Ich bin vor zwei Wochen meinen neuen Job angetreten und das was ich nach solch kurzer Zeit gesehen habe, hätte ich im Leben nicht geglaubt, wenn man es mir erzählt hätte.
Es handelt sich hierbei um einen Konzern (zumindest nennt sich die Firma so). Ich habe meinen alten AG verlassen, um eine kürzere Fahrzeit zu haben (von 1,5 Stunden eine Fahrt auf 10 min. eine Fahrt). Ferner habe ich die Möglichkeit bekommen, mich ein Stüfchen nach oben zu entwickeln. Bis dahin alles gut!
Nun, in der Firma angekommen, bemerkte ich, dass sich in dieser Abteilung kein Blatt regt. Die Flure sind leer, die Bürotüren verschlossen. Eine Kaffeemaschine für das Personal ist nicht vorhanden. Diese hat man im Rahmen der Umstrukturierung rationalisiert. Somit hat jeder Mitarbeiter seine eigene Kaffeeemaschine im Büro stehen. Eine Bewirtung von Kunden ist somit auch nicht gegeben. Diese müssen auf dem Trockenen sitzen oder man kauft sich den Kaffee und die Getränke selbst und bietet diese den Kunden an.
Der erste Toilettengang hat mich erschüttert. Gelbe, verdreckte Toiletten, die vor Gesundheitserregern nur strotzen. Der Gestank der Toiletten verbreitet sich auf dem ganzen Flur. Wenn ich in mein Büro gehe, muss ich mir die Nase zuhalten. Der Raucherraum befindet sich im Treppenhaus. Die Büros sind mindestens 20 Jahre alt. In der Kaffeeküche (also ohne Kaffee) ist es verdreckt und dort wurde wohl seit Jahren nicht gewischt. Klebrige Schubladen inklusive. Das zur Ausstattung der Abteilung. Ich sage bewusst Abteilung, da es sich auf anderen Etagen nicht so abspielt.
Die Hardware befindet sich auf dem Stand von 1810. Die IT wurde outgesourced und keiner der ausländischen Kollegen bearbeitet ein Ticket. Nach 2 Wochen bin ich immer noch nicht ausgestattet. Bestellungen zur Hardware sind nie angekommen. Keiner kann dir auch den Status der Bestellung nennen. Mein komplettes Büro (Tisch und Stuhl) und die Hardware musste ich selber bestellen und einrichten, da dieses Büro 10 Jahre lang nicht betreten wurde. Die Angestellten (also die, die man zufällig auf dem Gang sieht) verschliessen sich in ihre Büros, haben resigniert, haben Angst. Das merkt man an den Schweissperlen auf der Stirn. Ein Team ist vor Ort nicht vorhanden. Einen Monat bevor ich angefangen habe, wurde nochmals die Organisation auf links gedreht. Somit habe ich einen neuen Vorgesetzten und Kollegen bekommen, die allesamt nicht in Deutschland ansässig sind. Ich sitze somit isloriert in meinem Büro. Teamarbeit? Fehlanzeige. Alle Angestellten sind neu und keiner weiss für was er zuständig ist.
Kommen wir zum Arbeitsinhalt. Auch dieser hat sich aufgrund der neuen Organisation geändert. Jedoch kann mir keiner sagen in welche Richtung. Das Unternehmen bietet auch keine Transparenz im Sinne von Organigrammen, Systemen etc. Um vor Langeweile nicht zu sterben, habe ich die anderen Angestellten um Arbeit gebeten. Diese habe ich dann auch erledigt, natürlich fehlerhaft, weil keine Richtlinien, Prozesse und Systeme vorhanden sind. Auch diese werden neu kreiert. Ich frage mich wieso ich eingestellt wurde, wenn ich dort Däumchen drehen soll. Ich habe alles an mich gerissen was ich gefunden habe und nun sitzte ich da und wunder mich was dort abgeht oder eher gesagt nicht abgeht. Ich habe dem neuen Chef mitgeteilt, dass hier die Basis zum Arbeiten fehlt. Was ist nun meine Aufgabe? Er hat dann bestätigt, dass nichts vorliegt also die bestehenden Systeme kann man nicht nutzen, da diese seit 5 Jahren nicht genutzt bzw. gefüttert wurden. Den Arbeitsbereich kann man mir auch nicht nennen, weil das Management das neu definiert hätte und sogar dieses nicht weiss was es definiert hat. Wieso wurde ich eingestellt?!??!?!!?!?! Im Vorstellungsgespräch teilte man mir mit, ich solle beim Aufbau der neuen Organisation helfen. Dies ist mir nicht fremd, da sich Konzerne alle paar Jahre ständig neu erfinden. Hier ist jedoch so, dass man sich alle 2 Monate neu erfindet, um dann festzustellen, dass alles falsch war, um es dann wieder falsch zu machen. Nochmal, wieso wurde ich eingestellt?!?!?!
Ich habe jeden Tag 1000 Fragezeichen im Gesicht stehen. Es ist keiner da, es weiss keiner was zu tun ist, keiner redet, keiner geht in die Kantine. Ich höre seit Tag eins nur was von Entlassungen. Das gesamten Unternehmen wurde wohl entlassen. Dazu muss man sagen, dass dieser Teil des Konzernverbundes vor 5 Jahren von einem Konkurrenten aufgekauft wurde. Nun, 5 Jahre später, steht der Laden noch, aber das scheint nur noch Fassade zu sein. Denn je tiefer ich dort gegraben haben, desto mehr hat es sich bestätigt, das sich die Frima seit der Übernahme in einer Schockstarre befindet. Es wurde seitdem nicht mehr gearbeitet. Das ist kein Scherz! Man sieht nur Unterlagen vom ehemaligen Konzernverbund und nicht vom Wettbewerber. Das Einzige was wohl seit eh und je passiert, ist die Leute massenahaft zu entlassen.
Da ich solche Zustände in Deutschland nie gesehen habe, werde ich mich wieder auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber machen und zwar asap, da es sich hierbei um einen kompletten Reinfall handelt.
Übrigens: Das Vorstellungsgespräch hatte ich auf der Vorstandsetage. Ja, dort gibt es Kaffeemaschinen und den berühmten Test mit dem Gang auf die Toilette habe ich auch gemacht. Daher auch bewusst, dass es sich hierbei um Zustände dieser spezifischen Abteilung handelt.
Trotz meiner Eigeninitiave, werde ich nicht beschäftigt. Seit Tag eins redet keiner mit mir, trotz mehrfacher Anläufe meinerseits. Die Leute (also die wenigen dort, die körperlich vorhanden sind) sind schon nett, aber die haben alle abgeschlossen und daher sind die an einem Gesprächsaustausch auch nicht interessiert. Wie gesagt, ich sitzte seit 2 Wochen allein und isloiert in dem Büro. Bringe mir mein Essen von Zuhause aus mit und gehe dort auch nicht auf Klo. Die Situation ist bedrückend und unerträglich. Ich bin entsetzt über solche Zustände in deutschen (angeblichen) Konzernen. Hoffentlich kann ich bald die Biege machen!!!
Übrigens: Da ist was wahres dran. Die Angestellten passen sich ihrem Arbeitsumfeld an. Dort legt keiner Wert auf sein Äußeres. Da ich selbst immer in Konzernen gearbeit habe, ist das hier für mich ein Kulturschock.
Solange ich keine neue Stelle habe, werde ich das dort aussitzen. Da ich die Stelle über eine Headhunterin vermittelt bekommen habe, habe ich ihr mein entsprechendes Feedback hierzu gegeben und um sofortiges Handeln gebeten. Dass ein Jobwechsel mit Risiken verbunden ist, das ist mir schon klar, aber an solche Risiken hätte ich im Leben nicht gedacht. Ich kenne die Risiken, dass der Chef oder die Mitarbeiter einen nicht mögen, der Aufgabenbereich nicht zu bewältigen ist, sich die Überstunden häufen, die üblichen Konflikte am Arbeitsplatz, aber das hier habe ich während meiner gesamten beruflichen Laufbahn weder im Ansatz erlebt noch gehört. Dabei habe ich einige Freunde in meinem Umfeld, die in kleinen Unternehmen arbeiten und sogar diese haben eine Kaffeemaschine für ihre Angestellten. Das Thema Kaffeemaschine habe ich auch angesprochen, ob wir als Kollegen nicht was zusammenschmeissen sollen. Antwort: das ist von der Firma nicht gewünscht. Ich bin so entsetzt, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr rauskomme. Mir grault es heute bereits vor Montag. Dann darf ich mir wieder den Gestank reinziehen, mit mir selbst reden und Däumchen drehen. Da jedoch am Freitag meine komplette Hardware versagt hat, keiner den Netzwerkadministrator kennt bzw. keiner da war, der mir diesen nennen konnte und es auch sonst keine Infos hierzu gab, werde ich wohl die ganze Woche auch ohne Hardware dort sitzen. Der neue Chef sagte hierzu: @!#$ happens. Ja, so sehe ich das auch. Dieser Laden ist wirklich ein @!#$ happens!!!
antworten