Die ZDF Doku zeigt doch recht schön, wie groß der "gefühlte" Unterschied zu Zahlen, Daten und Fakten ist. Sogar Interviews von Bauherren damals wurden gezeigt, wo Ausgaben von über 50 % fürs Wohnen genannt wurden.
Hier mal ein paar Gedanken zum Vergleich Immobilien 1980er vs. 2023:
Hausbau und Anforderungen
Die Häuser waren damals tatsächlich einfacher gebaut und hatten weniger Anforderungen hinsichtlich Energieeffizienz. Ein Haus aus 2023 ist technisch wesentlich aufwendiger als ein Haus aus 1980, da ist wie bei Autos auch. Das rechtfertigt natürlich höhere Baukosten heute, weil gleichzeitig die Energiekosten niedriger sind. Die extrem niedrigen Heizkosten in den 1980ern verfälschen das Gesamtbild, da sie damals kaum ein nennenswerter Kostenfaktor waren.
Eigenleistung beim Bau
In den 1980ern wurde viel mehr Eigenleistung erbracht. Viele Freundeskreise und Nachbarschaften hatten alle Gewerke für den Hausbau. Damals wurden ganze Siedlungen in Eigenregie hochgezogen. Der wesentliche Faktor war damals die Zeit, die man für das eigene Haus und die Häuser der Freunde aufgewendet hat. Das geht auch heute noch, nur hat keiner mehr Bock dazu. Der Fokus liegt heute auf Freizeit und ausgedehnten Urlaubsreisen, Konzerte, Ausflüge, usw. Fragt mal einen typischen WiWi-User Freundeskreis nach 2-3 Wochen Hilfe auf dem Bau im Sommer, lol.
Die wöchentliche Arbeitszeit war früher zudem deutlich höher als heute, keine 35 h Woche, keine 30 Tage Urlaubsanspruch und kaum Teilzeitmodelle.
Hinzu kommt, dass sich die Gesellschaft gewandelt hat: Mehr Akademiker, höhere berufsbedingte Mobilität mit anderen Sozialstrukturen sowie Entstehung der heutigen Konsum- und Spaßgesellschaft mit Social Media als Ort der Inszenierung. Wer auf dem Bau malocht, kann halt nicht im Büro oder auf Insta flexen...
Alleinverdiener- vs. Doppelverdienerhaushalt
Die Erwerbsquote von Frauen lag schon in den 1980ern bei rund 50 %. Und in Alleinverdienerfamilien blieb die Frau oft aus ideologischen Gründen daheim, vor allem auf dem Land. Nicht der ökonomische Druck hat Millionen Frauen zur Arbeit gezwungen, sondern schlicht die Emanzipation und der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit. Der Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten hat hier natürlich auch Wirkung gezeigt.
Dass sich Alleinverdienerhaushalte damals das gleiche leisten konnten wie heute die Doppelverdiener, ist einfach falsch.
Fazit
Das durchschnittliche Nettoeinkommen eines Vier-Personen-Haushalts liegt heute bei ca. 4600 €/Monat. Ein Alleinverdiener braucht dafür rund 70k p. a. (Stkl. 3, 500 € Kindergeld). Damit ist 2023 auch ein Haus für 400k drin. Mit viel Eigenleistung gehen auch 450k. Solche Häuser sind im 50 km Umkreis von fast jeder deutschen Großstadt vorhanden bzw. baubar.
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