So, auf Grund der hier geschilderten Abläufe bei Lidl habe ich an meinem Probetag mal ein offenes gespräch mit dem VL gewagt...
nachdem er sich anfangs stark gesträubt hat, hat er mir nach einer Weile aber Vertraut und mir gestanden, dass er eigentlich auch gerne weg möchte, jedoch durch die mehrere Jahre dauernde Lidl-Skandalgeschichte trotz zahlreicher bewerbungen keine adäquate Position bekommt!
Für mich war die Sache dann gelaufen ...
So vielleicht kann ich hier was zur Diskussion an fachlichen
Ihnhalt Beitragen...
Also vorweg zu mir: Ich war mehrere Monate Trainee bei Lidl,
hab die Fillialzeit überstanden, war dann
Filialverantwortlicher für mehrere Wochen in zwei
verschiedenen Filialen und habe nach einer kurzen Zeit in der
Zantrale der Regionalgesellschaft einen Verkaufsleiter
begleitet.
Hier meine Eindrücke im Überblick:
- Filialzeit (als "normaler MA")
Das Klima zwischen den MA ist rau aber herzlich, viel zum
schnacken kommt man nicht, aber der Umgangston ist nach einer
kurzen Zeit der Eingewöhnung (die meisten MA haben
Hauptschulabschluß bzw. equivalent) akzeptabel.
Tagesablauf:
Super stumpfsinnig, putzen, kassieren, Pfandautomaten leeren
(Lidl hat auch Glasflachen, extrem nervig, gibt öfters mal
nen Kratzer) und wieder von vorne...
- Filialzeit als Filialverantwortlicher
Es fällt einem die gleiche Arbeit zu, mit dem Unterschied,
dass man sich die Schicht selbst einteilen kann (+) aber die
Verantwortung für den Ablauf innerhalb der Filiale trägt
(-)(-)(-)
-->d.h. wenn Morgen zuwenig Bananen da sind oder die
Bio-Milch alle ist wäscht einen der VL den Kopf...
wer öfters mal solche Schnitzer hat muß sich vom VT anhören
"wer sich so verhält ist nicht in der Lage 5 Filialen zu
führen...)Dabei haben die Bestellungen nichts mit IQ zu tun,
sondern sind oft Glück (Wetter--> Eis, Grillfleisch etc.)
bzw. Erfahrung, die man allerdings nach einem Monat nicht
haben kann...
- Regionalzentrale
Stationen im Wareneingang, Warenausgang, Warenbereitstellung,
Einkauf, Immobilienabteilung.
Erstere drei sind "Abteilungen" im LAGER , Umgangston siehe
Filialzeit MA, Athmosphäre grauenhaft, vergleichbar mit einem
Regionalbahnhof,zugig, laut, schmutzig. Besetzung ziemlich
lütt, d.h. viel "erklärt" wird einem nicht, allerdings ist es
auch keine intellektuelle Herausforderung zu begreifen was da
abläuft(Gabelstabler beladen/entladen LKW, Kommissionierer
fahren Lagerplätze an /ab). Im Büro war die Stimmung sehr
gut, allerdings arbeitstechnisch auch eher keine
Herausforderung und ziemlich stumpf.
- Station VL Begleitung
Jetzt gehts endlich los dachte ich...gings auch aber anders
als gedacht...nicht so wie im "Schönwetter-Probetag"...
Man wird in einem Bezirk eingesetzt wo einem die MA von
vorher nicht kennen, damit von vornherein jedwede
"Verbrüderung" ausgeschlossen ist. Man läuft im Anzug/Kostüm
durch die Filialen mit bitterbösem Gesicht und sucht Fehler.
Das fängt auf dem Parkplatz an geht über den Verkaufsraum bis
in den MA-Pausenraum. Fehler? -->D.H z.B. laut Schild kommen
die Bananen aus Kolumbien, aber laut Lieferbeleg aus
Ecuador!!! FEHLER, ANSCHISS entweder des
Filialverantwortlichen oder der Dame die Morgens aufgebaut
hat...ansonsten wird alles kontrolliert Pfandbonabrechnungen,
Umtauschbelege, MA-Stunden etc. etc.
Alles nichts wofür eine einzige Vorlesung in der Uni gehalten
wird...Viele VL´s sind BA´ler, also kennen seit der Schule
nichts außer Lidl oder sind aufgestiegene Filialleiter, die
haben sich verbissen hochgearbeitet und leben nun ihre
Chafallüren aus.
Der Tagesablauf ist "frei" vom VL einteilbar, d.h. aber eher
die reihenfolge der Filialbesuche ist frei wählbar, weiter
nichts. Überall muß unterschrieben werden, d.h im Lidl-Slang
so schön es wird "Verantwortung übernommen"---> irgendwann
ist zwangsläufig etwas dabei was fehlerhaft ist und dann
hängt es von den Umständen ab wie verfahren wird...
Abends ist man so müde, dass man es gerade noch in die
Spätöffnungzeit der Reinigung schafft und anschließend
entweder bei McD oder per Lieferservice die erste warme
Mahlzeit zu sich nimmt.
Ich habe meine Traineezeit ordnungsgemäß beendet und mir dann
etwas Anderes gesucht...hatte aber auch Glück, denn ich kann
noch meine ursprüngliche Ausbildung vorweisen, die nicht bei
Lidl stattfand, sonst würde es düster für mich aussehen...
Und nein man arbeitet keine 90h die Woche aber unter 60h auch
nicht und ja man erhält einen Dienstwagen, allerdings total
abgegurkt, trotzdem natürlich schön mit Neupreis bei der
Steuer anzusetzten,...nein es wird nicht täglich einer
gefeuert, aber monatlich, nein es wird nicht gebrüllt aber
eiskalt eine rein zahlenbasierte Bilanz inkl. möglichen
"Konsequenzen" dargelegt... Von denen die mit mir angefangen
haben sind noch ca. 50% dabei, davon würden wiederum 50%
gerne meinem Beispiel folgen, wenn sie könnten...
Also ich hoffe ich habe offen und ehrlich alles darlegen
können und euch einen inhaltsgeladenen Eindruck verschafft!
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