"Also was ist dein Rezept, um jetzt die Persönlichkeit zu schärfen und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen?"
Ich bin derjenige, der die Sache oben mit der Persönlichkeitsentwicklung ins Spiel gebracht hat. Danke für die positiven Rückmeldungen.
Ein generelles Rezept gibt es nicht. Ich persönlich habe mir anfangs erstmal Gedanken gemacht, welche Werte und Sichtweisen mir als Kind beigebracht wurden (häufiger Satz meiner Kindheit: "Was sollen nur die anderen denken?".
Diese Werte habe ich überarbeitet. Und zwar in dem Sinne, dass es im Leben NICHT darum geht, möglichst NICHT NEGATIV aufzufallen. Ich habe entdeckt, dass es viel besser ist seinen eigenen Weg zu gehen, Ecken und Kanten zu zeigen, nicht mehr angepasst im Schutz der Masse zu agieren, sondern selbstbestimmt. Nur ich allein mit meiner Einstellung und meinen Gedanken entscheide über mein Wohlbefinden, nicht meine Freundin/Familie/Freunde/Kollegen/Chef. Das komplett Verrückte bei der Sache ist ja dies, dass man im Vorfeld gar nicht weiß, ob man mit einer Handlung X die Gedanken/Erwartung einer Person Y zufriedenstellt. Das ist alles pure Spekulation. Wenn ich meiner Freundin nach der Arbeit eine Rose mit nach Hause bringe freut sie sich oder denkt sie ich habe was ausgefressen? Wenn ich heute bis 20 Uhr im Büro bleibe denkt der Chef, dass ich besonders gewissenhaft und fleißig bin oder denkt er, ich arbeit ineffizient und brauche länger als die anderen? Ist es nicht besser, die Rose zu bringen, wenn ICH es für richtig empfinde und länger zu bleiben, wenn ICH es für nötig halte? Sicherlich hat man irgendwann gewisse Erfahrungswerte, aber absolute Gewissheit gibt es nie. Besser ist doch, wenn ich auf mich anstatt auf Andere vertraue?
Ist bei sämtlichen Entscheidungen, der erste Gedanke, wie andere darauf reagieren können oder ob ICH damit voll und ganz ok bin? Wenn ich ein Haus/Wohnung kaufe geht es da nicht darum, wie wohl Besucher die Wohnung finden könnten? Wenn ich ein Auto kaufe, habe ich da bereits Kommentare von Kumpels und Kollegen im Kopf? Die Ausgangsfrage muss immer lauten "Will ich es oder wollen es Andere?"
Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist folgender: Man sollte lernen, seine Gedanken zu kontrollieren. Jede Kritik, sei sie (gefühlt) noch so gemein, kann man einfach abtropfen lassen, in dem man seine Gedanken kontrolliert. Nicht die Worte oder Gesten der Anderen können (gefühlt) verletztend sein, sondern die eigenen kommentierenden Gedanken darüber machen sie verletztend. Die generelle Frage ist ja zudem, warum man mit sich selbst so hart ins Gericht geht während man andere freundschaftlich behandelt. Wenn ich eine Tasse fallen lasse/Geldbeutel beim Einkaufen vergesse o.ä. dachte ich, warum ich so ein Schussel bin. Wenn dies jemand anderem passiert hat man aufbauende Worte übrig. Warum ist das so? Warum kann man nicht zu sich selbst so liebevoll, herzlich und aufbauend sein wie man es zu anderen ist?
"Ich bin aus meiner Sicht total fremdbestimmt. Schaue immer mehr auf andere und vergleiche mich. Das macht natürlich unglücklich. Meinen eigenen Weg zu finden, fällt mir sehr sehr schwer. Fachlich bin ich gewachsen, aber menschlich und persönlich nicht so sehr wie es vielleicht sein müsste. Ich setze mich deshalb auch ständig unter Druck. Hauptproblem ist wohl, dass ich für mich nicht sagen kann, was mir tatsächlich wichtig ist. Nach außen scheint mein Leben erfüllt zu sein - Karriere läuft, verheiratet, Kinder... Aber irgendwie bin ich aus obigen Gründen ständig unglücklich..."
Ganz einfach: Höre auf zu vergleichen. Lege fest, was für dich wichtig ist und kommuniziere es auch. Es ist unglaublich befreiend, wenn man darüber spricht, was einem Freude macht, welchen Traum man sich erfüllt hat. Sei er für andere noch so albern. Wie oft hast du mit wem über deine Hochzeit und die Geburt deiner Kinder geredet? Was hat das in dir ausgelöst? Beides an sich sind genügend Gründe, selbstzufrieden durch die Welt zu gehen.
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