WiWi Gast schrieb am 21.05.2021:
Ich glaube, du hast ein falsches Verständnis von "unsaniert". Unsanierte Altbauten aus der Gründerzeit sind oft kaum mehr Wert als das reine Grundstück. Mit Denkmalschutz ggf. sogar weniger. Feuchter Keller, zerbröckelnde Fassade, undichtes ungedämmtes Dach, Uralt-Elektrik, Einfachfenster, schimmelige bruchgefährdete Leitungen, Ölheizung etc.
Nein, ich rede natürlich davon, wie ein Haus nach 30-50 Jahren aktiver Bewohnung aussieht, ohne dass es man es aktiv verkommen lässt. Also, trockene Keller, trockene Fassade (ggfs. Anstrich notwendig, aber ansonsten fehlerfrei), dichtes Tondach mit Haltbarkeit über 100 Jahre und mehr, Elektrik in Leerrohren (ggfs. wurde CAT5 durch CAT7 ersetzt), 3-fach Fenster, kein Schimmel, veraltete Heizung - ja meinetwegen.
Und ich gebe dem Vorposter Recht: auch in den 70ern und 80ern wurde für damalige Zeit modern gebaut. Bei den aktuellen Neubauten werden wir langfristig das Problem haben, dass es heutzutage auch mit Autos und der Zunahme an Elektrik und Software gibt: eine relativ aufwändige Wartung.
Man hat eben in den Jahrzehnten nach dem Krieg nicht ordentlich gebaut. Da ging es darum, Wohnraum zu schaffen, um jeden Preis. Sehr kleine Grundrisse im Vergleich zur Gründerzeit, weniger Fenster, alles billig. Das war ein klarer Rückschritt damals.
Wenn deine Lüftungsanlage kaputt geht und sich dadurch im ganzen Haus Schimmel breit macht, bekommst du das sicherlich nicht alleine durch ein neues Zentralgerät geheilt.
Das Haus würde auch so nicht schimmeln, das ist ein reines Komfort-Feature. Wenn die Lüftungsanlage kaputtgehen würde, würde man es innerhalb von Stunden merken (z.B. wenn im Bad eine Stunde nach dem Duschen immer noch heiße, feuchte Luft ist). Dann könnte man in aller Ruhe eine neue Anlage bestellen und einbauen lassen, damit man danach weiterhin dieses Komfort-Feature verwenden könnte.
Und glaubt hier ernsthaft jemand, dass im Jahr 2040 oder 2050 die heute verbaute Smart Home Technik noch ernsthaft genutzt und wertgeschätzt wird? Das ist doch dann alles genauso hoffnungslos veraltet wie heutzutage eine elektrische Rollo-Steuerung aus 1995.
Ein Kabel ist ein Kabel ist ein Kabel. Auch eine Rollladen-Steuerung aus 1995 funktioniert noch wunderbar. Wenn du willst, hängst du am Ende eine neue, moderne Steuerung dran. Ein Rollladen-Motor kostet 50 Euro. Und das Zauberwort heißt im Übrigen: Leerrohre.
P.S. ähnlich wie Küche und Bad ist auch ein Smart-Home kein wertsteigernder und wertmindernder Faktor. Der Wert liegt im Rohbau, im Grundstück, im Garten usw.
Und auch der Geschmack wird sich genauso verändern: euer heute super schick geschnittenes und ausgestattetes Haus wird auf Käufer in 2050 genauso aus der Zeit gefallen wirken wie die Marmorfliesen und goldenen Wasserhähne aus 1995.
Genauso wie heute die Gründerzeithäuser "aus der Zeit gefallen wirken" - soso. P.S. du erwähnt Wasserhähne und Fliesen. Das sind schon wieder die angesprochenen Peanuts.
Grundstück, Garten, Rohbau, Tondach - nicht Kloschüssel, Wasserhahn, Fliesen oder Inneneinrichtung.
Aber ein anderes Thema ist natürlich sehr relevant - das sind die heute gebauten Wohnungen. Da gibt es tlw. 4-Zimmer-Wohnungen mit 100 qm. Ich habe gar schon nur knapp über 90 qm gesehen. Das sind natürlich die heutigen Bausünden, welche in 50 Jahren wertlos sein werden. Alles auf maximale Effizienz getrimmt, während Gründerzeithäuser für 4 Zimmer meist mindestens 150 qm veranschlagen. Das ist natürlich ein klarer Rückschritt.
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