Also, es ist schon teilweise belustigend was man hier liest. Ich fühlte mich wie beim Verkäuferstammtisch als ich selbst noch bei Würth war!
Aber erstmal zum praktischen:
Wer sich als ADM bei Würth bewerben will, sollte dies über ein Praktikum versuchen! Das ist der schnellste und einfachste Weg, auch für ältere AN. Einfach in einer Niederlassung am Wohnort nachfragen, so habe ich es gemacht. Nach sechs Wochen in denen ich mich anscheinend nicht allzu blöd angestellt habe, wurde ich zu einem Assessment-Center eingeladen. Dies ging über zwei Tage (immer 8 Stunden) und dort wurde man dann auf Herz und Nieren geprüft. Produktkenntnisse (sollte man sich vorher schon informieren), Allgemeinbildung, Gesprächsführung, Verkaufstalent etc.. Dies wohlgemerkt wenn man gleich in den AD wollte, nicht als Junior!
Nachdem ich dies bestanden hatte folgte beim späteren Niederlassungsleiter das eigentliche Bewerbungsgespräch. Das lief ganz easy da wir uns ja schon vom Praktikum her kannten! Nach zwei Wochen erhielt ich die Nachricht das ich eingestellt werde und gleichzeitig eine Fahrkarte nach Künzelsau zum Verkäufertraining. Die "Ausbildung" betrug ca. 6 Monate von denen ich die ersten 3 fast nur in Kün war! Dann 3 Monate lang bei andern Verkäufern mitgefahren, in denen ich auch das oben geschilderte ( 3, max. 4 Kundenbesuche, da Käffchen, hier Mittagessen, zwischendurch private Besorgungen) erlebte. Das waren aber alles "Altverkäufer" die ihr Schäfchen schon mehr oder weniger im Trockenen hatten!
Nach 6 Monaten, März 2002 genau nach der Euroumstellung, erhielt ich mein eigenes Verkaufsgebiet. Und da ging das Dilemma los! Ich hatte Firmen die teilweise seit Jahren keinen Würth ADM mehr gesehen hatten, in meinem Gebiet gab es kaum Neukunden die ich aquirieren konnte, keine der Firmen hatte einen Jahresumsatz über 2000 ? und alle hatten nur max. 2-6 Mitarbeiter! Ich habe das damals als Herausforderung gesehen und wurde am Anfang eigentlich auch in Ruhe gelassen. Nach ca. 4 Monaten als es langsam aber stetig bergauf ging, kamen die ersten Vorgesetztengespräche. Nach dem Motto: Gute Arbeit, ihr Gebiet entwickelt sich ja prächtig, aber da ist noch viel mehr drin! Ich habe mir den Arsch aufgerissen um Kunden zu entwickeln, sobald ich sie aber über einen bestimmten Jahresumsatz ( hier 25.000 ?) hatte bekam sie der Key Account!
Das geht natürlich in einem eng begrenzten Gebiet nur eine Weile gut und sobald die Umsatzzahlen stagnierten ( weil entweder Firmen pleite waren oder Aufträge zurückgingen ), ging der "Terror" los! Mal abgesehn von der allgemeinen Überwachung ( Kontrollanrufe, Stellungnahmen, zuletzt fast täglich ) bekam ich es dann mit den Regios aus der Zentrale zu tun. Und das grenzte schon an Mobbing! Nun bin ich eigentlich keiner der sich unterkriegen lässt, habe vor Würth schließlich 20 Jahre auf dem Bau gearbeitet, der Gipfel war jedoch, daß sie uns die Laptops wegnahmen mit der Begründung die Arbeit effizienter gestalten zu wollen! Nun zogen wir also wie zu Adolf Würth`s Zeiten wieder mit Papierkatalog und -preislisten los!
Der Auslöser für mein Ausscheiden war jedoch die mehr als fragwürdige Praxis mir einen Auftrag wegzunehmen an dem ich wochenlang gearbeitet habe! Er hat mich nicht nur hunderte Euros privates Geld, unheimlich viel private Zeit und Geduld, sondern auch ein ramponiertes Familienleben gekostet! Es ging um einen Auftrag an dem ich die Provision meines Lebens ( ca. 20 000 ? bei einem Auftragsvolumen von 1,5 Mio ? ) verdient hätte! Und das als einfacher C-Verkäufer! Kurz vor Vertragsabschluss hat ihn sich mein damaliger Bl unter den Nagel gerissen! Alles Beschweren, bis zur Konzernleitung, half nichts, im Gegenteil, die Zeit danach war für mich das reinste Spießrutenlaufen! Mir wurde dann nahe gelegt das Unternehmen zu verlassen, um die Abfindung musste ich vor Gericht kämpfen!
Fazit: Man kann bei Würth durchaus etwas werden, wenn man bereit ist 14-16 Stunden am Tag zu arbeiten, ellenlange nichtsbringende Konferenzen über sich ergehen zu lassen und eine gewisse Kaltschnäuzigkeit besitzt um Kunden auch mal Dinge aufzuschwatzen, die sie nicht unbedingt brauchen damit man seine Vorgaben erfüllt. Auch sollte man mit Druck gut umgehen können, der umso höher wird je erfolgreicher man ist! Der lässt erst wieder wenn man sein Gebiet so "im Griff" hat, daß man monatlich immer mit mindestens 130 Prozent dabei ist!
Übrigens betrug zu meiner Zeit die Verkäuferfluktuation mal grob geschätzt 60%, von mit mir eingestellten 40 Leuten waren nach einem Jahr nur noch 12 dabei! Und in "meiner" Niederlassung habe ich in 2,5 Jahren auch etliche kommen und gehen sehen!
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