WiWi Gast schrieb am 24.08.2020:
VWL mit Schwerpunkt auf Ökonometrie ist vermutlich in Ordnung wobei Statistik von studierten Mathematikern eher belächelt wird, aus welchem Grund auch immer.
Dazu mal kurz meine Gedanken (als studierter Mathematiker):
Als Mathematiker beißt du dich durch ein Studium, das zu 90% aus Vorlesungen besteht, von denen bereits eine einzige bei einem Großteil anderer Sudiengänge ausreicht um als "die eine Killervorlesung zum Aussieben" zu gelten.
Gegenüber Geisteswissenschaftlern, Sozialwissenschaftlern oder Orchideenfächern besteht dann ein Respekt im Sinne von: Er kann nicht, was ich kann, ich kann nicht, was er kann. Gegenüber anderen Naturwissenschaftlern sieht man sich aufgrund deren hohen Mathematik-Anteil ebenfalls ziemlich auf Augenhöhe.
...dann kommen die WiWis, die sich oftmals sogar "B.Sc." oder "M.Sc." nennen dürfen, aber an mathematischen Vorlesungen verweifeln, die aus unserer Sicht gerade einmal simples Grundlagenniveau erreichen. Dennoch stolzieren die mehrheitlich mit dem Stolz kommender Dax-Vorstände in den Campus und schleudern selbst in der Mathematik(!) buzzwordartig mit Fachbegriffen um sich, als gäbe es Bonuspunkte für "sich schlau anhören".
Wenn du dann als Tutor eine Mathematik-Klausur von WiWis korrigierst und irgendwelche wolche an der Frage vorbeizielenden Fließtexte darüber lesen musst, dass "e" ja die "Eulersche Zahl" sei, dann verdammst du diesen Captain Obvious, der hier deine Lebenszeit vergeudet, sich selbst vermutlich für den allergrößten hält und in einer Unternehmenslandschaft, die von WiWis dominiert wird, vermutlich später auch noch ähnlich viel verdienen wird wie du.
Kurz:
BWLer sind von allen Studenten und Absolventen vermutlich die, wo der mathematische Anteil des Studiums und das mathematische Können am meisten auseinandergehen - wobei es natürlich positive Ausnahmen gibt.
Was macht man also, wenn man als WiWi besonders mathematisch unterwegs sein will, es aber für Wirtschaftsmathematik nicht reicht? Man studiert Statistik. ;)
Und noch kurz durch eine andere Brille:
Mein fachlicher Schwerpunkt in der Mathematik waren Statistik und Stochastik. Diese Fächer sind wiederum unter reinen Mathematikern oft verhasst, weil hier mit Beweisen gearbeitet wird, die nicht (wie sonst in der Mathematik) absolut sichere logische Aussagen ermöglichen, sondern Aussagen die "fast sicher". Solange "fast sicher" klar definiert ist, ändert das zwar nichts an der unstreitbaren knallharten Logik, aber nichtsdestotrotz stellen sich bei unseren Beweisen den reinen Mathematikern die Fußnägel auf.
Wenn man nun auch noch einen Wiwi, der noch nicht einmal die die Grundlagen seines harten Jedi-Trainings absolviert hat auf diese "dunkle Seite der Mathematik" loslässt, kann ein reiner Mathematiker nur verzweifeln.
;)
(nicht böse gemeint)
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