Ich bin auch kürzlich in die PKV gewechselt.
Ausschlaggebend war aber der Jobwechsel und die Möglichkeit einer Betriebsrente. Wenn ich dort 750€ mtl. einzahle zahlt der Staat und die Firma für mich 1750€ monatlich ein (+2,3% Erhöhung pro Jahr angenommen). Dadurch, dass das garantiert ist, muss ein gleichwertiger ETF ohne Garantie Minimum 12,5% bringen statt der 6,3% des Rentenfonds. Und der Rentenfonds garantiert die Einzahlungen…
Knackpunkt ist, dass alles oberhalb der Einzahlungen von mehr als 3384€ (2022) Steuer (und teils) sozialabgabenfrei sind (+dem zusätzlichen Firmenanteil). Alles, was du mehr einzahlst, bringt dir weitere Steuerersparnis. Bist du in der GKV, musst du in der Einzahlungsphase deinen AN-Anteil zahlen und in der Auszahlungsphase auch den AG-Teil+die Zuzahlung, also vollen ca. 18%. Wenn du dagegen privat versichert bist, sparst du diese Beiträge und zahlst später nur die Lohnsteuer.
Heißt: Nach 24 Jahren geht’s in Rente und die Betriebsrentenkasse zahlt dir nach Abzug der Lohnsteuer knapp 10.000 € monatliche Betriebsrente aus, darauf musst du dann knapp 1.800 € monatliche GKV-Beitrage zahlen. Neben den zusätzlichen 500€ aus der gesetzlichen Rente. Also über 2.000 € an Krankenkassenbeiträge… nein, in dem Fall kann es nur die PKV sein.
Ich finde es höchst erstaunlich, dass ihr hier alle die Lohnsteuer außer Acht lasst. Wenn ich 100€ mehr Krankenversicherung zahlen muss, zahle ich automatisch auch 100€ weniger an Lohnsteuer und Soli. Mein Netto verändert sich durch die Erhöhung also nicht. Daher kann mir die Erhöhung auch egal sein. Prinzipiell zahle ich lieber mehr in die eigene KV und damit meine Versorgung als unproduktiv an den Staat. Es ist doch immer sinnvoller, die Grenzen voll auszunutzen (404€ KV+76€ PV), als unnötig viel Steuern zu zahlen.
Daher ist es auch unsinnig, hohe Zuzahlungen zu leisten. Es sei denn, du willst deinen Arbeitgeber und den Staat entlasten.
Am Ende sparst du ein wenig, zahlst dafür aber viel mehr drauf, wenn du Leistungen benötigst. 0€ Zuzahlung kostet am Ende im Luxustarif 40€ mehr im Monat als 600 € Zuzahlung. Im Falle eines Falls kann das viel Wert sein.
Vor allem gibt es im Alter doch nichts wertvolleres als einen freien Zugang zu den bestmöglichen Ärzten. Tendenziell hat man als privat Versicherter im Alter immer mehr Geld als Gesundheit…
Und wenn ich an meine Großeltern mit den gesetzlichen Versicherungen denke… ohne unsere gesamte Familie + Verwandtschaft wären sie verloren gewesen. Die GKV im Alter ist einen Dreck wert aus meiner Erfahrung. Ich selbst muss auch immer wegen jedem Scheiß dazu zahlen.
Zahlmäßig sieht es so aus:
Gesetzlich zahlte ich 538€ mtl. inkl. privater Zahnzusatzversicherung, insgesamt sind das 1008 € monatlich für die Gesetzliche inkl. AG-Anteil…
Privat sind das dann:
696 € KV
+83 € PV
+71 € Krankenhaustagegeld (150€)
+63 € "10%Soli an GKV"
= 850€ gesamt = 425€ für mich.
Dafür habe ich 0% Zuzahlung (außer 10% Zahnersatz), keine Hausarztpflicht etc. pp.
BTW: Dieser 10% Soli der PKV an die GKV macht stolze 50% der Gesamtbeitragseinnahmen der GKV aus…
Wenn ich nichts einreiche, bekomme ich ca. 2500€ zurückerstattet. Steuerlich bringt das aber nur ca. 1100 €-1300 € Vorteil (wegen Absetzung Beiträge + Lohnsteuer). D.h. effektiv zahle ich nur bis 1.100 € pro Jahr selbst ohne die Erstattung zu gefährden; wird es teurer, reiche ich alles ein und zahle gar nichts.
Natürlich steigt der Beitrag mit zunehmendem Alter nicht, denn er ist alters und
einkommensunabhängig. Klar, am Anfang habe ich beim Einstieg meinen Preis bekommen. Steige ich als 30 Jähriger ein, zahle ich weniger als als 40 Jähriger.
Aber ich zahle nicht mehr in meiner PKV, nur weil ich älter und kränker werde. Die Erhöhungen sind für alle Versicherten gleich. Das ist auch gesetzlich so vorgesehen.
Die GKV und die PKV steigen oft im Gleichschritt, oft die GKV sogar stärker. Allein von 2022 auf 2023 ist meine GKV um 3,2 % gestiegen, während mein PKV Tarif gleich geblieben ist. 2021 hatte ich die gleiche GKV-Erhöhung.
Und die regelmäßigen Checkups (Krebs, Impfungen, Urlaubsimpfungen etc.) Sowie die 6 monatige Zahnarzt-Routine-Untersuchung+Zahnreinigung ist eh in der PKV inklusive, auch die Zahnreinigung. Das kostet nichts und es reduziert auch nicht die Rückerstattung.
Ein Kind würde anfangs 90 € monatlich kosten und langsam teurer werden und spätestens mit 18 aus der PKV rausfliegen.
Mein AG bietet aber auch ein Formular zur jederzeitigen Rückkehr in die GKV an (Gehaltsvariation). Hartgesottene AN melden sich einfach 1 Monat arbeitslos und sind automatisch wieder in der GKV (bis 55).
Wie sich die Erhöhungen in den kommenden 24 Jahren entwickeln, kann ich nicht sagen, ich nehme einfach mal den jetzigen Beitrag an, die ich mit Renteneintritt zahle:
Die 850 € muss man komplett allein Zahlen. Allerdings gibt es Erleichterungen:
Die gesetzliche Rente zahlt ca. 200€ Zuschuss zum PKV-Beitrag.
Das Krankenhaustagegeld (71€) entfällt ebenso wie der Soli an die GKV (63€). Macht also:
516€ in der Rente.
Ich habe 0% Zuzahlung, d.h. ich muss nicht mal mein Rezept bezahlen, bekomme für diesen Beitrag also alles erstattet. Heißt in meinem Fall: Ohne Leistungseinbußen reduziert sich mein PKV-Beitrag mit Renteneintritt um 40%.
Natürlich gibt es diese Beitragsreduktionspakete:
100€ Reduktion versprechen sie, Beitrag ist 40€, davon zahlst du 20€. Aber in der Rente werden dann die 40€ von den 100 € abgezogen, weshalb die nur 60€ Reduktion bringen.
Daher zahlt man die lieber in einen ETF ein. 20€ mtl., 24 Jahre, 12,5% Zinsen: Das sind abzüglich Abgeltungssteuer über 19 Jahre (solange rechnet die Betriebsrentenkasse) monatlich 468€, was quasi der gesamte GKV-Beitrag ist…
Was bleibt festzuhalten? Ohne Betriebsrente bleibt nur die besseren Versorgungsqualität. Die 100€ Ersparnis wird eh durch die höhere Lohnsteuer aufgefressen.
Witzig ist auch:
Wenn man neben den 750€ Betriebsrente nochmals 750€ in den ETF einzahlt (zur Sicherheit), bringt das als PKV-Versicherter:
10.000 € Betriebsrente
2.500 € gesetzliche Rente
Zusammen:
12.500€ Steuerpflichtige Rente = 7.800€ netto-Rente (da dann volle Steuerpflicht)
Und selbst wenn die Betriebsrente in den nächsten 24 Jahren Null Kursgewinn macht (nicht 24 Jahre vor der Rente und nicht die 19 Jahre nach der Rente), weil die Börse tot ist bringt sie nach Steuern immer noch 2.900 staatlich garantierte €. Aber dann wäre der Staat sicher auch tot, so ganz mit toter Börse über 43 Jahre... Daher wird der ETF auch noch zusätzlich 12,5% bringen, weil wir denken es läuft weiterhin so wie seit 2020 und nicht wie davor (wo ETFs 19% im Jahr brachten).
Daher bringt der ETF weitere 13.000€ nach Abgeltungssteuer.
Die Rente bringt also für einen normalen AN (=SAP-Berater, Ingenieur etc., aber kein Chef) der seine letzten 24 Jahre vor der Rente immer knapp über Tarif aber mit allen Tarifvorteilen verdient, eine Rente von ca. 20.800€ im Monat. Das sind auch so die etwaigen Rentner, die eine PKV haben.
Die Beispiele mit den Armutsrentnern und PKV sind mal sowas von fehl am Platze…
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