Hallo Zusammen!
Ich habe in den letzten Stunden den kompletten Thread mit sehr viel Spannung gelesen und Freude daran gehabt.
Über die Jahre ist eine spannende Diskussion ins Leben gekommen, die immer aktueller wird. Der Themenstarter - offensichtlich ein Berufsstarter fragt sich - wie er sein Leben mit den für Ihn relevanten Statusmerkmalen leben kann und wie viel Geld er dafür benötigt.
Auch ich möchte meine "Geschichte" und Erfahrungen beisteueren.
Bereits als ich klein war wollte ich immer etwas werden - auch um meine Eltern "stolz" zu machen um mir die Anerkennung meines Vaters zu erarbeiten. Also bin ich einem ähnlichen Traum nachgelaufen - dem sorgenfreien Leben.
Lerne - lese - leiste was - haste - kannste - Biste was. Diesen Spruch habe ich bestimmt tausende Mal von der Oma gehört. Das mit dem lernen war nicht so meins. Nach der Realschule hatte ich mich noch an höheren Handelsschule versucht aber zum Schluß ohne Abschluß verlassen. Eine Lehre als Industriekaufmann gemacht. In dem Unternehmen war ich 8 Jahre und habe dort durch Einsatz und Fleiß bis zum Projektleiter gearbeitet. Mit 24 Jahren dadurch 53k verdient. Aber auch täglich von 7:30 Uhr - 17:00 gearbeitet.
Der Hausbau auf dem Land mit der Freundin folgte - Geld sparen - also sehr viel selber machen. Dann unglücklich, dass es "nicht" mehr reicht um neben Haus (hohe Tilgung) und PKW (da hab ich nen Tick) auch noch "nett" in den Urlaub zu fahren und zudem. Wenn die Partnerin die zu diesem Zeitpunkt (30k/Jahr) verdient hat auch noch Kinder bekommen wollte - dann mußte ich zumindest das abfangen können. Also habe ich mit 26 gekündigt und selbständig gemacht.
Die Zeit von 2006-2009 war noch mehr mit Arbeit gefüllt. Teils auch Existenzangst - aber es muß funktionieren. Es muß gehen. In dieser Zeit habe ich an 7 Tagen der Woche für mindestens 12 Stunden an "meiner" Selbstständigkeit gearbeitet. Dann war auch bei meiner Freundin "der Ofen aus". Also bin ich in die zwischenzeitlich angeschaffte ETW (sollte eigentlich vermietet werden) gezogen. Haus war glücklicherweise gut entschuldet, also haben mich Ihre Eltern ausgezahlt und Ende. Das hat sich
aber auch noch bis 2011 hingezogen. Ewige Diskussionen. Streß.
In der Zeit von 2009 - 2011 habe ich nur Freunde mit Vorzügen gedatet. Noch mehr gearbeitet. Habe 4 Mitarbeiter eingestellt.
Verdiene nun mit 32 rund 100k Jahr (gewinn vor Steuern) und fahre einen BMW M3 als "Firmenwagen". Nebenbei habe ich einige Wohnungen angeschafft die vermietet (90 k Jahr) die mir meine Rente sichern sollen.
Die nächsten 20 Jahre zahle ich in diesem Hamsterrad dafür in jedem Monat mindestens 10k an Finanzierungsraten und bin dann mit 50 "fertig".
Aber glücklich? Ich wohne in einer "Lifestyle-Penthouse" Wohnung in der Stadt, Poggenpohl Küche, Rolf Benz Sofa und Interlübke Möbel. So habe ich mir viele Jahre das optimale Leben vorgestellt und darauf hin gearbeitet.
Doch oft schaue ich sehr wehmütig den Hartz IV Familien zu, wie sie mit Ihren Kindern an der Hand hier durch unseren Grünstreifen wandern. Höre bei meinen Mitarbeitern wie man sich an den Wochenenden mit Freunden und Bekannten zum grillen getroffen hat etc. Von meinen "Freunden" sind 4 geblieben, die ich ca. dreimal im Jahr sehe. Für Bekannte ist schon lang keine Zeit mehr. Und oft erlebt man auch nur "neid" und blöde Anmachen bezogen auf LifeSyle etc. . Teilweise kommt es vor das man "angebettelt" wird.
Ich wollte und will doch eigentlich nur ein glückliches Heim, eine Familie und Hobbys.
Die Menschen sehen jedoch nur was Du hast, nicht was dafür auf der Stecke geblieben ist, was man geopfert hat.
2011 habe ich eine neue Freundin in mein Leben gelassen um den Wunsch der Familie irgendwann zu erfüllen. Sie hat mich in der letzten Woche angesprochen - das wir nur nebeneinander Leben. Ich nur komme um das Bett zu umarmen, dass neben den tollen Wellnessreisen nur wenig im Alltag von "uns" übrig bleibt...
Diese Erfahrungen haben eine Leere und Lehre hinterlassen - es zählt nicht "mein Haus", "mein Auto", "mein sozialer Status".
Es sind Familie, Freunde und das Leben - sei es noch so einfach aber frei und selbstbestimmt.
Wenn wir nur für uns selbst leben, nicht für die Gemeinschaft, dann leben wir einsam. Haben Geld und Status aber wenig Zeit das zu genießen.
Der Gesellschaft in diesem Land - und da nehme ich mich nicht mit aus - fehlt es an Demut.
Alles im Leben hat seinen Preis - man sollte sich genau überlegen welchen man für Glück bezahlen möchte.
In diesem Sinne!
Lupeza
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