Guten Tag der Herr,
Magna oder Summa im verschulten Deutschland und insbesondere in WiWi sind wirklich keine große Kunst.
Die wissenschaftliche Kompetenz ist für +- 50% der FH Studiengänge und Fächer zudem zu vernachlässigen. Genügend (junge) Professoren werden fortlaufend aus der Praxis rekrutiert und wenn ich mir so meine Kollegen auf der FH anschaue, dann sprechen wir von dem Klassiker: Durchschnittliche Lehrstuhldiss (am besten Monografie..) oder extern promoviert, keine nennenswerten Publikationen (und wenn, dann in so kruden Blättern wie "Der Betriebswirt") und schöne Praxiserfahrungen und Kontakte. Häufig sogar "sehr schöne" Praxiserfahrung (von Meckies über Deutschbänker oder Daimler ALs ist alles dabei). Das sind jedoch in meinen Augen keine schlechten Professoren sondern sie machen genau das, wofür die Fachhochschule da ist: Sie bereiten sehr gut auf die Praxis vor.
Insbesondere ist hierbei zu betonen, dass die Didaktik der Schlüssel ist und nicht eine übertheorisierte wissenschaftliche Kompetenz. Letztere bringt zumal jeder durchschnittliche Doktorand mit. Daher kann ich nicht erkennen, wieso du hier von exponierten Einzelfällen sprichst, obgleich sich meist das Modell nicht nennenswert unterscheidet. Jemand, der vor 5 Jahren eine mittelmäßige Lehrstuhldiss abgegeben hat soll nun implizit eine bessere Kompetenz für die FH-Professur besitzen als ein Abteilungsleiter, der nebenbei promoviert hat? Das ist nicht nachzuvollziehen. Zumal eigentlich schon immer nur der (unter-)durchschnittliche begabte Wissenschaftler an der FH gelandet ist und diese Professur noch heute zT nicht wissenschaftlich ernst genommen wird.
Hierbei sei allerdings gesagt, dass auch der "Kampf um FH-Professuren" kompetitiver wird. Aufgrund von vielen Auslandsrückkehrern sowie dem generell höheren Output an (sehr guten) Absolventen bewerben sich mittlerweile selbst an 0815 Universitäten sehr gute wissenschaftliche Profile mit zT beeindrucken Publikationslisten für ihr Alter. Während wie o.g. in der "alten Schule" in Deutschland noch die grundlegende Arroganz vorherrschte, dass sich FH und eine ernstzunehmende Professorenkarriere ausschließen, so singen heute doch auch immer mehr gute Post-Docs an den FHs vor.
Als junger Professor und nun doch schon etwas mehr Berufungskomissionen sehe ich aber immer wieder das gleiche Bild: Bei entsprechend relevanter Berufserfahrung mit potentiellem Netzwerk reicht auch ein cum laude für die Einladung zum Vorsingen. Und ab da entscheidet - wie so häufig im Leben - Sympathie und Präsentationskompetenz. Das oben bezeichnete Beispiel ist auch lange kein "exponierter Einzelfall" mehr. Und zumindest in meinem Kollegium wird da kein Unterschied zwischen externer und interner Diss gemacht.
LG
Ceterum censeo schrieb am 27.10.2020:
Schließe mich hier weitestgehend an. Ich selbst weiß nicht, woher dieser Irrglaube rührt, dass jeder Abteilungsleiter mit halbseidenem Promotionsvorhaben sich direkt als künftiger FH-Prof. sieht. Sicherlich gibt es diese exponierten Einzelfälle, die Regel ist es sicherlich nicht. Die Bedeutung der Berufserfahrung außerhalb der Hochschule wird mEn insgesamt überschätzt von potentiellen Bewerbern. Die wissenschaftliche und didaktische Kompetenz ist hier viel eher von Bedeutung.
Wie dem auch sei, ich schweife ab. Bei uns im Professorium (und bei sonstigen Kollegen) herrscht intern die Meinung vor, dass für einen Ruf an eine FH schon ein "magna cum laude" nötig sei (für die Uni natürlich summa cum laude). Aber Ausnahmen bestätigen die Regel.
Liebe Grüße
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