WiWi Gast schrieb am 06.02.2022:
Eben. In einer geschlossenen Volkswirtschaft würden die Löhne, Renten etc. steigen und alles wäre gut. Aber die EU und das europäische Lohnniveau ist doch nicht abgekoppelt vom Rest der Welt. Eine allgemeine Lohninflation führt dann automatisch zur Abwertung des Euros, was wir uns als Energieimporteur etc. auch nicht unendlich leisten können. Die EZB hat übrigens genau die Löhne besonders im Fokus. Platt gesagt: Wenn die Assetpreise steigen ist es der EZB egal, aber sobald die Löhne ansteigen, wird die EZB bremsen, um eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern.
Der gerade eben erst erhöhte Mindestlohn wird in weniger als einem Jahr um 22,2% auf 12,00 Euro steigen. Ja natürlich wird es hier eine massive Lohn-Preisspirale geben. Denkst du die einen steigen von 9,82 Euro auf 12,00 Euro und die, die jetzt bei 12,00 Euro liegen lassen sich mit 12,36 Euro abspeisen. Eben noch eine völlig andere Qualifikation und 22,2% über dem Kollegen, jetzt plötzlich praktisch gleiches Gehalt?
8-11% Lohninflation ist Januar 2023 im Vergleich zu Januar 2022 zu erwarten. Niedriglöhner 15-22%, mittlere Löhne um 6-9% und höhere Löhne um mind. 5%.
Wenn die Löhne in gleichem Maße aufwerten, wie der Euro abwertet, kostet danach Energie in realen Arbeitsstunden exakt gleich viel. Das kürzt sich weg.
Was sich nicht wegkürzt sind Schulden. Immobilienkredite, Staatsschulden, Unternehmensschulden - die werden die nächsten Jahre jedes Jahr mindestens um 5% p.a. entwertet. Da wollen wir auch hin. Denn aktuell sind Staaten und Immobilienbesitzer zu stark verschuldet. Behauptet ja auch jeder 2. hier im Thread wenn die Zinsen steigen, knallt es ja.
Ja, dann werden wir die Gehälter jetzt mal nominal stark steigen lassen und die Schulden damit real entwerten. Dann fällt das Verhältnis Schulden zu Monatseinkommen. Dann kann bei Anschlussfinanzierung auch wieder mehr getragen werden. Dann können wir die Zinsen erhöhen. Die EZB ist in der Zinsfalle und kommt da nur raus, wenn alle Kreditnehmer irgendwie entlastet werden. Unternehmen, Verbraucher und Staaten.
Dann kosten die Immobilien bald das doppelte, Gehälter sind doppelt so hoch, aber wer zu einem Zeitpunkt X finanziert hat, hat dann keine doppelte Schuld. Die Schulden sind nur noch gering im Vergleich zu Gehalt und Wert und damit gut tragbar. Dann können die Zinsen auch wieder angehoben werden.
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