know-it-all schrieb am 13.03.2023:
Die Medianbetrachtungen machen zwar vielleicht Sinn, wenn du das Argument mit den "nur 1/3" der Kosten widerlegen willst. Aber de-facto musst du beim privatversicherten Angestellten schon unterstellen, dass er über der BBG verdient (konkret sogar über der Jahresentgeltgrenze , die nochmal oberhalb der BBG liegt) und damit auch den maximalen Beitragssatz zahlt. Der liegt derzeit bei ~170 € für Kinderlose, bzw. 152 € für Versicherte mit Kind, wird aber voraussichtlich zur Jahresmitte nochmal angehoben (siehe mein Beitrag von gestern).
Ja, erstmal geht es um die Behauptung, dass die privaten Versicherungen billiger wären als die gesetzliche Krankenversicherung. Konkret auf den Median bezogen + Median-Rentner + Median-Nicht-Einzahler (Arbeitslos, Elternzeit, Sabbatical, ...) ist das eindeutig nicht der Fall. Dort ist also noch eine deftige Gewinnspanne drin + (relativ) hohe Gehälter für die Arbeitnehmer der privaten Versicherungen.
Für den konkreten Fall eines Gutverdieners hat die PPV individuell während der Gutverdiener-Phase im Leben außerhalb von Sabbatical, Arbeitslosigkeit, Elternzeit, Frührente, Rente, ... einen kleinen finanziellen Vorteil. Außerhalb dieser Zeit massive Nachteile.
Und auch als Rentner wird ein bisher gut verdient habender Angestellter sicher mehr Rentenpunkte erworben haben als der Eckrentner und damit auch eine höhere Rente erhalten. Dazu kommt häufig noch eine nicht zu knappe bAV-Rente, die ebenfalls für die Bemessung der Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung herangezogen werden.
Insofern kann man davon ausgehen, dass ein solcher Rentner mehr als 49€ zur gesetzlichen Pflegeversicherung zahlen müsste. Wenn man bspw. mal eine Rente von 2.000 € plus eine bAV Rente von 1.000 € rechnet, dann zahlt man heute schon ~90€ Pflegeversicherungsbeitrag.
Und damit zahlt der PPVler immer noch mehr. Beliebter als die bAV ist heute eher die Eigenvorsorge mit ETFs. Und gerade Gutverdiener gehen häufig deutlich eher in Rente, überbrücken dann die Jahre noch aus dem Vermögen, tlw. ALG1.
Ganz konkret kenne ich niemanden, der länger als bis 63 gearbeitet hat. Alle Abteilungsleiter, Gutverdiener, Ingenieure & Co. aus dem Familienkreis und Eltern von Freunden haben schnellstmöglich den Absprung gewagt, teilweise auch schon vor 63 (mit Abfindung vom Konzern). Die Immobilie ist abgezahlt, die in ca. 35-40 Jahren erworbenen Rentenansprüche reichen für den Lebensstandard schon mehr als aus, nebenher ist auch noch liquides Vermögen vorhanden. Da rechnet jeder ganz realistisch und macht nicht länger, als er muss.
Während GKV/GPV immer nur einen kleinen Anteil an der Rentenzahlung darstellen, hat man mit PKV und PPV immer hohe, feste Beträge, welche niemals sinken werden, sondern sich immer weiter steigern werden. Ehrlich gesagt kenne ich aus dem Familienkreis und Eltern der Freunde nicht deren Versicherungsituation, aber ich denke mir, Rente mit 60 + einige Jahre privat überbrücken oder Rente mit spätestens 63 ist mit GKV relativ einfach möglich, wenn das Geld da ist und mit PKV extrem schwierig. Vor allem weiß ich, wenn ich mit 60 in Rente gehe: die GKV wird immer nur einen kleinen Anteil an meinen Einnahmen ausmachen. GKV und GPV zusammen ca. 11% der GKV-Rente. Wenn die GKV-Rente 33% der Einnahmen darstellt (angenommen: 33% ist eine Immobilie => implizite Rente in Form von Mieteinsparung; 33% sind ETF-Dividenden/Entnahmen und 33% die GKV-Rente), dann wird GKV/PKV ca. 3-4% Anteil an meinen Einnahmen ausmachen. Diese Planungssicherheit habe ich bei der PKV nicht.
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