Der Betriebswirt wird ja auch lediglich von einem An-Institut als Fortbildungen angeboten. Für die Zielgruppe sicherlich sinnvoll, aber das darf man selbstverständlich nicht mit dem normalen Bachelor- bzw. Masterstudium in einen Topf werfen.
Zur allgemeinen Diskussion kann ich sagen (ich habe sowohl an einer guten deutschen Uni als auch an der Fernuni erfolgreich studiert), dass das Niveau der Fernuni dem meiner ersten Uni nicht nachstand. Allerdings war an ersterer das Studentenleben besser!
Auch glaube ich, dass es naiv ist zu glauben, dass Arbeitgeber bzgl. eines Abschlusses naiv sind. Arbeitgeber wissen das Niveau der staatlichen "großen" Unis (inklusive der Fernuni) zumeist sehr gut einzuschätzen. Bei den kleineren Hochschulen ist es schwieriger, insbesondere wenn diese nur wenige Studenten haben. Die Aussage "hauptsache Master, egal wo" würde ich daher beim besten Willen auch nicht für ein Zusatzstudium unterschreiben. Arbeitgeber sind (im Gegensatz zu manchen Studenten) nicht an Titeln, sondern am Können interessiert. Gerade die Fernuni ist bei Arbeitgebern sehr bekannt und durchaus geschätzt, weil der Abschluss dort vergleichsweise anspruchsvoll ist.
Die Fernuniversität ist eine staatliche Uni, d.h. sie bekommt ihr Geld vom Land NRW und muss dieses nicht "erwirtschaften" und erst recht nicht Gewinne an Eigentümer abführen. Das macht sie weniger anfällig dafür, den "Wünschen" der Studenten nachzugeben Sie kann ihr Niveau einfordern, ohne dass ein Geldgeber sagt, man müsse die Studenten bei der Stange halten, da an diesen verdient wird. Das ist die grundsätzlich andere Logik zwischen staatlichen und privaten Hochschulen. Am Einfachsten, um einen weniger reflektierten Studenten bei der Stange zu halten, ist es, das Niveau auf einem "einfachen" Level zu halten. Das ist nämlich aus Hochschulsicht billig, die Studenten freut es, solange sie studieren bzw. wenn sie einen super Abschluss bekommen; das Problem dieser Vorgehensweise wird ggf. auf einen späteren Zeitpunkt verlagert, wenn sich herausstellt, dass der super Abschluss in der Realität irgendwie nicht zu dem tatsächlichen Leistungsvermögen eines Mitarbeiters passt. Der zweite Weg die Studenten bei Laune zu halten ist es, die tatsächlichen Studienbedingungen zu verbessern, ohne das Niveau zu senken. Diese Vorgehensweise hat den Nachteil, dass sie aus der Sicht der Investoren zumindest mittelfristig Geld kostet und Reputationsaufbau dieser Art nur langfristig erfolgreich ist (wie uns die privaten amerikanischen Unis zeigen). Und wer die Investoren hinter manchen Privathochschulen googelt (nicht die Stiftungshochschulen, sondern die, die Geld mit den Studenten verdienen wollen) wird dem Willen zu einer solchen Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell ggf. ehr zweifelnd begegnen.
Mir in meiner Rolle als Arbeitgeber ist es z. B. völlig egal, was für einen Titel ein Bewerber hat, wie alt oder jung er ist und sogar letztendlich von welcher Hochschule er kommt. Ich achte darauf, ob ich Bewerber für, altbacken ausgedrückt, fleißig, strebsam und schlau (!) halte, so dass sie das, wofür wir sie vorsehen, gut erfüllen können (neudeutsch: fit). Bei Absolventen der Fernuni weiß ich zumindest, dass diese sich gerade nicht den Verlockungen einer "einfachen" Uni gefolgt und nicht den Weg des geringsten Widerstands gegangen sind, was für ein gewisses Reflektionsvermögen steht. Gleiches gilt auch für Bewerber, die sich eine sehr spezielle Hochschule mit einem auf sie "zugeschnittenen" Studiengang ausgesucht und damit gezeigt haben, dass sie sich Gedanken um ihren eigenen Weg gemacht haben. Hinzu kommt, dass Bewerber, egal von welcher Hochschule, die nicht nur Abi und Uni haben, im Regelfall eine viel größere berufliche und allgemeine Lebenserfahrung haben, die sich positiv auf die Arbeitsleistung auswirken kann. Bei Kandidaten, denen der Titel scheinbar wichtiger ist als der Wille, sich weiterzuentwickeln, bin ich hingegen vorsichtig. Gleiches gilt für die reine Kombi Abi+Uni, die sich gleichzeitig ohne irgendeine Erfahrung für die Größten halten.
Grundsätzlich gilt: Es gibt überall Gute und Graupen; nur sie sind unterschiedlich verteilt.
WiWi Gast schrieb am 18.09.2019:
bei internationalen Universitäten ist man aber nicht "Betriebswirt", sondern man hat ein wirtschaftswissenschaftliches Zertifaktsstudium absolviert, wenn ich mich richtig erinnere, ein "Abschluß" wird da nicht vergeben
WiWi Gast schrieb am 18.09.2019:
antworten