassbar viele Möglichkeiten bietet. Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass ich es bereuen würde, wenn ich irgendwann auf meine Karriere zurückblicken würde und feststelle, dass ich mich Jahrzehntelang in einem Unternehmen im Kreis gedreht hab
Auf dieser Basis ergeben sich nun einige mögliche Karriereoptionen:
Verbleib in derzeitiger Rolle:
- Mittlerweile „Fest im Sattel“ (+)
- Anerkennung (+)
- Fähiges und unkompliziertes Team (+)
- keine Weiterentwicklung (-)
- weiter Verbleib in der Branche machen mich für andere Branchen immer unattraktiver (?) (-)
Weiterentwicklung innerhalb des Unternehmens:
- weiter Verbleib in der Branche machen mich für andere Branchen immer unattraktiver (?) (-)
- Ich fühle mich im Controlling grundsätzlich sehr wohl, strebe nicht unbedingt vertikale Entwicklung an (keine Lust auf größere Teams, mehr Verantwortung) (-)
Wechsel in andere Branche:
- Ich lerne eine neue Branche / Unternehmen / Umfeld kennen, was grundsätzlich erstmal eine gute Erfahrung ist (+)
- Ich hätte zwischen einem Jobwechsel Zeit zu reisen (+)
- Dieses Unternehmen / Umfeld könnte mir besser oder schlechter gefallen als bisher. Wie gesagt, von außen betrachtet gibt es am Status Quo sehr wenig auszusetzen (+-)
Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage, ob ich auf Führungsebene wechseln sollte oder nicht.
- Ich habe das Gefühl, dass Führungskräfte in aller Regel innerhalb des Unternehmens aufgebaut werden (sehe kaum Stellen für Führungspositionen kleinerer Teams, in meinem Unternehmen wird quasi jede Führungsposition intern nachbesetzt)
- Ich habe durchaus Respekt vor der Herausforderung, sofort Führungsaufgaben in einem Umfeld zu übernehmen, in dem ich von Themen / Strukturen / sozialen Gefügen / Prozessen keine Ahnung habe
- Ich würde Führungsaufgaben nicht unbedingt vermissen, fraglich ist natürlich, welches Gehalt man mit meinem Profil dann aufrufen könnte
Schon einmal herzlichen Dank für alle, die sich bis hierhin vorgekämpft haben. Mir persönlich hat es bereits sehr geholfen, meine aktuelle Situation niederzuschreiben und meine Gedanken zu ordnen. Der Roman endet ohne konkrete Fragestellung, trotzdem bin ich für jeden Kommentar / Meinung / Empfehlung / Denkanstoß überaus dankbar.
Liebe Grüße
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