Hallo Leute,

Gestern wurde ich mit ADHS diagnostiziert. Ich kämpfte im BWL Master (Target Uni) mit Konzentrationsschwächen und ich habe einen Schnitt von 2,8, obwohl ich im BWL Bachelor mit 1,9 (Target Uni auch) absolviert habe und ich bekomme die eine Absage nach der anderen, obwohl ich schon eine Zusage für Big4 Risk Advisory gekriegt habe. Ich würde mehr erreichen, wäre es nicht für diese Scheißkrankheit aber jetzt ist es zu spät, die 2,0 schaffe ich nicht mehr (bin im 4. Semester). Es ist schlimm, jetzt Medikamente zu bekommen, die ich gebraucht hätte, aber hier möchte ich was wichtiges fragen.

Ich fange in meinem Wunschbereich bei einer Big4 an und ich habe schlechte Noten. Wie kann ich mich hocharbeiten? Soll ich einen 2. Master machen, jetzt dass ich auch besser konzentrieren kann? Ab wann zählt die Note nicht mehr? Wie kann ich von Big4 Risk Advisory zu einer Bank oder Consulting Firma mit meinem Profil gehen? Vielleicht hilft mir der FRM oder der CFA?

Sobald du anfängst ist die Note egal. Vielleicht beim Wechsel wieder relevant aber auch eher weniger wenn es nach paar Jahren erst ist.

Warum lief es im Bachelor besser? Die Problematik mit ADHS kommt ja nicht von gestern auf heute sondern begleitet dich ja schon dein Lebenlang auch wenn du es jetzt erst diagnostiert bekommen hast.

Hallo Lieber Poster,

erst einmal vorab, die Krankheit hat nicht nur schlechte Seiten sondern auch viel positives.
ADHS-Betroffene, zu denen ich selber auch zähle, sind oft unglaublich kreativ und denken "out of the box". Zudem können wir uns sehr wohl gut konzentrieren und uns unglaublich schnell Wissen aneignen. Das Thema muss uns blöderweise nur interessieren.

Ich habe seit dem ich zwölf bin ADHS und habe die entsprechenden Medikamente mit ca. 16 Jahren abgesetzt. Mein Studium war auch nicht grade berauschend (2,7 B.Sc BWL) habe aber trotzdem eine super Stelle mit Führungskarriere bekommen.
Im Bewerbungsgespräch wirst du vor allem mit deiner Persönlichkeit und mit deinem Personal-Fit überzeugen. Versteif dich nicht darauf, was du nicht sonderlich gut kannst, sondern auf das, was du richtig gut kannst und was dich (auch mit Krankheit) von anderen abhebt!

Ich wünsche dir viel Erfolg!

LG eines gleichgesinnten.

Sobald du arbeitest zählt nur noch die Performance bei der Arbeit. Niemand interessiert sich für Noten. Daher viel Erfolg und Grüße von einem Big4 Manager

WiWi Gast schrieb am 01.03.2022:

Hallo Leute,

Gestern wurde ich mit ADHS diagnostiziert. Ich kämpfte im BWL Master (Target Uni) mit Konzentrationsschwächen und ich habe einen Schnitt von 2,8, obwohl ich im BWL Bachelor mit 1,9 (Target Uni auch) absolviert habe und ich bekomme die eine Absage nach der anderen, obwohl ich schon eine Zusage für Big4 Risk Advisory gekriegt habe. Ich würde mehr erreichen, wäre es nicht für diese Scheißkrankheit aber jetzt ist es zu spät, die 2,0 schaffe ich nicht mehr (bin im 4. Semester). Es ist schlimm, jetzt Medikamente zu bekommen, die ich gebraucht hätte, aber hier möchte ich was wichtiges fragen.

Ich fange in meinem Wunschbereich bei einer Big4 an und ich habe schlechte Noten. Wie kann ich mich hocharbeiten? Soll ich einen 2. Master machen, jetzt dass ich auch besser konzentrieren kann? Ab wann zählt die Note nicht mehr? Wie kann ich von Big4 Risk Advisory zu einer Bank oder Consulting Firma mit meinem Profil gehen? Vielleicht hilft mir der FRM oder der CFA?

Man kann lernen damit umzugehen indem man lernt, auf den eigenen Körper zu hören und auf ihn einzugehen bzgl. Zu welcher Tageszeit man etwa am besten lernen kann und mit kleinen Tricks, die man auch auf der Arbeit anwenden kann. Habe ADS und den Bachelor mit 2,x in den Sand gesetzt und den Master (target) mit 1,3 abgeschlossen, nachdem ich in Therapie war :)

WiWi Gast schrieb am 03.03.2022:

Man kann lernen damit umzugehen indem man lernt, auf den eigenen Körper zu hören und auf ihn einzugehen bzgl. Zu welcher Tageszeit man etwa am besten lernen kann und mit kleinen Tricks, die man auch auf der Arbeit anwenden kann. Habe ADS und den Bachelor mit 2,x in den Sand gesetzt und den Master (target) mit 1,3 abgeschlossen, nachdem ich in Therapie war :)

Ja, das stimmt. Aber ehrlicherweise muss man auch wirklich auf den Körper hören und der ist vielleicht in so einem Fall gerade nicht dafür gemacht, einen Job anzustreben, der einen Workload von 60-80 Stunden in der Woche mit Volldampf abfordert. Will man sich da fast dauerhaft unter Medikamenten halten? Wie lange geht das gut?

Freut mich zu hören :)
Das Problem ist, mein aktuelles Studium ist im Sande gelaufen. Ich muss jetzt nach Lösungen zu meinem Problem finden. Brauche ich einen 2. Master zusätzlich zu meiner Arbeit? Eine Promotion? Oder reicht eine tolle Leistung im Beruf aus?

WiWi Gast schrieb am 03.03.2022:

Man kann lernen damit umzugehen indem man lernt, auf den eigenen Körper zu hören und auf ihn einzugehen bzgl. Zu welcher Tageszeit man etwa am besten lernen kann und mit kleinen Tricks, die man auch auf der Arbeit anwenden kann. Habe ADS und den Bachelor mit 2,x in den Sand gesetzt und den Master (target) mit 1,3 abgeschlossen, nachdem ich in Therapie war :)

Es hilft schon, aber nicht zu viel. Jetzt ist mein *Master* im Sande gelaufen. Ich muss einen Weg raus finden.

WiWi Gast schrieb am 03.03.2022:

WiWi Gast schrieb am 01.03.2022:

Man kann lernen damit umzugehen indem man lernt, auf den eigenen Körper zu hören und auf ihn einzugehen bzgl. Zu welcher Tageszeit man etwa am besten lernen kann und mit kleinen Tricks, die man auch auf der Arbeit anwenden kann. Habe ADS und den Bachelor mit 2,x in den Sand gesetzt und den Master (target) mit 1,3 abgeschlossen, nachdem ich in Therapie war :)

WiWi Gast schrieb am 03.03.2022:

Ja, das stimmt. Aber ehrlicherweise muss man auch wirklich auf den Körper hören und der ist vielleicht in so einem Fall gerade nicht dafür gemacht, einen Job anzustreben, der einen Workload von 60-80 Stunden in der Woche mit Volldampf abfordert. Will man sich da fast dauerhaft unter Medikamenten halten? Wie lange geht das gut?

Der Kommentar mit Dem ADS ist von Mir: Ich arbeite im IB (private side) und komme super zurecht. Für mich wäre ein langweiliger 9to5 Job der absolute Horror und eine Herausforderung. Mit extremen Arbeitszeiten hingegen komme ich sogar besser klar als die meisten "Normalos". Medikamente habe ich eine kurze Zeit lang in Prüfungsphasen genommen, weil es da um die Wurst ging; Im Master bin ich komplett ohne durchgekommen und habe auch nicht vor nochmal was zu nehmen. Ganz abgesehen davon, nimmt die Beeinträchtigung im Erwachsenenalter idr langsam ab :)

Freut mich zu hören, dass es andere Menschen gibt, die ADHS haben und trotzdem erfolgreich sind ;)

WiWi Gast schrieb am 03.03.2022:

Sobald du arbeitest zählt nur noch die Performance bei der Arbeit. Niemand interessiert sich für Noten. Daher viel Erfolg und Grüße von einem Big4 Manager

Danke für den netten Insight. Ich habe mir auch meine Noten durch ADS und egoistische Eltern zerschossen.

Noten sind nur die Eintrittskarte. Anschließend interessiert niemanden mehr, was du wo mit welchen Noten studiert hast, oft wirst du das von vielen Kollegen gar nicht wissen und es wird auch niemanden interessieren, weil ein neues Leben beginnt.
Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass deine Noten für den geplanten Karriereweg nicht ideal sind und dir den Einstieg sehr erschweren dürften.

Außerdem solltest du dich ehrlich fragen, ob du mit dem Krankheitsbild einer sehr intensiven Tätigkeit überhaupt langfristig gewachsen sein kannst. Ich weiß, dass es eine harte Frage, aber du musst dich damit beschäftigen, sonst führen dich deine Erwartungen in eine persönliche Katastrophe. Und ja, es gibt Menschen, die das gut bewältigen, es gibt aber noch sehr viel mehr, die das nicht schaffen.

Sorry, der Post ist schon länger her und meine Fragen eher off-topic, aber wie macht ihr das denn mit dem langen Sitzen? Sind die Themen für euch im Job so interessant, dass ihr in den Hyperfokus gelangt, sodass euch die Bürotätigkeit/sitzende Tätigkeit nichts ausmacht? Habt ihr einzelne Büros? Nerven euch die Smalltalks oder anderweitige Geräusche der Kollegen gar nicht? Ich war immer total abgelenkt, muss aber auch sagen, dass ich nie etwas medikamentöses eingenommen und auch keine entsprechende Therapie hatte. Das könnte den (gravierenden) Unterschied ausgemacht haben.
Mein Bachelor war mit 2,5 auch nicht so knorke :).

WiWi Gast schrieb am 21.03.2025:

Sorry, der Post ist schon länger her und meine Fragen eher off-topic, aber wie macht ihr das denn mit dem langen Sitzen? Sind die Themen für euch im Job so interessant, dass ihr in den Hyperfokus gelangt, sodass euch die Bürotätigkeit/sitzende Tätigkeit nichts ausmacht? Habt ihr einzelne Büros? Nerven euch die Smalltalks oder anderweitige Geräusche der Kollegen gar nicht? Ich war immer total abgelenkt, muss aber auch sagen, dass ich nie etwas medikamentöses eingenommen und auch keine entsprechende Therapie hatte. Das könnte den (gravierenden) Unterschied ausgemacht haben.
Mein Bachelor war mit 2,5 auch nicht so knorke :).

Arbeite in der UB, der enorme Zeitdruck macht es schon ;)

Störung aus Nebengesprächen und Smalltalks lässt sich mit Kopfhörern reduzieren. Wenn Hyperfokus gefragt ist (I.e. wenn ich konkrete Slides machen muss) gehe ich notfalls in eine große Phone Booth.

WiWi Gast schrieb am 21.03.2025:

Sorry, der Post ist schon länger her und meine Fragen eher off-topic, aber wie macht ihr das denn mit dem langen Sitzen? Sind die Themen für euch im Job so interessant, dass ihr in den Hyperfokus gelangt, sodass euch die Bürotätigkeit/sitzende Tätigkeit nichts ausmacht? Habt ihr einzelne Büros? Nerven euch die Smalltalks oder anderweitige Geräusche der Kollegen gar nicht? Ich war immer total abgelenkt, muss aber auch sagen, dass ich nie etwas medikamentöses eingenommen und auch keine entsprechende Therapie hatte. Das könnte den (gravierenden) Unterschied ausgemacht haben.
Mein Bachelor war mit 2,5 auch nicht so knorke :).

Ich habe einen höhenverstellbaren Tisch und stehe tatsächlich die meiste Zeit.
Tatsächlich ist es im Büro sehr ruhig, und ich kann mich aufs wesentlich konzentrieren.
Im HO bin ich tatsächlich produktiver weil es da keine Ablenkung gibt.
Ich schreibe mir eine Tages to do auf und arbeite solange bis dies erledigt ist.

Du kannst dich diagnostizieren lassen, ist aber ein Eiertanz aber nicht unmöglich.
Alles gute.

tagesform abhängig an machen tagen funktionert es an machen tagen ist es der horror und ich frage mich wie ich es überhaupt schaffe (arbeite in der UB)

Wo habt ihr euch die Diagnose geholt?
Ich vermute, dass ich auch autistische Züge oder ADHS habe. Bis zur 6. Klasse gehörte ich zu den Besten in meiner Klasse, doch irgendwann begann ich, alles auf den letzten Drücker zu erledigen. In der Schule hat das mit ein paar Abstrichen noch funktioniert, aber inzwischen wird das zum Problem.

Ich kann es nicht ausstehen, lange an Rechnungen zu sitzen, aber wenn es wirklich sein muss, kann ich mich extrem fokussieren und stundenlang durcharbeiten, manchmal bis zu 14 Stunden am Stück. Gleichzeitig lasse ich mich leicht von bestimmten Geräuschen aus der Bahn werfen. Lautes Tippen auf einer Tastatur oder Summen kann mich völlig ablenken, während ich in anderen Momenten alles um mich herum ausblenden kann.

Früher hatte ich außerdem den Drang, dass alle meine Gegenstände auf dem Tisch exakt nach vorne ausgerichtet sein mussten. Bis heute kann ich das Geräusch von Bleistiften nicht ertragen, für mich fühlt es sich an, als würde jemand über eine Tafel kratzen. Deshalb kann ich weder mit Bleistiften schreiben noch in der Nähe von jemandem sein, der sie benutzt.

Ein weiteres Problem ist, dass ich mich für unglaublich viele Themen und Hobbys begeistern kann, aber nie lange bei einem bleibe.

Am meisten belastet mich jedoch, dass ich in der Uni weiterhin alles auf den letzten Drücker mache. Das wirkt sich mittlerweile negativ auf meine Noten aus, und ich frage mich, ob das einfach nur fehlende Disziplin ist, oder ob tatsächlich eine neurologische Ursache dahintersteckt.

WiWi Gast schrieb am 22.03.2025:

Wo habt ihr euch die Diagnose geholt?
Ich vermute, dass ich auch autistische Züge oder ADHS habe. Bis zur 6. Klasse gehörte ich zu den Besten in meiner Klasse, doch irgendwann begann ich, alles auf den letzten Drücker zu erledigen. In der Schule hat das mit ein paar Abstrichen noch funktioniert, aber inzwischen wird das zum Problem.

Ich kann es nicht ausstehen, lange an Rechnungen zu sitzen, aber wenn es wirklich sein muss, kann ich mich extrem fokussieren und stundenlang durcharbeiten, manchmal bis zu 14 Stunden am Stück. Gleichzeitig lasse ich mich leicht von bestimmten Geräuschen aus der Bahn werfen. Lautes Tippen auf einer Tastatur oder Summen kann mich völlig ablenken, während ich in anderen Momenten alles um mich herum ausblenden kann.

Früher hatte ich außerdem den Drang, dass alle meine Gegenstände auf dem Tisch exakt nach vorne ausgerichtet sein mussten. Bis heute kann ich das Geräusch von Bleistiften nicht ertragen, für mich fühlt es sich an, als würde jemand über eine Tafel kratzen. Deshalb kann ich weder mit Bleistiften schreiben noch in der Nähe von jemandem sein, der sie benutzt.

Ein weiteres Problem ist, dass ich mich für unglaublich viele Themen und Hobbys begeistern kann, aber nie lange bei einem bleibe.

Am meisten belastet mich jedoch, dass ich in der Uni weiterhin alles auf den letzten Drücker mache. Das wirkt sich mittlerweile negativ auf meine Noten aus, und ich frage mich, ob das einfach nur fehlende Disziplin ist, oder ob tatsächlich eine neurologische Ursache dahintersteckt.

Gewisse Punkte, die du beschreibst hören sich schon nach ADHS an. ASS kann ich allerdings aus deiner Beschreibung nicht wirklich herauslesen mit Ausnahme von dem Ordnungspunkt. Persönlich überlege ich auch gerade eine Diagnose machen zu lassen und habe auch durch mein Umfeld schon mehrmals bereits vor Jahren gesagt bekommen, dass ich autistisch bin. Es gibt eine hohe Korrelation zwischen beidem. Persönlich möchte ich mir aber Autismus nicht gerne diagnostizieren lassen, weil ich nicht diesen Stempel haben möchte und mir auch bei beidem überhaupt nicht sicher bin. Interessanterweise hatte ich eine grauenhafte Grundschulzeit, um dann ab der 6. Klasse konstant Klassenbester zu sein. Persönlich denke ich, dass man bei dem Thema aufpassen sollte, dass man den Wunsch einer Diagnose nicht entwickelt, weil man schlechte Leistungen rechtfertigen muss, sondern einfach möchte, dass Leidensdruck verschwindet. Du solltest dich selber fragen, wie dich dein Umfeld so wahrnimmt. Die Hoffnung bei mir ist, dass ich durch eine Diagnose bestimmte emotionale Probleme endlich angehen kann und diese nachhaltig lösen kann.