Hallo,
ich bin seit Herbst 2011 im Bereich SAP BW Beratung/Support beschäftigt, hatte aber vorher schon Erfahrung mit SAP und auch mit BW. Gleich bei der Wurzel allen Übels, wie Gast 00:40. Zum Gehalt hier kann ich also nicht viel mehr Neues beitragen, außer dass außerhalb teilweise noch mehr gezahlt wird:
Ab Sommer 2013:
Gehalt: 67k zu 95% fix
Nebenleistungen: ca. 7k Euro (Altersvorsorge, Versicherungen etc)
Wochenarbeitszeit: 40h (Überstundenkonto)
Branche: SAP-Beratung
Abschluss: BSc. Wirtschaftsinformatik (Duales Studium)
Berufserfahrung: ca. 1,5 Jahre nach Studium
Kein Firmenwagen (einziger Wermutstropfen), Tarifvertrag
Zum Thema Zertifikate:
Wenn es ein Zertifikat sein soll, dann am besten von der SAP selbst. Eventuell von einem großen Partner wie dem Tüv Rheinland. Vergessen kann man im jedem Fall Schulungen die einem in drei Tagen ein ganzes Modul nahebringen. Sowas dauert ein paar Wochen ? und ?erfahren? ist man damit noch lange nicht.
Für BW kann man sich einfach mal folgenden Link anschauen: https://training.sap.com/de/de/courses-and-curricula/netweaver
Dort findet man SAP Schulungen, die Beraterausbildung für SAP BW mit Schwerpunkt auf Modellierung und Datenbereitstellung besteht aus 4 mal 5 Tagen, 2 mal 720 Minuten E-Learning und einer Prüfung. Eine 5 Tages-Schulung kostet ab 3.000,- aufwärts, Hotel etc. kommt dann noch dazu. Mit Zertifikaten würde ich den Quereinstieg also nicht unbedingt versuchen. Schafft ihr es aber bei einer Junior-Consultant-Stelle mit mäßigem Gehalt eine SAP-Beraterausbildung auszuhandeln ist das ein riesen Plus.
Quereinstieg bei SAP ist so eine Sache. Man kann sich in seiner Freizeit nicht mit SAP beschäftigen. Und ABAP ist schon sehr eigen, der Netweaver auch. Der Vorteil ist aber eindeutig, dass die Nachfrage groß ist. Damit nehmen Unternehmen teilweise auch Quereinsteiger. Tatsächlich sind bei der SAP selbst auch viele Quereinsteiger. Ganz aktuell habe ich zum Beispiel Physiker (klar, der Klassiker), aber auch Biologen, Ingenieure, BWL?er, Psychologen und Pädagogen als Kollegen, teilweise erst letztes Jahr mit der Uni abgeschlossen. Der BW Bereich eignet sich nochmal besser, weil zumindest der Bereich Modellierung und auch Reporting wieder sehr speziell sind. Hier braucht man aus meiner Sicht weniger SAP-spezifische Kenntnisse als zum Beispiel im CRM oder im FIN, dafür mehr analytisches Denken und Modellierungsfähigkeiten. Ich glaube BW ist für einen Quereinstig ganz gut, oft kann man hier das Industriewissen (egal ob Banken, Versicherungen, Einzelhandel oder Fertigung) auch mit einbringen, weil es dort auch ein Haufen Kunden gibt und ihr Reporting ja immer etwas mit ihrem Geschäft zu tun hat. Da ist es ganz nett, wenn man gleich von Anfang den Kunden versteht.
Ein bisschen mehr zum Thema BW. Data Mining, Predictions und vieles mehr, was man in der Uni unter Business Intelligence gelernt hat, wird man im Alltag bei SAP BW-Systemen kaum vorfinden. Das SAP BW ist ein Data Warehouse und dient vor allem zum Reporting. Das heißt Monats- und Jahresabschlüsse werden oft über das SAP BW gemacht, Controlling ebenso. Berichte erstellen ist das A und O. Teilweise wird über Integrated Planning auch die Planung gemacht. Aber Data Mining ist die Ausnahme ?bisher. Vielleicht wird sich das mit HANA etwas in diese Richtung verschieben.
Zu den Zukunftsaussichten für SAP-Beratung allgemein und BW-Beratung speziell:
Nahezu alle großen Unternehmen setzen SAP ein (ausgenommen vielleicht China ? noch). Ein SAP System einzuführen dauert bei den Großunternehmen Jahre. Im Extremfall können es für die komplette Palette (ERP, CRM, SCM, Solution Manager, BW, usw?) auch zehn Jahre oder mehr werden. Da kann ein Unternehmen nicht mehr einfach so wechseln, zumal es oft auch keine Alternativen gibt. SAP Software hat einen schlechten Ruf unter Endanwendern, aber die Möglichkeiten sind riesig. Mittlerweile ist SAP-Software für Großunternehmen schon soetwas wie ein Hygienefaktor geworden. Und SAP BW ist ebenso im Einsatz und oftmals unverzichtbar geworden. Selbst wenn wie manche es erwarten mit HANA das BW irgendwann überflüssig wird, Netweaver Administration gibt es weiter, Modellierung wird dann eben woanders gemacht. Für die nächsten Jahrzehnte glaube ich muss sich ein SAP Berater nicht darum sorgen, dass es keine Arbeit mehr gibt und ein BW-Berater muss sich nicht jetzt schon Gedanken um ein neues Modul machen.
Wechsel in die Industrie: Also da gibt es immer wieder mal Angebote. Ich denke insgesamt stehen die Chancen gut, wenn man entsprechende Referenzen mitbringt. Manche Kunden sind dabei sehr aus auf Zertifikate, meistens sind die aber zweitrangig und was zählt sind Referenzen (?Ich hab 1,5 Jahre bei Unternehmen XYZ das System miteingeführt?).
Für alle die es bis hierher geschafft haben: Gratulation :) Hoffe es hat euch etwas geholfen, wenn es noch Fragen gibt beantworte ich sie gern.
Grüße,
BW-Berater
antworten