Wow! Es ist 1.23Uhr und ich habe mir trotz momentaner 65h Woche diesen Thread durchgelesen. Ich tippe einfach mal runter und bitte um Nachsicht hinsichtlich Buchstabendreher, fehlender Kommas und event. schiefer Sätze etc.
Ich bin Deutscher, 37 Jahr alt und Bereichsleiter in einem Industriekonzern (5000 MA, 1,5 Mrd Umsatz). Ich, genau wie mein gesamter Freundeskreis, sind damals seit dem ersten Semester intensiv durch alle mögliche Länder getravelt (ging damals in den Diplomstudiengängen noch), inkl. Indien (schon allein 6 Monate), Kongo, Syrien, Libanon, Iran, Burma, Yemen, Kamerun, Südamerika und noch vielen anderen. Vor meinem Diplom habe ich ein Praktikum in Hong Kong, Bombay und Sao Paulo absolviert (jeweils für dt. Dax Konzerne) und jedes mal hat man mich genommen, weil ich glaubhaft vermitteln konnte, dass ich mit den Einheimischen gut kann und dem typischen Expat Problem nicht unterliege (kann dazu nur von Geert Hofstede "Lokales Denken, globales Handel" empfehlen! ISBN bekommt man sicherlich leicht durch Google heruas, da es ein Klassiker ist und eine gute Argumentationsbasis für alle ist, die sich in fremden Kulturen wohlfüllen bzw. ihre Wurzeln dort haben). In allen meinen späteren Jobs habe ich immer genua danach gesucht mutikulturell zu arbeiten, da ich in so einem Umfeld erst aufblühe. Ich habe in jedem Land angefangen die Sprache zu lernen auch wenn ich wußte, dass die Zeit niemals ausreicht um sie anständig zu lernen. Aber alleine der Effekt auch nur ein paar Worte zu sprechen, hat mich immer sehr weit gebracht (als Traveler hatte ich zum Teil nur ein Budget (Essen, Reisen, Unterkunft) von 10 USD/Tag und musste, bswp in Ghana, zum Teil auf Dächern schlafen um überhaupt durchzukommen). Ich war halt Student, fertig aus.
Als ich meinen PhD abgeschlossen hatte, machte ich mich auf Jobsuche und gab in meinem Lebenslauf an, dass ich in jenen Ländern unterwegs war. Aufgrund meiner guten Abschlussnoten hatte ich auch viele Interviews aber ich merkte schnell, dass das Gespräch sich auf meine Reisen bezog. Und zwar nicht im Positiven!! Im Gegenteil, ich wurde mit Statements a' la "Und was wollten sie da?" konfrontiert, bis hin zu "essen sie überhaupt noch Schwarzbrot?" Das war zum Teil dermassen plump und engstirnig, dass ich zum Teil die VG von mir aus abgebrochen habe. Zum Glück war ich stur genug und habe mich nicht dazu bewegen lassen es nicht mehr in meinem Lebenslauf anzugeben.
Oder anders gesagt: ich wurde wegen meiner Weltoffenheit diskriminiert bzw nur zu Interviews eingeladen um sich so einen Exoten mal anzusehen. Am Ende hat mich ein (Achtung jetzt kommts) Inder (Sikh) eingestellt, der in Südafrika geboren wurde, in New York zur Schule ging, in Pakistan studiert hat und in Tokyo seinen Master absolvierte. Vor 3 Jahren bin ich über Headhunters nach Deutschland zurück vermittelt worden und bei jedem Vorgespräch frgate man mich, was ich den erwarte würde von meinem neuen Job? Jedes mal war das erste was ich angab, dass das jeweilige Unternhemen multikulturell offen sein muss. Der Konzern für den ich jetzt arbeite hat seinen Sitz in Deutschland (Holding) produziert aber in BRA, MEX, USA, IND, JP, SK, Korea, Italien, Russland und GB. Meine Sekretärin kommt aus Brasilien und Bürosprache ist Englisch.
Meine Frau kommt aus Persien (Iran) und mein Fârsi kann sich mittlerweile sehen lassen. Unsere Kinder wachsen 3 sprachig auf und am Ende esse ich immer noch Schweinebraten und Kartoffeln am liebsten ;-). Und überhaupt, nichts geht über eine gute Currywurst!!!
Ergo, sucht euch Firmen, die euren kulturellen Hintergund verbinden. Die Türkei hat einen unglaublichen Boom zur Zeit, genau wie der Libanon (insb. Beirut + Banking!!) oder Brasilien und Indien. Wenn ihr Türken oder Araber seit, gebt in den internationalen Jobportalen einfach oben in der Suche "Türkisch oder Arabisch ein" und kommt sofort auf die Stellen, die diese Sprachkenntnisse verlangen.
Freunde aus meinem Masterstudiengang (Syrer) hat es so nach Dubai in den Treasurybereich geschafft (hoch arabisch muss aber sitzen!) und wechselt nun nach London als Senior FX Sales Specialist (HSBC).
Gebt nicht auf! Erinnert euch daran, dass wir in einer globalen Welt leben und gerade wenn ihr den deutschen Pass habt, dann sind Visa Angelegenheiten wesentlich einfacher zu regeln für multinationale Unternehmen. Vergeßt deutsche engstirnige (Stromberg)-Abteilungen und bewerbt euch erst gar nicht dort! Gebt euch nicht diese Demütigung!
Geht hinaus in die Welt und die Welt kommt zu euch!
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