WiWi Gast schrieb am 02.12.2023:
Schonmal drüber nachgedacht, dass es nicht daran liegt, dass der CFO nicht gut genug ist, sondern daran, dass er ein ganz anderes Profil hat also CEO / CSO? Ich arbeite in einem naturwissenschaftlichen Unternehmen - Unsere CEOs und Head of Sales (COO / CTO ist für mich eher im ängelsächsischen Raum angesiedelt) haben zu 90% PhDs in einer Naturwissenschaft. Es dauert lange bis du als CFO überhaupt ansatzweise das Wissen angesammelt hast um so eine Rolle zu übernehmen. Trotzdem fungiert der CFO als ad-interim CEO wenn es da zu wechseln kommt, denn nach und nach lernst du das wissen.
Es besteht zudem die Möglichkeit, dass der CFO einfach kein Interesse an Sales oder CEO Posten hat.
Bitte höre mit dem schwarz/weiss denken auf.
In einem dynamischeren Umfeld (PE-backed und auch Start-/Scale-Up) brauchst du ein völlig anderes Profil. Ich schließe hier mittelständische CFO Typen nicht kategorisch aus, sie funktioniert aber nur von bestimmten Unternehmen (die häufig auch die CFO Rolle ähnlich interpretieren).
Du interpretierst den Post etwas falsch, vermutlich auch weil das dein Ego etwas ankratzt, wenn man deine Reaktion betrachtet - du bestätigst ihn im Grunde aber…
Deine Erläuterung passt doch genau dazu, dass die Rolle des CFOs eher die betriebswirtschaftliche Sparrings-Rolle ist, da es (sehr) lange dauert, bis das Markt-/Technologiewissen vorhanden ist und darum geht es häufig, wenn man von strategischen Entscheidungen (Zeithorizont 5-10 Jahre spricht). Andere C-Level Kandidaten haben weit häufiger ein kombiniertes Wissen durch bspw naturwissenschaftlichen Abschluss und zusätzlichen MBA. Genau was du sagst - und damit übrigens eben auch „bessere“ CVs.
Wenn ich das weiß, suche ich doch auch nicht unbedingt einen CFO, der perspektivisch in Richtung CEO Personality geht, dadurch werden auch oftmals Abstriche gemacht.
Zum Country CFO: du sprichst von strategischer Ausrichtung und einem 1-Jahreshorizont. Das passt nicht wirklich zusammen.
Gleichzeitig sieht man doch an deinen Aufzählungen, dass du das kaufmännische Sparring machst und eher Richtung operative Funktionen („gemeinsam mit dem Sales Team“) und Hands-On arbeitest und anschließend dem Board/CEO die Ergebnisse präsentierst.
Ich kenne euren konkreten Prozess nicht, aber üblicherweise werden durch Top-Management doch sowieso die langfristigen Leitplanken inkl Financials vorgegeben - und in diesem Rahmen arbeitest du dann entsprechend.
Ich habe es ggf etwas despektierlich ausgedrückt.
Deine Aufzählung zeigt, dass du als Country CFO v.a. ein breites Finanzwissen und Leadership Qualitäten benötigst. Die strategische Perspektive brauchst du, wird aber zu Teilen (üblicherweise) Top-Down vorgegeben und via CEO-Loop auch eingebracht. Ein starker Corporate Controller mit Drive und Finanzwissen, kann doch hervorragend in eine solche Rolle wachsen und der Unterschied ist eben nicht gigantisch. Du bist weiterhin nicht die letzte Instanz (das passiert via Top-Down Vorgaben und CEO-Loop) und nicht in der Execution zuständig (Sales / Market Team).
Versteh mich nicht falsch, der CFO ist sehr wichtig und hat einen wesentlichen Anteil am Unternehmenserfolg - und ist auch strategisch unterwegs. Gleichzeitig hat er es enorm schwer in solchen Unternehmen aus der 2. Mann-Rolle rauszukommen, da es (häufig) geeignetere Kandidaten gibt. Dieser Fakt führt auch oft dazu, dass man solche Charaktere (und damit verbunden Lebensläufe) sucht.
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