Bitte postet doch z.B. einfach mal ein konkretes, gutes Anschreiben, diese 0815-Kritik einiger hier hilft keinem weil solche Dinge Berufsanfängern einfach nix sagen und zu abstrakt klingen ohne jemals ein gutes Beispiel gesehen zu haben.
Das vom TE ist sicher nicht perfekt, aber bei weitem nicht so unterirdisch wie einige es hier beschrieben. Eher ist es einfach ein typisches Anfänger-Anschreiben.
Gehen wir es also mal konkret durch um die Anfängerfehler zu beseitigen, denn davon gibt es tatsächlich sehr viele. Ich hoffe, meine Analyse hilft dir die Kritik einiger Leute hier etwas konkreter zu verstehen:
"Sehr geehrte Damen und Herren,"
Ansprechpartner einfügen. Den findest du nach etwas Suche bei fast jeder Ausschreibung, sogar bei Konzernen. Und falls nicht, dann hast du sogar einen guten Grund persönlich anzurufen und nachzufragen (kommt immer gut an).
"ich sah mit großem Interesse auf der Internetseite www.stepstone.de, dass Sie derzeit eine Stelle als ?Junior Controller? anbieten."
Tatsächlich haben die Vorposter recht - das ist nicht mehr zeitgemäß. Die Stelle gehört in den Titel des Anschreibens ("Bewerbung als XXX...").
Dann ist dein erster Satz ebenfalls nicht, dass du dich bewerben willst, sondern klipp und klar eine "Executive Summary" deiner besten Argumente und optimal Überleitung zur Stelle oder zum nächsten Satz mit Überleitung - zum Beispiel "in meinem Studium sowie durch verschiedene Praktika sammelte ich sowohl theoretische Kenntnisse im Controlling sowie mehrfach Praxiserfahrungen."
Die Quelle der Ausschreibung kannst du übrigens gern erwähnen falls es sich um etwas besonderes handelt über das man einen guten Anknüpfpunkt später im Gespräch schaffen kann (Freunde, Karrieremesse, Artikel aus dem Manager-Magazin durch den du auf das Unternehmen aufmerksam geworden bist, ...). Ansonsten garnicht erwähnen oder vielleicht "Durch Ihren Ruf..." oder sowas.
"Deshalb möchte ich mich gerne hiermit bei Ihnen bewerben."
Unnötig. Im Titel solltest du bereits stehen haben, dass du dich bewirbst. Stattdessen solltest du hier klarmachen, wo der Anknüpfpunkt zum Unternehmen bzw. der ausgeschriebenen Stelle besteht. Um das Beispiel von oben fortzuführen: "Durch diese Kenntnisse will ich nun bei Ihnen als Controller aktiv mitwirken und zugleich dank Ihren internationalen Operationen mein Fachwissen durch neue praktische Einblicke weiter ausbauen."
"Ich habe mein Studium der Internationalen Betriebswirtschaft an der Universität XXX im Mai 2016 mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen."
Das steht doch im Lebenslauf ganz genauso drin, wieso also nochmal einen Satz dafür verschwenden? Konkret ist weder das Datum noch die Uni noch der Studiengang hier relevant. Letzteres kannst du bei Relevanz im entsprechenden Kontext erwähnen, aber nicht einfach so droppen.
"Unsere Kurse beinhalteten eine gründliche Ausbildung in Rechnungswesen, Finanzen und Fremdsprachen."
Sollte ebenfalls im Lebenslauf erwähnt werden. Kann allerdings so grob rein um zu betonen, wieso du so gut zur Stelle passt, z.B. "Durch Kurse in Rechnungswesen, Finanzen und Fremdsprachen bin ich sowohl für Ihre etablierten Controllingprozesse vorbereitet als auch dazu in der Lage mit Ihren anderen Teams weltweit zu interagieren". Siehe auch Kommentar zum Studium.
"Ich konnte während meines Studiums viele Erfahrungen in den Bereichen internationales Projektmanagement, Finanzierung, Jahresabschluss nach HGB und IFRS sowie dem Kosten-und Leistungsrechnung sammeln"
Nochmal: das steht so bereits im Lebenslauf. Allerdings ist dies ein guter Satz wenn du dein Anschreiben so beginnst. In der Mitte solltest du dann aber um einiges konkreter werden sowie Praxiserfahrung nennen - "Buzzwords", wie es jemand hier nannte, ist ansonsten schon der richtige Begriff.
"und bin gut vertraut mit MS Office,"
Raus. Ist heutzutage wirklich so selbstverständlich bei Absolventen, ich persönlich erwähn es sogar nicht einmal mehr unter IT-Kenntnisse im Lebenslauf (empfehle ich allerdings nur wenn man viele andere Kenntnisse hat). Die Ausnahme sind wirklich erweiterte Skills (VBA, bestimmte relevante (!) Plugins, unter Umständen und wenn gefordert Dinge wie Access).
Stattdessen: später in einem Satz und/oder im Lebenslauf konkrete Aufgaben nennen, die du mit Excel/PP etc bearbeitet hast. Beispiel: "So unterstützte ich die X AG als Praktikant durch Finanz- und Operationscontrolling auf Abteilungsebene mit Excel und Powerpoint."
"sowie SAP."
Ähnlich wie Office, minus "Das kann jeder Absolvent". Solltest du allerdings nicht einfach nur droppen, sondern mit Aufgaben verknüpfen.
"Außerdem habe ich meine Schwerpunkte in Controlling, Corporate Finance und Logistik gewählt."
Siehe Kommentar zu Kursen oben.
"Wie Sie aus meinem Lebenslauf entnehmen können, bin ich fließend in Englisch"
Du sagst es hier sogar selbst: es steht schon im Lebenslauf. Bei vielen BWL-Studiengängen ist eine englische Lehre dazu heutzutage Standard, sowas zu betonen ist eher überflüssig. Persönlich mache ich es dadurch zu betonen, dass mein Studium im Ausland stattgefunden hat - das sagt implizit auch aus, dass ich Englisch kann. Möglich ist sowas entsprechend auch implizit durch andere Auslandserfahrung. Gerade bei deinem Profil mit so vielen Fremdsprachen vor allem würde ich es aber garnicht betonen weil es schon fast selbstverständlich ist.
"und habe weitere gute Kenntnisse in anderen Fremdsprachen u.a. Französisch."
Ironischerweise würde ich hier mehr schreiben, vor allem woher du diese Kenntnisse hast. Selbst beigebracht (Duolingo, freiwillige Sprachkurse, ...) kommt immer gut an.
Kleinigkeit: wenn du "u.a." schreiben musst, dann übrigens nicht Französisch, außer stellenrelevant, sondern Mandarin weil es um einiges mehr Eindruck macht.
"Während meiner Schwerpunktwahl ?internationales Controlling? konnte ich mich mit vielen Controllinginstrumenten wie beispielsweise dem Balanced Scorecard vertraut machen. "
Deinen Schwerpunkt erwähnen: siehe Kommentare zum Studium oben. Ich würde das hier klar verallgemeinern auf "Während meines Studiums". Lass außerdem die Anführungsstriche weg.
Die Nennung eines Fachbegriffs ist okay wenn du keinerlei praktische Anwendung dieses Konzepts hattest oder dir darüber bewusst bist. Würde es dann z.B. als "So umfassten praktische Übungen in unserem Studium unter anderem die Erstellung eines Dashboards anhand des Balanced Scorecard-Modells".
"Außerdem arbeite ich sehr gerne mit Zahlen,"
Solche Dinge, wie auch Belastbarkeit, Teamplayer, ... kommen zwischen die Zeilen. Erwähn Aufgaben, die das klar vermitteln, anstatt es konkret als Fähigkeit zu nennen. Wie bereits gesagt wurde: das kann halt jeder, aber eine konkrete Aufgabe zu nennen die das belegt eben nicht.
"sowie dem Excel"
Finde das um einiges weniger peinlich als einige Vorposter hier, aber natürlich muss das raus. Daumenregel von Personalern ist meines Wissens nach oftmals zwei Tippfehler. Siehe ansonsten auch Kommentar zu Office oben.
" und da das Controlling mit Kontrolle, Planung und Informationsversorgung einen sehr weitgefächerten Bereich abdeckt, würde ich sehr gerne nach meinem Studium in diesem Bereich arbeiten."
Eigentlich ein schöner Satz, aber gehört an den Anfang und das ist an sich auch keine gute Begründung bzw. es fehlt das wirkliche Argument. Du willst im Controlling arbeiten, weil es viele Unterkategorien hat? Eher: du findest diesen und jeden Unterbereich interessant, bist von der Vielfältigkeit des Fachgebiets fasziniert und willst deshalb mit deinem Fachwissen und deiner praktischen Erfahrung zum Unternehmen beitragen sowie eben diese Kenntnisse weiter ausbauen.
"Außerdem konnte ich im Controlling bereits erste Erfahrungen während meiner Ausbildung als Industriekaufmann sammeln. "
Gehört in den ersten Satz. Vielleicht sogar als allererstes, ansonsten direkt nach deinem Studium.
Das ist ein extrem starkes Argument - versteh nicht wieso du das so kurz abarbeitest ohne konkrete Erfahrungen zu beschreiben und dafür ständig deine Studienschwerpunkte und Kurse, die, wie erwähnt, eh im CV stehen sollten, auflistest.
"Desweiteren würde ich mich freuen für XXX arbeiten, da es ein international aufgestelltes Unternehmen mit einem sehr guten Ruf ist und ich die XXXbranche sehr interessant finde."
Deine erste wirkliche Erwähnung des Unternehmens und du stellst keinen konkreten Bezug zu deinen Qualifikationen oder praktischen Erfahrungen her. Ja, ich weiß, bei sowas wie Controlling ist das nicht soo easy, aber z.B. würde bei einem DAX30 "Durch Ihre Internationalität würde ich als Controller Einsichten in das praktische Controlling eines Global Players erhalten - eine Herausforderung, die mich aufgrund ihrer Komplexibilität fasziniert und die ich sehr spannend finde" z.B. besser funktionieren.
Dein Satz funktioniert hier hingegen nur wenn du konkrete Erfahrungen aus dieser Branche hast und deine Aussagen entsprechend begründen kannst - wenn du z.B. in einem Vorpraktikum bei BMW warst und jetzt bei VW bewirbst.
"Meine Gehaltsvorstellung liegt bei circa 38.000 ? pro Jahr"
Finde ich eher unüblich im Anschreiben, aber ist an sich nicht falsch.
" und mein frühstmöglichster Eintrittstermin wäre der XXXX."
Ist ok
"In den Anlagen füge ich meinen Lebenslauf, sowie Zeugnisse bei und reiche auf Nachfrage gerne weitere Anlagen nach."
Wir leben im Internetzeitalter - sowas ist komplett unangemessen. Raus, ebenso wie "Anlagen", etc. am Ende des Lebenslaufs oder sogar Deckblätter. Die Ausnahme sind natürlich vllt. noch Anschreiben über die Post, da kenn ich mich aber ganz ehrlich nicht aus.
"Über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch würde ich mich sehr freuen."
Schlechter Abschluss. Ja, "typischer" Abschluss, aber, eben, typisch.
Versuch etwas selbstbewussteres - "Ich freue mich auf Ihre Einladung zu einem Gespräch." liest sich zuerst vielleicht arrogant, kommt aber gut und vor allem selbstbewusst an.
Zuletzt solltest du an sich Konjunktive und Passivformen vermeiden wie die Pest.
Mit freundlichen Grüßen
Versuch hier ebenfalls eine Variante. Ist mein Ernst - bloß ein Detail, aber überleg mal wer besser im Gedächtnis bleibt: die typische Abschlussformel von 95% der Absolventen oder eine ungewöhnliche aber ganz genauso höfliche Abschlussformel. "Mit besten Grüßen" würde z.B. schon diesen Zweck erfüllen.
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Um ich an meine eigene Kritik zu halten: Persönlich bau ich meine Anschreiben etwa folgendermaßen auf.
"Sehr geehrte X,
ERSTER ABSATZ: "Executive Summary" als Einleitungssatz, dann Überleitung zum Unternehmen und möglichem Bezugspunkt (z.B. "mit dem Ende des Studiums suche ich nun den Berufseinstieg" in deinem Fall); dann noch etwas dazu sagen wieso gerade das Unternehmen und folgend wo deine Anknüpfpunkte zur Stelle konkret liegen.
ZWEITER ABSATZ: relevante Aufgaben aus meinem beruflichen und, in seltenen Fällen, akademischen und sonstigen Werdegang. Dabei liste ich nicht alles und jede einzelne Aufgabe, sondern meine besten Argumente. Wichtig dabei ist:
1) Dinge die Gemeinsamkeiten haben zusammenlegen - du warst z.B. zweimal im Finanzcontrolling? Keine separaten Textabschnitte bauen, sondern beides in einen Satz verpacken.
2) konkrete Aufgaben und Ergebnisse nennen. Im Optimalfall einschließlich verwendeter Werkzeuge (Excel, SAP, ...) und was du erreicht hast (z.B. Kostensenkung oder Prozessoptimierung, besser sogar konkrete Zahlen).
3) subtil Softskills einbauen - z.B. erwähnen, dass du mit einem internationalen Team gearbeitet hast.
Kurzum, ich baue aus den Stichpunkten im Lebenslauf eine Story, kombinier die Punkte und bezieh das ganze gleichzeitig auf die Stelle. Beispiel: "Sowohl bei X als auch Y unterstützte ich das Finance-Team beim operativen Controlling. So konnte ich zum Beispiel bei Y den Datenübergabeprozess zwischen Powerpoint und SAP mithilfe von VBA größenteils automatisieren und so Kosten um 20% senken.".
Dabei eben nicht das Unternehmen aus den Augen verlieren! Falls möglich wenigstens einmal einen konkreten Bezug zu den ausgeschrieben Aufgaben herstellen. Es ist jedoch auch nicht schlimm wenn der Bezug nicht explizit erklärt wird, solange man sich klar und deutlich auf in der Stellenanzeige ausgeschriebene Punkte bezieht.
Es ist übrigens auch nicht schlimm wenn du hier ein paar Punkte nennst die nicht konkret zur Stelle passen, von denen du aber *denkst* sie seien relevant. Vermeid das aber, falls möglich, vor allem wenn die Ausschreibung konkret genug ist um es zu vermeiden (ist sie leider oft nicht).
DRITTER ABSATZ: lässt sich mMn drüber streiten, bei mir kommen dann jedoch die zweitklassigen Argumente - meistens "außerkurrikulare" und akademische Punkte. Heißt: ich erwähn z.B. die Kurssachen, die auch du genannt hast (in meinem Fall allerdings die Kurse die aus meinem Schwerpunkt oft nicht eh deutlich werden - also z.B. wenn du Finance im Master hast und dich auf UB bewirbst, dann erwähnt man hier den Fokus auf Strategie aus dem Bachelor), oder eben meine Masterarbeit, falls irgendwie relevant, oder dass ich mir Kenntnisse X selbst beigebracht habe und diese für das Unternehmen nützlich sein könnten, oder oder oder... Der Absatz ist wichtig, allerdings sollte er nicht deine Hauptargumente liefern, die in den voherigen Absatz gehören, sondern eher deine "Nice to Haves".
Zuletzt kommt dann ein kurzer Absatz mit Einstiegszeitpunkt plus Abschlusssatz.
Mit besten Grüßen
Unterschrift
XXX"
Das ist auch nicht perfekt (und ich bin für Kritik offen! :) ), und bitte bitte nicht die Beispielsätze so 1:1 übernehmen, aber gibt denke ich eine gute Übersicht wie sowas in etwa aussehen sollte.
Noch eine Sache, unzwar das Format.
Persönlich halte ich mich recht strikt an DIN 5008. Das ist aber definitiv kein Knackpunkt, kenn genug Leute die Einladungen bekommen und fast schon formlose Anschreiben machen. Meiner Meinung nach ist eine Briefform aber schon wichtig.
Dann die Schriftart- und größe. Für ersteres natürlich zu etwas seriösem wie Times New Roman greifen. Kleinigkeit: Persönlich benutze ich gern anstatt TNR ähnlich aussehende Schriftarten um meine Dokumente subtil abzusetzen. Die Schriftgröße sollte zwischen 10 und 12 liegen. Dinge wie Absatzgröße, ... dann anpassen damit das ganze gedruckt leicht und deutlich lesbar ist.
Zuletzt: Unterschrift scannen und als Bild einfügen. Es ist irgendwie blödsinnig, aber es macht halt jeder und fällt negativ auf wenn es fehlt.
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