WiWi Gast schrieb am 26.01.2024:
Es hängt vom Anlagehorizont bzw. davon, in welchem Zustand man das Haus später mal verkaufen muss. Langfristig sind 1-2% Instandhaltungskosten schon ganz gut angemessen, d.h. nach 50-100 Jahren muss man das Haus einmal neu bauen / bezahlen. Ein Haus aus 1974, das überhaupt nicht modernisiert wurde, musst du jetzt kernsanieren und nahezu alle Gewerke neu machen:
- Dach
- Fassade inkl. Dämmung
- alle Fenster
- Haustür
- Elektrik
- Wasserleitungen
- Alle Bäder
- Heizung (zum 2. Mal, davor ca. 1999)
- Küche
- Alle Böden, im Idealfall inklusive Fußbodenheizung fräsen
- wahrscheinlich alle Innentüren
Da hattest du wohl einen ziemlichen Griff ins Klo mit deinem Haus. Ein Dach hält normalerweise 100+ Jahre. Wenn es heutzutage wertig gebaut wurde, auch länger. Es gibt noch intakte Tondachziegel aus der Römerzeit.
Ebenso gibt es noch intakte Elektrik aus der Kaiserzeit. Hier gab es in Sachen Sicherheit (FI-Schalter & Co.) und Funktionalität (Dimmer, Netzwerk, ...) aber deutliche Fortschritte. Daher wird das jetzt ersetzt (zumal ein relativ "billiges" Gewerk, da bist du kaum 10k los für ein Haus inkl. Netzwerk und allem).
Die aktuellen PE-Verbundrohre sind auf ca. 100 Jahre Lebenszeit ausgelegt.
Die durchschnittliche Heizung in Deutschland ist 30-40 Jahre alt. D.h. sie wird nicht nach 30-40 Jahren ersetzt, sondern sie ist 30-40 Jahre alt, viele noch deutlich älter.
Die Fassade kann man mal, wenn man das möchte, nach 25 Jahren streichen (lassen). Ist kein Muss. Meine Eltern haben es nicht gemacht, manche Nachbarn in dem Wohngebiet schon. Ist eine optische Geschichte. Sie haben dort vor 25 Jahren auch schon Dämmung bekommen. Daran ist nichts zu machen, 1a intakt.
Es gibt aber genug Häuser, da ist die Fassade schon über 100 Jahre alt, außer mal einem Anstrich wurde da nichts gemacht (die meisten Gründerzeithäuser von vor 1900 haben noch die originale Putz-Fassade). Bei einem aktuellen Haus mit Dämmung darunter (oder monolithisch, aber ausreichend Eigendämmung der Steine) kannst du auch locker von 100+ Jahren ausgehen.
Bei der Heizung würde ich aber mitgehen. Das sollte man nach 30 Jahren einen Tausch fest einplanen. Eine Wärmepumpe kostet ca. 5k + Einbau.
Was bleibt also neben der Heizung. Ja, die Küche. Die hat aber nichts mit dem Haus zu tun. Das ist ein Möbelstück. Wirst du als Bewohner einer Wohnung genauso ersetzen müssen. Meines Wissens gehört auch die Instandhaltung des Fußbodens und das Streichen der Wände zu den Aufgaben des Mieters, wir hatten es jedenfalls beim Auszug machen müssen (keine Ahnung, ob man ohne durchgekommen wäre, keine Lust auf Rechtsstreit). Und die Bäder, klar. Da wird es irgendwann um die Optik gehen, die einem nicht mehr gefällt. Funktional sind Bäder auch nach 30, 40 Jahren (und man kann auch einfach Waschbecken, Toilette, Duschkopf tauschen, statt komplett alles neu zu machen).
Aber bei Dach, Fassade, Fenster, Elektrik (abseits von Funktionsupgrades) und Wasserleitungen sowie auch der Fußbodenheizung gehe ich nicht mit. Das ist normalerweise auf mehr als 100 Jahre ausgelegt, eh es erneuert wurde (zumindest das was heute verbaut wird, da sind die 100+ Jahre auch durch wissenschaftliche Alterungsexperimente nachgewiesen - sowas gab es den 70ern natürlich noch nicht und auch die Werkstoffwissenschaften sind heute auf einem ganz anderen Level). Da muss es schon mechanische Beschädigungen gegeben haben.
Selbst wenn man nichts machen muss, hängt das Haus im Zeitwert deutlich hinter modernen Häusern hinterher - oder gibt es hier jemanden, der Häuser, die älter als 25 Jahre sind, so 1:1 übernehmen würde?
Das Haus meiner Eltern ist 25 Jahre alt und bestimmt schöner und moderner als 90% der mietbaren Wohnungen am Markt. Die Bäder haben schlichte, helle und relativ große Fliesen.
Ich bin mir auch sicher, dass sich in den nächsten 50 Jahren einiges tun wird, sodass auch die heute gebauten modernen Häuser nicht mehr zeitgemäß sind. Wahrscheinlich wird es viel mehr digitale Assistenten geben, vielleicht kann man auch Räume flexibler umgestalten durch verschiebbare Wände, um den Platzbedarf in Großstädten gering zu halten. Was auch immer es sein wird, ein Haus aus 2024 wird altbacken sein.
Ich würde auch sofort in ein Haus aus dem Jahr 1900 und davor einziehen. Diese Gründerzeithäuser sind ähnlich gebaut wie die Häuser der Dekade 2011 - 2021. Großzügige Grundrisse, große und viele Fenster, angenehme Raumhöhen.
Aus energetischen Gründen wurden natürlich die Fenster erneuert. Natürlich gibt es neue Elektrik und neue Bäder. Teilweise gibt es aber noch Original-Innentüren (einfach mal alle 20-30 Jahren streiche), teilweise Original-Parkett (alle 20-30 Jahre mal abschleifen). An der Fassade wurde außer Anstrich nie etwas gemacht (der Putz ist noch aus dem Jahr 1900 und davor) usw...
Vor allem die Grundrisse sind nicht altbacken, sondern top-modern (d.h. schöne, große Räume). Das kannst du nicht den 60ern oder 70ern vergleichen, wo maximal billig gebaut wurde. Aber 2011 - 2021 war wieder so eine Dekade, wo einfach sehr hochwertig gebaut wurde - einfach weil Zinsen bei 1-2% lagen und man es sich leisten konnte.
antworten