Ich bin seit über einem Jahr zu fast 100% im HO. Ich habe die Möglichkeit dazu, da Haus mit Arbeitszimmer, ruhig, Kinderbetreuung gesichert, höhenverstellbarer Schreibtisch, echter Chefsessel, Glasfaser-Anschluss usw. - die Bedingungen sind besser als im Office.
Trotzdem ist es ziemlich klar, dass 100% HO nicht geht. Die Teamarbeit, das Vorantreiben von Projekten und die informellen Diskussionen leiden extrem. Das ändert auch ein Teams-Labertermin nicht.
Das mag als einfacher Angestellter auch erstmal ganz okay sein und wer Standard-Aufgaben abarbeitet, der wird das auch Zuhause gut machen können. Aber die Standard-Aufgaben sind nicht das, was das Unternehmen voranbringt und zukunftsfähig macht.
Und auch wenn ich Zuhause meine Familie habe, leidet doch der soziale Kontakt ziemlich. Ja, ich kann mal kurz zu meiner Frau rübergehen usw. - aber meine Frau und mein Kind sind dann eben 95% meiner sozialen Kontakte. Und Abends haben wir ja auch noch viele Stunden zusammen und das komplette Wochenende.
Ein Unternehmen ist im Kern ein soziales Konstrukt - das sage ich hier als introvertierter Mensch.
Es wird auf 2 bzw. maximal 3 Tage HO hinauslaufen. Keinesfalls mehr. Klar, der Vertriebler hatte schon immer HO und bleibt auch dort. Der hat seine sozialen Kontakte auch mit den Kunden und ist sowieso immer ein wenig losgelöst vom restlichen Unternehmen.
Als Fachkraft sind sicherlich 2 Tage HO drin für fachliche Aufgaben alleine und 3 Tage im Team zusammen am Standort. Darauf wird man sich, nachdem man einige Erfahrungen gesammelt hat, am Ende auch in 95% der Firmen einigen.
Ich habe mal geschaut, es schreibt fast keine Firma 100% Remote aus. Extrem selten. Wenn überhaupt, dann im IT Bereich, aber sicherlich unter 1% der BWL-Stellen. Dass ich mich aus der Uckermark in München bewerbe und 100% Remote arbeite - wird es nicht geben.
Und damit kommen wir zum Immobilienmarkt. Gefragt ist weiterhin die städtische Lage bzw. Speckgürtel. Niemand möchte an drei Tagen jeweils 60 Minuten oder mehr je Weg pendeln. Allerdings kommt jetzt die Anforderung Arbeitszimmer dazu. Wer vorher 4 Zimmer nachgefragt hat, fragt jetzt 5 Zimmer nach. Wer 5 Zimmer nachgefragt hat, fragt jetzt 6 Zimmer nach.
Das erklärt vermutlich auch den Effekt, dass im Corona-Jahr der Speckgürtel stärker gestiegen ist als die Stadtlage. Im Speckgürtel lässt sich eher der Wunsch nach 5 oder 6 Zimmer realisieren als in der Stadt.
antworten