WiWi Gast schrieb am 14.01.2024:
Immobilie ist nicht gleich Immobilie.
Beim Investitionsobjekt ist der Abgleich mit der alternativen Form der Kapitalanlage logisch. Bei dem selbstgenutzten Eigentum würde ich, vor allem bei geplanter Familiengründung, weder zögern noch abwägen.
Mietwohnungen mit 70-80qm zu finden, ist kein Problem. Adäquate Wohnungen für 1-2 Kinder mit 100-120qm wird in Ballungsräumen schon schwer.
Ich kenne eine Reihe Paare, die sich mit Anfang/Mitte 20 kennengelernt, „Nest gebaut“ dann Kinder bekommen haben. Sind zum Teil jetzt aus dem Gröbsten raus und können auch ohne Kinder mal als Paar wegfahren, was der Beziehung gut tut.
Und dann gibt es die, die erstmal die Karriere vorangetrieben haben. Mit den Kindern wurde es dann zum Teil schwierig. Nicht dass die grundsätzliche Technik welche zu zeugen unbekannt war. Ich denke die wussten Bescheid. Beim ein oder anderen musste dann aber trotzdem der Medizinmann nachhelfen. Dann liefert der Storch. Am Anfang hat man noch die stadtnahe Wohnung. Beim ersten Kind solange es klein ist alles noch okay. Das zweite kündigt sich an. Die Suche beginnt.
Speckgürtel auch schon teuer. Alles was bezahlbar ist, ist von der Substanz unbrauchbar und abrissreif. Während man noch überlegt, wie man Kaufpreis plus Sanierung stemmt, ist schon eine Familie eingezogen, die entweder handwerklich geschickt oder mutiger ist.
So sucht man weiter.
Man trifft solche Familien im Urlaub. Meist hat der Vater die beiden Kinder 2 und 4 den ganzen Tag an der Hand. Mutter, die völlig gerädert ist, weil Vater Vollzeit und sie Teilzeit arbeitet und das Leben mit 2 kleinen Kindern auf 90qm in HH/D/M kein Zuckerschlecken ist.
Ich kann euch echt nur raten, bringt euch und eure Familie nicht in diese Situation. ETFs, Bitcoins etc. hin und her. Darin könnt ihr nicht wohnen.
Guter Beitrag, auch wenn ich nicht jeder Schlussfolgerung zustimme.
An einem ETF in jungen Jahren ist nichts verkehrt. EK braucht man immer und sei es nur für die Kaufnebenkosten und für einen gewissen EK-Anteil (10-20% zumindest), damit der Zins nicht explodiert.
Das Problem vieler jungen Familien ist, dass die Jugend zu sehr genossen wurde und nicht Maß gehalten wurde. Der Berufseinstieg war mit 27 (Weltreise, Soziale Jahre, Studium genossen, Praktika hier und da etc.) und nicht mit 23. Dann wurde man sofort konsumfreudig (teure, zentrale Wohnung, ständig irgendwelche Städtetripps, Restaurantbesuche etc). In Summe wurden dann bis zur Familiengründung (irgendwann zwischen Anfang bis Ende der 30er) kaum oder nicht genügend angespart.
Dieser Gedanke "ich habe nun Nachwuchs und brauche eine größere Wohnung.... oh, das ist ja unbezahlbar" kommt den Leuten aber leider erst, wenn es zu spät ist, nämlich wenn sie tatsächlich suchen. Dann stehen sie da mit wenig Vermögen und einem Vollzeitgehalt (Elternzeit, meistens schauen die Damen dann schon recht früh) und merken, dass sie damit keinen ausreichenden Kredit kriegen. Also muss geschaut werden, dass möglichst schnell möglichst viel verdient wird. Das reicht aber in den Metropolen trotzdem kaum, weil man mit Mitte Ende 30 auch nur noch maximal 30 Jahre zum Abzahlen hat und die Rate bei wenig Eigenkapital einfach zu hoch für familiengeeignetes Eigentum wird. Da braucht es halt in der Realität einfach 2 Vollzeitakademikergehälter, was man mit Kindern (wie man leider nicht bereits vorher hätte ahnen können...) aber in der Realität kaum schafft (oder schaffen möchte, weil Entfremdung durch ständige Fremdbetreuung etc.).
Nun beginnt also die verzweifelte Suche und eine ältere Gebrauchtimmobilie scheidet allein schon dadurch aus, weil ohne nennenswerte handwerkliche Fähigkeiten und zahlreiche Helfer vor Ort (die neuen Bekanntschaften in der Großstadt sind da meistens nicht so hilfreich wie Vater, Bruder, Fußballkamerad mit Handwerksjob XY zuhause im Dorf) ist das ein Himmelfahrtskommando. Ohnehin ist man als junge Familie und möglicht vollzeitnaher Arbeit ja ohnehin schon zeitlich am Limit. Am Ende bleibt dann meistens nur noch der Run auf wenige bezahlbare Mietangebote (nette ältere Vermieter, die es nicht mehr so checken und auch nicht jeden Cent brauchen) irgendwo in den näheren Außenbezirken. Das kann mit Glück klappen, aber eine Menge Paare geht bei dieser langwierigen Suche (gerne im wöchentlichen Takt das ganze Jahr durch) leer aus. Glück haben außerdem jene, bei denen die Eltern dann doch noch die Spardose öffnen und über erhebliches Kapital verfügen. Aber ich denke, dass das auch nur bei 1 von 4 oder 5 Paaren (und das in der Akademikerblase, sonst wohl noch deutlich weniger) in der Realität der Fall ist
Insofern kann ich früh kaufen tatsächlich unterstützen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass die private Lebenssituation schon so weit geregelt ist. Wer jung ist, hat einfach länger zum Abzahlen (1% Tilgung reicht völlig) und spart sich auch den Stress einer Wohnungssuche/Renovierung, wenn der Nachwuchs schon da ist. Das unterschätzt man vorher völlig. Mit ein bisschen finanziellem Puffer kann man dann auch ein paar Jahre Gehaltsrückgang abfedern. Alleine die Zeit, die für die Immobilie aufgebracht wird, spart auch entscheidendes Geld, weil nicht unnötig konsumiert wird...
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