Interessant und wirklich bezeichnend:
praktisch wirklich niemand dieser ganzen Pos(t)er hier in diesem Forum, der geradezu unmenschliche Arbeitszeiten, inakzeptables Vorgesetztenverhalten und jahrelanges Reise-Leben aus dem Koffer im Kellerbüro vor dem Bildschirm vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen versucht, schreibt, dass ihm dieser JETZIGE Job als Gesamtpaket wirklich gefällt. Praktisch keiner hier schreibt von intrinsischer Motivation, spannenden Aufgaben, interessanten intellektuellen Herausforderungen, die er bewältigen konnte, tollen Projektteams o.ä..
Klar, in einem Autoforum posten auch keine Leute, dass ihr Auto tut was es soll, sondern es schreiben überwiegend Leute, die irgendwelche Probleme haben.
Aber was mir hier im Forum wirklich auffällt: die allermeisten Stundenschrubber machen‘s doch eigentlich nur wegen
1.) extrinsischer Motivation durch Geld
2.) aus der Not heraus, weil sie hohe Wohnkosten und hochpreisigen Lebensstandard in teuren Großstädten bezahlen müssen
3.) sich einen lukrativen Exit erhoffen
4.) irgendwelche Komplexe kompensieren wollen, indem sie sich Montags morgens um 6 Uhr total übermüdet in der Lufthansa-Lounge am Flughafen gegenseitig versichern, wie großartig es ist, dass sie es geschafft haben, als Mitte 20-jährige irgendwelche ppt- und xls-Dateien bearbeiten zu dürfen, für die ihr Arbeitgeber vom Kunden überteuerte Honorare verlangt, aber im Inneren - wenn sie drüber nachdenken - dass sie als ahnungslose Berufsanfänger und Theoretiker überhaupt keine Ahnung haben von dem, wie ein Unternehmer besser gemacht werden kann.
Intrinsische Motivation am täglichen Tun ist wichtiger. Darwin‘sche Theorien gelten auch für‘s Karrieremachen. Nur die allerwenigsten schaffen es in‘s C-Level oder in die finanziell lukrativen Management-Ebenen darunter. Die allermeisten scheitern, und fast alle (!) überschätzen ihre Eignung und unterschätzen den Preis, den sie für einen Aufstieg in eine echte Top-Managementposition bezahlen müss(t)en. Und Glück braucht man auch, und das ist nicht kalkulierbar.
Und wenn ich dann hier lese, dass jemand nachts als IB-Praktikant wegen unmenschlicher und unsinniger und menschenverachtender Arbeitszeiten zusammenbricht und den Schuss nicht hört, dass er sein Berufsziel ändern muss, fehlen mir die Worte!
Und nein, ein hohes Input, viele Stunden, viel Fleiß, viele Charts, viel Anstrengungsbereitschaft, alleinige Unterwürfigkeit zugunsten der Karriere der Chefs lohnen sich für die Allermeisten von den Möchtegern-High Performern hier im Forum am Ende doch gar nicht. Ergebnisse zählen, geschossene Tore statt gerannte Kilometer und vergossene Schweißtropfen … .
Ähnlich wie im Fußball - alle schauen auf die wenigen Topstars, die es wirklich geschafft haben. Niemand interessiert sich für all die millionenfachen anderen gescheiterten Fußballerkarrieren von Ehrgeizlingen, die genausoviel trainiert und Lebenszeit investiert haben wie die Topstars, aber dann mangels Talent, Glück, fördernden Trainern, charakterlichen Eigenschaften, Fleiß oder Whatever irgendwann frustriert in den Provinzligen enden, aufgrund von Verletzungen ganz aufhören (und manchmal bleibende Lebensqualität-mindernde Schäden davon tragen) oder einsam und frustriert im Spielkasino oder an der Wodkaflasche dahindümpeln.
Wer sich also jahrelang knechten lässt und sich ohne Spaß an der Arbeit oder nur für Geld tagtäglich abmüht, nur um irgendwann einmal eine Chance für einen interessanten Exit angeboten zu bekommen oder eine „Beförderung“, sollte sich bewusst sein, warum er sich das antut. Und ob er nicht besser mal seine berufliche Einstellung und Zielsetzung überdenken sollte. Aber muss jeder natürlich für sich selbst entscheiden.
Mein persönliches Fazit: besser niemals alles auf eine Karte setzen, sondern ein integriertes Leben mit Familie/Partnerschaft/Freunden/Beruf/Sport/„raus aus der Komfortzone“ anstreben!
Ach so, eine Erkenntnis noch: Dankbarkeit im Berufsleben wird man niemals nie erleben, völlig unabhängig von persönlicher Einsatzbereitschaft/Leistung/Erfolgen, niemals. Das alles ist mit den in Vergangenheit erhaltenen Gehältern abgegolten, alles. Der heute gefeierte Aufstiegstrainer wird später mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt, warum auch immer, manchmal sogar, weil er dem gealterten Ehrenpräsidenten zu erfolgreich wurde … .
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