Ich denke, dass ich da einfach ein bisschen biased bin, da meine erste (und einzige) Industrieerfahrung in Finance war. Fand damals das Arbeitsumfeld einfach sehr spannend und abwechslungsreich - und stelle mir ehrlich gesagt immernoch die Dynamik in quant Finance stärker vor als bei nem Tech Giganten, bei dem man am Ende dafür verantwortlich ist, irgendeinen Suchalgorithmus zu optimieren. Aber das ist natürlich letzten Endes schwarz-weiß Denken. Deshalb bin ich auch froh darum, noch ein bisschen Zeit zu haben, bis ich mich letzten Endes entscheiden muss.
Bzgl. PhD: klar, du brauchst auf jeden Fall eine gute mathematische Grundausbildung. Ob du die durch ein Mathe-, Statistik-, Info-, Physik- oder gar Economics-Studium mitbringst, ist erstmal egal, solang du deine Nische findest. Ich bin zum Beispiel mathematisch zwar gut ausgebildet, aber habe noch in keinem meine Paper seitenlange Beweise geführt (weil ich das auch einfach nicht so gut kann). Meine Stärke ist, würde ich behaupten, eher, Ideen aus unterschiedlichen Bereichen (z.B. Ideen aus Physik, Bayesian Stats und Finanzmathematik für Applications in Healthcare) zusammenzuführen und daraus Mehrwert zu generieren.
Ich weiß nicht, ob ein BWL Studium die nötigen Grundlagen schafft, um bei den A* ML Conferences zu publizieren. Das soll nicht arrogant klingen - genauso wenig wäre ich dafür qualifiziert, im Accounting oder in Mikroökonomie zu forschen.
Ich glaube aber, dass es auch spannende Mittelwege gibt, wenn man ne interessante Anwendung im Kopf hat. Vor allem Healthcare applications sind bei applied Conferences wie der KDD gefragt. Auch bei Applications von NLP wird wahnsinnig viel publiziert, ohne dass in jedem Paper das neueste LLM entwickelt wird.
Wovon es mWn sehr wenig gibt, sind Lehrstühle, die explizit AI und empirical Finance vereinen. Dafür gibts einfach sehr wenig Forschungsgelder, insbesondere in Deutschland. Dafür muss man wohl am ehesten in die USA.
Ist aber auch aus Karrieresicht nicht notwendig - wenn du mathematisch gut aufgestellt bist und ordentlich publiziert hast, kommst du auch ohne Finance Vorwissen bei den quant Buden unter.
WiWi Gast schrieb am 07.01.2024:
Klingt gut. Nur aus Interesse, was reizt dich an finance? Ich meine mit dem background, ist es nicht besser bei Meta oder Google einzusteigen. Verdienst vermutlich sogar besser. Komme selbst aus finance und finde den ständigen Kampf Kohle aus dem Markt zu saugen, nicht gerade erfüllend - am Ende oft ein Nullsummenspiel.
Was mich interessieren würde, wie läuft Promotion in AI ab? Brauchst du viel Mathe bzw worauf kommt es an? Überlege selber evtl auch nun nach Wirtschaft / Finance versuchen in Richtung AI Forschung zu gehen. Ist eig schon spannend das was da gerade abgeht.
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