WiWi Gast schrieb am 30.08.2018:
Mal ne andere Frage, wann gilt man überhaupt tatsächlich als berufsunfähig?
Viele schreiben hier von Burn out (was ja an sich schon mal gar keine Krankheit ist...). Wann bin ich wegen Burn out berufsunfähig? Mit burn out meint man ja meist Depressionen. Diese sind therapierbar, welche Aussichten hat man da wirklich (langfristig) berufsunfähig zu sein?
Auch bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparats ist mir das nicht ganz klar. Auch wenn ich im Rollstuhl sitze und vielleicht sogar Querschnittsgelähmt bin, kann ich an einem Rechner arbeiten.. Ich denke der Dreh- und Angelpunkt ob sich das ganze "lohnt" ist eben, wie hoch die Hürde ist als berufsunfähig zu gelten...
Lt. Finanztipp: "Der Leistungsfall tritt bei den meisten Policen ein, wenn der Betroffene nach Einschätzung der Versicherung zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist. Das bedeutet, er hat mindestens die Hälfte seiner Leistungsfähigkeit verloren und kann für seinen Beruf wichtige Tätigkeiten nicht mehr ausüben oder nur noch eine geringe Anzahl an Stunden arbeiten."
Außerdem geht es um deinen bis zur BU ausgeführten Beruf. Wenn du z.B. in der Beratung gearbeitet hast und im Rollstuhl landest, kannst du den Beruf (durch die Reiserei) so nicht mehr ausüben. Bzw. eigentlich sind alle Jobs raus, in dem eine gewisse Reisetätigkeit gefordert ist. "Eine Leistung aus der BU-Versicherung gibt es auch, wenn jemand noch in einem anderen Beruf arbeiten könnte." (Stichwort abstrakte Verweisung) - billige Anbieter handhaben das gerne mal anders, daher sollte man darauf achten.
Beim Burn-Out weiß ich auch nicht genau, wie das funktioniert. I.d.R. muss man aber in gewissen Abständen mal zum Arzt (auf freie Arztwahl achten bei der Police), glaube alle 6 Monate, und sich bestätigen lassen, dass man noch BU ist. Aber mal ehrlich: die wenigsten wollen ja für immer zu Hause bleiben. Sobald man wieder anfängt zu arbeiten, fallen dann natürlich auch die BU Zahlungen weg. Dann zahlt man wieder seine Versicherungsbeträge - und sollte man irgendwann wieder BU werden, bekommt man halt wieder Geld gezahlt.
I.d.R. bezieht man eine BU ja nicht bis man stirbt, sondern über einen gewissen Zeitraum. Wenn man im Notfall auch mal 3-5 Jahre so finanzieren könnte, braucht man sie sicher nicht unbedingt. Aber gibt genug Fälle, die dann irgendwann den Kredit vom Haus nicht mehr bedienen können etc. - u.U. kann der Partner dann ja auch nur noch eingeschränkt arbeiten, wodurch das 2. Einkommen auch noch wegfällt/geringer ausfällt. Wenn der Partner über einen längeren Zeitraum im Krankenhaus ist, und man sich alleine um die Kinder kümmern muss, kann das eine enorme Doppelbelastung darstellen. Da kommen schnell mal Kosten von 100-200.000 zusammen. Dazu kommen dann noch Aspekte wie Fehlzeiten bei der Rentenversicherung, etc.
Kommt halt immer drauf an wie risikoavers man ist. Klar ist es wahrscheinlicher, dass man nicht BU wird. Aber wenn doch, steht man ggf. vor dem finanziellen Ruin. Dazu kommt, dass die BU am günstigsten ist, wenn man sie früh abschließt. D.h. wenn man wirklich in der Lage ist einschätzen zu können ob man auch mal ein paar Jahre so finanzieren könnte, ist es oft sowieso schon zu spät eine BU abzuschließen (vergangene Krankheiten, etc.)
Mein Partner und ich haben jeweils eine BU zu einem vernünftigen Satz (nicht übertrieben hoch), so dass man im Zweifelsfall halbwegs über die Runden kommt (ggf. mit ein paar Ersparnissen zusätzlich wenn man sich etwas gönnen will, aber ohne, dass unsere Altersvorsorge gefährdet wäre oder man das Haus verkaufen müsste). Im Zweifelsfall hab ich dann bis zur Rente aber auch 25-30k in den Sand gesetzt. Sicherheit kostet halt. Ich hab allerdings auch nicht den besten Rücken und würde für mich auch nicht ausschließen, mal Burn-Out zu bekommen (logisch, dass ich versuche dagegen vorzubeugen, aber you never know) ;)
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