Philosophie Bachelor hier: Ich denke, dass Du mit der Erkenntnis, dass die VWL aus der Philosophie entstammt, historisch weiter bewandert bist als 95 % aller VWL Studenten. Ich weiß nicht, wo du VWL studiert hast und ob die auch BWL Credits hast, aber es gibt an Universität Bayreuth einen P&E Master, der recht interessant sein könnte (gibt auch Double Degree Programm mit Prag, wo man Politik dazu vertieft). VWL ist in dem Programm recht normal, also Vertiefung Makro, Vertiefung Mikro, Ökonometrie usw. und im Bereich Philosophie eher Wissenschaftstheorie und Politische Philosophie. Daneben hat auch die CBS in Kopenhagen einen M.Sc. Philosophy & Business Administration (eher BWL-Fokus). Und ultimativ könntest Du auch nach UK gehen. Warwick, LSE, Oxford und Cambridge haben alle P&E bzw. PPE Master, die in Oxbridge (im Gegensatz zu hier) an Prestige kaum zu übertreffen sind.
Falls Dich das o.g. Thema generell interessiert, kann ich Dir sehr Milton Friedmans Essay "Methodology of Positive Economics" ans Herz legen, das oft als programmatischer Grundsatz der heutigen mathematisierten Ökonomie bezeichnet wird. Das Stanford Encyclopedia of Philosophy hat eine ganze Seite zur Philosophy of Economics. Sehr lesenswert, wenn man sich für die methodologische Debatte begeistern kann.
WiWi Gast schrieb am 26.06.2023:
WiWi Gast schrieb am 26.06.2023:
Als die Ökonomik noch eine relativ neue Disziplin war, bestand sie hauptsächlich aus quasi-philosophischen Diskussionen über Fragen von Gerechtigkeit, Struktur von Staat und Gesellschaft, Wirtschaftspolitik, etc. Mit der Zeit wurde dieser Ansatz ersetzt durch eine Vielzahl von Modellen, und bis heute wird versucht, aus der VWL eine exakte Wissenschaft zu machen, ähnlich wie die Mathematik oder die Naturwissenschaften. Findet ihr, dass das der richtige Weg ist? Seid ihr froh, im Studium Modelle zu lernen statt zu diskutieren und zu hinterfragen?
Mmn war der Trend, die VWL mittels Mathematik zu Formalisieren und in eine quantifizierbare Sprache zu bringen sehr positiv; mittlerweile ist das aber völlig ausgeufert und ist jetzt ins andere extrem gewandert. Gerade die Research Master wie in Bonn, Mannheim oder München zeigen das sehr deutlich: Du wirst praktisch „Fachidiot“ um das provokant zu sagen. Du kannst irgendwelche Lemmas etc beweisen und hängst über irgendwelchen Modellen mit 20 Variablen aber der Effekt ist, dass du nicht mehr kritisch denken kannst und dein Hirn mit völlig unnützen Zeug vollgemüllt wird
Hier der TE... Du hast meinen Gedanken gut zusammengefasst. Nach dem Bachelor in VWL wollte ich noch den Master dranhängen, werde mich nun aber leicht umorientieren da man zumindest im Studium nichts über tatsächliche Fragestellungen der VWL lernt (hatte gehofft dass sich das im Master ändert), sondern nur seine Modelle vor sich hin integriert und ableitet, und mir das Ganze dadurch zu realitätsfern wurde. Mit kritischem Denken hat das wenig zu tun. Aber ich werde versuchen, mich privat etwas weiterzubilden und etwas über die "echten" Probleme der Nationalökonomie zu lernen. Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte sollten mMn. einen deutlich größeren Platz in der Lehre einnehmen.
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