Kein ernstzunehmender Experte rechnet damit, dass die Immobilienpreise in absehbarer Zeit signifikant sinken - prognostiziert werden allenfalls Seitwärtsbewegungen.
Erstens lässt sich die Erschwinglichkeit von Immobilien eben NICHT vor allem auf Grundlage der Durchschnittsgehälter von Haushalten beurteilen, wie es hier im Forum größtenteils gemacht wird.
In Deutschland sind vererbte Vermögen sehr relevant - gerade bei Gutverdienern ist es die Ausnahme, wenn jemand nicht nennenswert erbt. Die über Siebzigjährigen sitzen in Deutschland laut Hans-Böckler-Stiftung aktuell auf einem Vermögen von über 1,3 Billionen Euro (!).
Laut HBS erben die oberen 20% der Bevölkerung gegenwärtig 248 000 Euro pro Person. Wer gut verdient und nicht total mit seinem Geld rumprasst, hat außerdem in der Regel selbst angespartes Eigenkapital.
Und zu berücksichtigen ist bei den Daten zu Erbschaften grundsätzlich, dass ein nicht unerheblicher Teil des Vermögens der Erblasser vorher bereits durch Schenkungen an die Nachkommen gegeben wird (Stichwort: Umgehung der Erbschaftssteuer) - zusätzlich zu der Viertelmillion, die die oberen 20% durchschnittlich erben, haben sie also in der Regel schon Geld durch Schenkungen erhalten.
Beurteilt doch also bitte mal die aktuellen Immobilienpreise aus der Sicht von Paaren, die über 600, 750 oder 1 000 000k Eigenkapital verfügen (zwei bei den oberen 20% durchschnittliche Erbschaften nebst wenig bis hohem Eigenkapital) bzw. überprüft mal, wie sich eine Hohe Eigenkapitalquote auf die Zinssätze auswirkt ...
Und nein: abgesehen vom letzten Jahrzehnt war es in Deutschland noch nie so, dass sich Durchschnittsverdiener in guten Lagen ein EFH leisten konnten. Das mag man als ziemlich ungerecht und unsozial empfinden, ist aber ein Aspekt der Reichtumsverteilung in unserem Land. Und auch viele Besserverdiener wie Lehrerehepaare waren jenseits von Kleinstädten und einigen C-Städten schon immer auf das Vermögen ihrer Eltern angewiesen, um sich ein EFH leisten zu können! Deshalb gab es übrigens schon in der Frühzeit der "Sozialen Marktwirtschaft" sehr lebendige Diskussionen über die Frage, ob es einer Bodenrechts- und Erbschaftssteuerreform bedarf (denn natürlich ist es keine Leistung, als Kind vermögender Eltern auf die Welt zu kommen).
Zweitens sind z. B. in südeuropäischen Staaten, in denen die Immobilienpreise kaufkraftbereinigt noch höher als bei uns liegen, längere Laufzeiten von Immoblienkredite als in Deutschland üblich.
Wetten, dass für Gutverdiener ohne Erbschaft auch bei uns bald einfach Laufzeiten über zwei Generationen üblich werden - die Eltern vererben eine Immobilie nebst Immobilienkredit/Hypothek an die Kinder. Entsprechende Erbschaften werden in Südeuropa selten ausgeschlagen, da in der Regel ein erheblicher Teil der Immobilie finanziert ist und die Grundschuld über die Jahre u. a. aufgrund der Inflation an realer Belastung verliert.
In Deutschland ist halt immer das Problem, dass man sich ungerne lange verschuldet, daher ist die Eigentümerquote bei uns auch im internationalen Vergleich sehr niedrig.
WiWi Gast schrieb am 25.04.2022:
Die Preisanpassung wird auch eine Weile dauern. So schnell wie bei Aktien geht das nicht.
„Ganz klar verloren“ klar: es wird nieee wieder Neubau geben und der Immokauf ist nun für alle auf ewig unmöglich :) Wer soll dann wie von dir indirekt behauptet die Kaufpreise hochhalten? Merkst du was?
Der Markt wird sich in ein neues Gleichgewicht einpendeln und das wird etwas dauern, bestimmt länger als ein paar wenige Wochen.
WiWi Gast schrieb am 24.04.2022:
Wer immer noch gewartet hat, der hat ganz klar verloren. Oder wurde von Aktiengurus aus dem Internet falsch beraten.
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