WiWi Gast schrieb am 19.12.2018:
Die Grundstückspreise sind vollkommen gerechtfertigt durch deren Knappheit und den Fakt, dass heute jeder in der Stadt oder möglichst nah dran sein möchte. Hier mal ein paar Einwohnerzahlen:
de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Gro%C3%9Fst%C3%A4dte_in_Deutschland
Selbst München ist 1970 bis 2000 kontinuierlich geschrumpft. Berlin, Köln, etc. - in allen Städten Tiefststände oder nahezu Tiefststände bezüglich der Einwohnerzahl. Die Leute haben sich über die Fläche verteilt, es gab keine knappen Grundstücke.
Dann in den Folgejahre zunehmend die Landflucht in die Städte. Dort ist alles knapp. Niemand möchte ins Hunsrück oder die Uckermark. Die Leute wollen Berlin, München oder Umgebung bis 20-30 Minuten bzw. im Fall von München ist selbst eine Stunde noch akzeptabel.
Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren noch mal verstärkt und ich sehe auch keinen neuen Trend hin zum Land. Viele junge Menschen erinnern sich sicherlich nicht aktiv an die 1990er Jahre, aber damals waren die Großstädte absolut verpönt. Die Leute haben auf dem Land gelebt, auf dem Land gearbeitet in einfachen Ausbildungsberufen. Diese Facharbeiter haben damals gut verdient, Internet nahezu unbekannt, Mobilität mit dem Auto war billig, Klimawandel ebenfalls unbekannt.
Wer von euch würde morgen in die Uckermark ziehen? Nach Mecklemburg? Ins Hunsrück? Kaum jemand.
Was ich euch aber garantieren kann, dass aus diesen Gegenden tausende junge Leute in die Städte drängen, Wohnraum nachfragen und Fläche weiter verknappen. Unis richten Zeltstädte ein. Studieren kann man auch nicht in jedem Kaff. Die Studienquote hat sich von 20 Prozent erhöht auf welchen Wert? Mehr als 60 Prozent? Auf dem Land schließen Schulen und Einrichtungen und alle drängen in die Städte. Irgendwann sind die Leute 30 und wollen Wohneigentum.
Der zweite Teil vom Preis ist die Substanz. Da muss man sich nach den Wiederherstellungskosten richten oder eben anders gesagt nach den Baupreisen. Die waren schon immer oberhalb der Inflation, steigend zur Zeit mit 5-8 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig steigt natürlich auch noch der Standard.
Ich kenne auch keine Großstadt in Deutschland, welche nicht noch mit einigen Jahrzehnten Bevölkerungswachstum rechnet. Das geht alles auf Kosten des ländlichen Raums (also alles, was außerhalb des sinnvollen Pendlerradius ist), klar. Aber dort können auch keine Grundstückspreise im Wert verfallen, die Grundstücke sind eh schon billig. Der besagt Pendlerradius wird wohl auch kleiner werden, da Mobilität mit dem Auto zunehmend mehr Kosten wird pro Kilometer. Politisch gewollt. Der ideale Bürger der 2020/2030er Jahre lebt in einer Stadt, fährt Rad und nutzt ÖPNV, isst wenig Fleisch und wohnt auf kleinstem Raum. Wer etwas anderes will, der wird bald tiefer in die Tasche greifen müssen. Ok, nicht beim Fleisch. Da ist die Lobby zu stark. :-)
Dem ist nichts hinzuzufügen. Was manche hier über China, FED, Zinsen und blablabla labern. Typische VWL-Theoretiker.
Grundstück sind nun mal endlich, vergleichbar mit z.B. Bitcoins. Es gibt nur eine feste Anzahl stadtnaher, guter Gebiete. Der Trend ist nun mal Zuzug in die Städte. Junge Menschen könnten auf dem platten Land für einen Bruchteil Wohnungen mieten und am Freitag zum Flughafen. Nein, will keiner. Nur die Lage zählt heute noch, doch Lage ist knapp und nicht vermehrbar.
Die Herstellungskosten für Häuser sind Lohn, Material und prozentualer Gewinn. Da weiß doch auch mittlerweile jeder hier, wie gut Handwerker verdienen. Jeder will studieren, kein will anpacken. Angebot und Nachfrage. Abermals. Kumpel von mir ist Bauleiter in einem großen Konzern. Sad Fact, welchen er mir immer erzählt. Er leitet die Baustellen, verdient aber weniger als die meisten dort. Besonders Maurer/Betonarbeiter, Dachdecker, SHK verdienen mehr als Bauleiter. Materialpreise Mauerwerk letztes Jahr plus 8,5%. Das spiegelt sich dann in den Baupreisen und in den davon abgeleiteten Preisen für Bestandsgebäude wieder.
Was ich noch nicht erlebt habe ist, dass ein Fliesenleger seine jährliche Preiserhöhung von 3-5% mit den FED-Zinsen und die Verschuldung der USA in China erklärt hat. Nein, wirklich nicht.
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