Moin, also Informatiker werden auch in Zukunft gebraucht, aber halt anders. Die goldenen Zeiten, wo Du mit wenig Aufwand, zB paar Wochen Coding-Bootcamp, Geld ohne Ende machen konntest, die sind nicht erst seit dem KI-Boom vorbei.
Der KI-Boom dürfte überwiegend Einstiegsjobs, also Codingjobs massiv verändern. Aber alles, wo es dann schon eher Richtung IT Consulting geht oder IT mit Führungsverantwortung, da wird es sicher noch genug Stellen geben.
Meine persönliche Einschätzung nach über 10 Jahren IT Erfahrung als Admin (7 Jahre) und als Entwickler (3 Jahre) bezüglich IT allgemein ist eher negativ. Du musst heutzutage echt viel drauf haben, um relativ wenig zu verdienen. Wenn ich das mit irgendwelchen WiWi Jobs vergleiche, dann ist der Anspruch an Informatiker echt abartig hoch geworden. Und Du musst dich halt immer weiterentwickeln. Ja, wenn IT deine Leidenschaft ist und Du das auch gerne in deiner Freizeit machst, dann ist das ja ok. Aber, wenn Du einfach nur offen bist nach irgendetwas, womit Du dein Einkommen maximieren kannst, dann halte ich etwas mit Informatik für den falschen Weg.
Ich kenne auch schon ein paar Leute, man tauscht sich aus. Ein Kollege, kurz vor dem Master Informatik, aber auch schon 7 Jahre Berufserfahrung, der hat zB die 80k nur deswegen geknackt, weil er in einem fast 20.000 Leute starkem Weltkonzern untergekommen ist. Für äquivalente Jobs in kleineren Unternehmen hat er nur 60-70k angeboten bekommen. Senior, kurz vor dem Master, gute Noten, 7 Jahre beim Fraunhofer Institut als Entwickler gearbeitet. Der hat den Bachelor gegrindet, gehörte zu denen, die noch in ihrer Freizeit C++ Bücher gewälzt haben, um ein besserer Softwareexperte zu werden.
Also da wirst Du mit WiWi, Jura oder Querschnittsstudiengängen wie Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftsingenieurwesen und mit dem Blick auf eine Führungskarriere sicher bessere Karriere machen und besser verdienen können. Aber unsere Erfahrung von mehreren Leuten ist halt, Techniker, egal wie viel Leidenschaft Du hast, werden schlecht bezahlt, Geld bekommst Du nur für Unternehmensgröße, Führungsverantwortung oder Reisetätigkeit.
Und Projektdruck in Softwareprojekten ist abartig hoch. Agile Methoden werden pervertiert, nicht damit das Entwicklerteam besser arbeiten kann, sondern damit Transparenz über deine Leistung maximal und keine Minute verschwendet wird.
Wir bereuen BEIDE diesen Weg gegangen zu sein. Denn das Problem in Softwareprojekten ist, dass die Anforderungen oftmals unerfüllbar sind in Qualität UND Zeit. Das führt dann dazu, dass einige Entwickler einfach die Dokumentation zu 100% weg lassen oder sonst irgendwie schlampig arbeiten, um einfach nur maximal schnell fertig zu werden. Wenn Du aber mal studiert hast was optimale Software bedeutet, dann macht so zu arbeiten unglücklich.
Und, wenn Du dann auch noch einen Projektleiter ohne IT Background hast, der nicht mal Wirtschaftsinformatiker ist, sondern komplett was anderes, dann artet das immer in Diskussionen aus. Das kann ich aus einem Unternehmen mit 2,5k Mitarbeitern sagen und mein Kollegen aus einem 20k Mitarbeiter Unternehmen. Und ich hab es auch schon in 2 familiären 20 Mann Unternehmen erlebt.
Ich würde heutzutage eher sowas wie IT/ET studieren (IT ungleich Informatik!!!) oder sowas wie "Nachhaltige Energiesysteme" an der TU Dortmund, wenn es etwas Technisches sein soll. Wenn man Bock auf eine Führungslaufbahn hat, dann auf keinen Fall etwas ohne Wirtschaft.
Einziger Vorteil, den man über Informatik-Jobs vielleicht noch überproportional hat ist halt das Thema Homeoffice. Da wird sich die Uhr auch nicht mehr zurückdrehen lassen. Ich arbeite 3 von 5 Tagen zu Hause, mein Kollege sogar 4 von 5 Tagen. Ich habe genug Ausschreibungen gesehen mit 100% Homeoffice Möglichkeit. Mit top Englisch Skills kann man halt auch einfach für ein GB oder US Unternehmen arbeiten remote. Da gibt es dann auch bessere Gehälter als in DE.
Und, wenn Du voll der Nerd bist, dann würde ich dir eher IT Security raten als reine Informatik. IT Security ist ein Bereich, der noch viel für Nerds bietet. Die Kultur ist dort auch einfach noch anders, weil dort halt viele Nerds arbeiten. IT Security wird immer ein riesen Thema bleiben und eher noch größer werden. D.h. auch trotz KI wirst Du dort immer eine hohe Nachfrage nach Experten haben. Gehälter für IT Security Experten sind nicht schlecht. Wegen Homeoffice gute Work-Life-Balance möglich.
Schau dir mal den IT Security Studiengang an der Ruhr-Universität Bochum an. Die sind in dem Bereich richtig gut. Soweit ich weiß größte IT Security Fakultät in DE. Mit dem Horst Görtz Institut auch ziemlich renommiert. Bochum entwickelt sich immer mehr zum IT Security Standort.
Max schrieb am 07.09.2024:
Ich brauche eure Meinungen und Hilfe, ich bin echt irgendwie verwirrt und verloren hier in der heutigen Gesellschaft, nichts lassen sich durchblicken...
Hi, ich hätte eine Frage zu Jobs, die euer Meinung nach noch gute zukunftsperspektive haben. (Die heutige Lage unserer Wirtschaft undurchschaubar). Denn ich wollte mich für ein Duales Studium (WINF/ INF) bei den Großunternehmen bewerben und lese ganze Zeit Nachrichten, wo die Nachfrage nach Informatiker auf dem Arbeitsmarkt sich eindeutig reduziert hat. Gleichzeitig bereitet die aktuelle wirtschaftliche Lage Deutschlands mir sehr viel Sorgen über meine Zukunft sowie Jobs mit Zukunft.
Grundsätzlich kann ich mir alles vorstellen, habe vorraussichtlich nen 1,2 Abischnitt und will einfach nur dickes Geld verdienen. Ich interessiere mich für verschiedenste Fachgebiete deshalb berücksichtigt bitte nicht meine Interesse (Ich muss schnell Geld verdienen können und bald meine Eltern finanziell unterstützen...) Welche Jobs haben euer Meinung nach gute Zukunftsperpektive? (evtl. Internationale Aufstellung nach Studium, weiß nicht ob ich noch in Deutschland bleiben soll siehe Wirtschaft)
Eine spezielle Frage also an den erfahrenen Informatiker unter euch: Würdet ihr noch ernsthaft jemanden empfehlen, Informatik/ Wirtschaftsinformatik zu studieren. Denn ich höre sehr gespaltete Meinungen, eine Seite sagt, dass Informatiker immer gebraucht werden und KI nur ein Tool sein wird und gleichzeitig sagt der Arbeitsmarkt eindeutig was anderes und andere Seite sagt dass es sich nicht mehr Lohnt, Informatik zu studieren (Überall Stellen gestrichen als würde man in Deutschland keinen Informatiker mehr brauchen, ein Informatiker + KI = 2 Informatiker)
Wenn duales Studium, bei wem würdet ihr mit Herzen empfeheln?
Vielen Dank im Voraus
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