Wir reden aneinander vorbei. Du beziehst dich anscheinend auf Einfamilienhäuser außerhalb der Ballungskerngebiete. Ich glaube den Pro-Kauf-Argumentierern ja mittlerweile, dass der Bau eines solchen Hauses heute nicht viel teurer ist als vor 10 Jahren und dass, bedingt durch die niedrigen Zinsen, die Tilgung heute wahrscheinlich schneller erledigt ist als früher.
Ich rede hingegen von Immobilien in Ballungsgebieten und die verzeichnen seit 3 bis 4 Jahren massive Preisanstiege. Aufgrund dieser Preisanstiege ist es absolut unrealistisch, dass dort der durchschnittliche Käufer nach 10 oder auch 15 Jahren seinen Kredit vollständig abgezahlt hat. Zur Finanzierung solcher Objekte wird heute eben viel mehr Fremdkapital benötigt und aufgenommen als vor 5 oder 10 Jahren.
Ich mache deswegen eine antizyklische Wette (bin ich schon bei Aktien immer gut mit gefahren):
Die niedrigen Zinsen verstärken heute massiv die Gier der Leute nach Eigentum und jeder meint es sich jetzt/heute leisten zu können, seinen Traum zu verwirklichen und gleichzeitig dem Griff der fiesen renditehungrigen Vermieter entkommen zu können.
Dazu kommt die Gier zahlreicher Kapitalanleger nach einigermaßen gesicherter Rendite, da andere Anlageformen nicht mehr genug abwerfen. Diese beiden Effekte befeuern die Nachfrage und damit die Preise in den Ballungsgebieten.
Ich habe für mich entschieden diesem Treiben von der Seitenlinie aus vorerst zuzuschauen und eine Zinswende, die FED hat bereits begonnen, abzuwarten. Die Zinswende wird hier in Europa vielleicht nicht in den nächsten 3 Jahren kommen, aber auf Sicht von 10 Jahren wird sie kommen (das ist meine Wette) und dann ist der Zeitpunkt zum Erwerb einer günstigen Neubau-ETW (oder einer jungen Bestandsimmobilie) gekommen.
Den von dir beschriebenen Risiken denen sich der Mieter aussetzt, sehe ich gelassen entgegen.
a) Mietpreissteigerungen: Eine inflationäre Entwicklung der Mieten sehe ich zu Zeiten, in denen wir fast am Rande der Deflation stehen, nicht kommen und selbst wenn die Mieten pro Jahr um 1 oder 2% steigen, dann ist das auf Sicht von 10 Jahren nicht sonderlich dramatisch.
Man darf halt nicht alle 2 Jahre umziehen, denn der statistische Anstieg der Mietpreise wird nicht unerheblich durch neu abgeschlossene Mietverträge, in deren Rahmen die Preise sprunghaft steigen können, beeinflusst.
Regelmäßige Umzüge verbieten sich aber auch für den Immobilieneigentümer aus Kostensicht.
b) Energiekosten. In den letzten Jahren sind v.a. die Stromkosten gestiegen und werden wohl in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Stromkosten sind aber weitgehend unabhängig von der Frage ob man im Alt- oder Neubau lebt. Sie werden hingegen v.a. durch die elektrischen Geräte, die man im Haushalt betreibt, beeinflusst sowie durch Nutzerverhalten/Bequemlichkeit.
Halogenstrahler durch LED-Leuchtmittel oder den alten Kühlschrank durch ein modernes A+++-Gerät kann man auch im Altbau ersetzen. Dazu muss man nicht im Neubau wohnen.
Mein aktueller Gasversorgungspreis ist übrigens sogar günstiger als noch vor 3 Jahren.
Lounge Gast schrieb:
Diese 1%-Tilger sind ein Mythos aus vergangenen Zeiten. Ich
kenne niemanden, der nur 1% tilgt. 3% sind die Regel plus
Sondertilgung. Gibt auch 10-Jahres-Komplett-Tilger oder
Leute, die es eben auf 15 Jahre festgeschrieben haben und
dann aber auch komplett getilgt. Kenne auch Umschulder aus
den letzten paar Jahren, die hauen jetzt auch so richtig rein
mit der Tilgung, weil der Zins im Gegensatz zu ihrem
Kaufzeitpunkt um mehrere Prozentpunkte gefallen ist. Dieser
Unterschied plus inflationsbedingte Gehaltssteigerungen gehen
dann in die Tilgung. In 10 bis 15 Jahren sind nahezu alle
heutigen und auch früheren Käufer komplett oder nahezu
komplett entschuldet. Wer dann verkauft, tut es nur aus
persönlichen Gründen.
Ich hoffe allerdings, dass die soziale Spaltung dann nicht zu
groß wird. Wer jetzt oder bisher schon gekauft hat, wird dann
keine Miete oder Kredit mehr zahlen. Mieten dagegen
explodieren. Ebenso explodieren Energiepreise, wobei die
Neubauten da massive Vorteil haben werden. Die Sekretärin,
welche eine schuldenfreie Immobilie hat, wird mehr
verfügbares Haushaltsnetto haben als der Chef. Es werden
lustige und interessante Zeiten.
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