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Ich (Jahrgang 1979) und meine Frau (Jahrgang 1985) haben 2020 ein EFH (Bj. 1970) bei 7k Haushaltsnetto in guter Lage in einer Großstadt gekauft (inkl. aller notwendigen Sanierungen u. Kaufnebenkosten ca. 900k).
Viele unserer Bekannten mit sehr ähnlichem Einkommen haben schon damals behauptet, sich das nicht leisten zu können. Wenn man dann mal ins Gespräch über die Lebenshaltungskosten kommt, weiß man schnell, woran das scheitert:
Meiner Frau und mir war immer wichtig, dass unsere Kinder und wir gut und hochwertig essen (kein Billigfleisch, gutes Brot, viel Gemüse usw.). Ansonsten haben wir einfach gelebt:
- Wir fahren nicht zwei Neuwagen, sondern kommen mit einem Gebrauchtwagen und einem Lastenfahrrad aus. Extrem hohes Einsparpotential gegenüber denjenigen, die zwei Neu- oder Jahreswagen fahren (ganz vorsichtig kann man hier mal 12 000 Euro im Jahr rechnen - Bekannte, die einen großen SUV und einen Kompakten fahren, verlieren noch deutlich mehr Geld).
- Wir haben immer preiswert Urlaub gemacht, im Jahr dafür im Schnitt ca. 1500,00 Euro ausgegeben. Viele Gutverdiener legen ohne mit der Wimper zu zucken ein Nettomonatseinkommen allein für den Sommerurlaub hin. Vorsichtig gerechnet Vorteil 5000,00 Euro/Jahr.
- Wir sind gut angezogen, aber tragen unsere Kleidung lange. Kinderkleidung kaufen wir häufig gebraucht (und verkaufen sie auch wieder). Unsere Kinder ersticken auch nicht im Spielzeug und bekommen nicht immer sofort alles, was sie sich wünschen. Ebenfalls hohes Einsparpotential (sicherlich 2000,00 Euro im Vergleich zu denjenigen, die gerne shoppen).
- Wir erledigen unseren Haushalt selbst, diverse Bekannte geben mehre Hundert Euro monatlich für Haushaltshilfen aus (vorsichtig gerechnet 3000,00 Euro / Jahr gespart).
- Wir haben unsere Verträge (Versicherungen, Telefon/Mobilfunk, Strom) im Blick und verprassen da kein Geld. Diverse Leute aus dem Bekanntenkreis wissen gar nicht, was sie für ihr Handy oder ihre Versicherungen bezahlen ...
- Wir haben vier bzw. fünf Jahre alte Smartphones und kaufen uns auch nicht ständig einen neuen Fernseher, Laptop usw.
- Wir haben immer noch Ikea-Möbel, teils aus der Studizeit. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, richten wir uns nochmal neu ein.
- Selbst bei der Ernährung geben wir trotz Bioladen und Markt als bevorzugte Einkaufsorte weniger aus als die Aldi-Käufer, die häufig Bestellen oder Essen gehen.
- Last but not least haben wir an unserem EFH nach dem Kauf genau das gemacht, was uns ein dafür bezahlter Architekt zur langfristigen Werterhaltung u. energetischen Sanierung empfohlen hat. Wir sind mit 100k Investition ausgekommen. Ein Freund, der sich das Haus mit uns angesehen hat (und trotz sehr gutem Einkommen immer noch zur Miete wohnt) hätte so ziemlich alles neu gemacht, was laut Architekt etwa 150k mehr gekostet hätte (u. a. diverse Böden u. Bäder). Wir werden auch künftig Geld in unser Haus stecken - aber genau dann, wenn wir es ohne Probleme haben.
Mit unserem Lebensstil vermissen wir im Alltag übrigens nichts (während wir unser großes Haus, den tollen Garten und die Topwohnlage ziemlich vermissen würden). Wir leben so ähnlich, wie wir auch selbst aufgewachsen sind (beides Akademikerkinder mit Eltern, die auch für ihr Haus gespart haben).
Der Unterschied zu Gleichaltrigen mit ähnlichem Einkommen, die sich vermeintlich kein Haus leisten können ist halt, dass man so (ganz vorsichtig gerechnet) 25k im Jahr spart.
Deshalb hatten wir nach 10 Jahren Berufstätigkeit trotz Elternzeiten auch gut 200k angespart, während andere sogar für ihren Fuhrpark Kredite aufnehmen müssen und keine oder kaum Rücklagen haben. Dafür sind die halt gerade z. B. auf den Malediven, während wir nur eine Woche nach Spiekeroog fahren ;-)
Wir könnten uns auch heute noch problemlos ein Haus finanzieren. Unterschied zu 2020 wäre, dass wir im Monat nicht mehr 3k Sparrate hätten (aktuell: 2,2k Rate, 2k weitere Lebenshaltung, 3k sparen).
Und natürlich ist mir bewusst, dass wir im Vergleich gut verdienen (haben dafür auch viel geleistet), aber das tun viele, die sich angeblich kein Haus mehr leisten können halt auch.
Wer wirklich glaubt, die Boomer hätten es so einfach mit dem Hauskauf gehabt, sollte sich mal die Entwicklung der Erschwinglichkeit von Wohneigentum ansehen. 2010-2020 war eine Ausnahmesituation, wir kommen gerade wieder in die Normalität. Wer da kaufen möchte und nicht Krösus ist, muss halt in vielen Bereichen sparen (und nein, dabei geht es nicht um 1000k für ein gehyptes Smartphone - siehe oben).
WiWi Gast schrieb am 02.08.2022:
Nein, Ihr hattet in den letzten Jahren traumhafte Konditionen. Eine Doppelhaushälfte für 800k bis 1 Mio. war zu ganz niedrigen Zinsen finanzierbar. Bei 3% Tilgung wäre nach 20 Jahren gar nicht mehr so viel Restschuld übrig gewesen. Aber hier haben einfach zu viele auf Beck und Kommer gehört. Das war halt dumm!
Wir Boomer hatten es viel schwerer. Niedrige Einkommen, höhere Steuern und Finanzierungen zwischen 6 und 10%. Ich konnte meine kleine alte 3 Zimmer Wohnung nur bezahlen, weil ich Sonntags noch einen Nebenjob hatte. Als Ingenieur mit A14 (Bauassessor). Und ich habe jeden Sonntag von ganz früh bis spät abends gearbeitet, um irgendwie über die Runden zu kommen.
Damals war es noch etwas besonderes, ein Diplom von einer TU9 zu haben. Schon am Abitur waren die meisten gescheitert. Heute schafft es fast jeder.
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