WiWi Gast schrieb am 08.08.2023:
In den 80er Jahren war ich noch Schüler und Azubi. Aktuell liegt die Arbeitsbereitschaft bei den jüngeren Menschen (so um die 30 Jahre alt) deutlich unter denen der Boomer. Das liegt an den geburtenstarken Jahrgängen der 60er Jahre und dem damit verbundenen Wettbewerb untereinander. Jeder war bereit, für noch etwas weniger Lohn noch etwas härter und länger zu arbeiten, als andere, um überhaupt einen Job zu bekommen. So etwas gibt es heute nicht. Im Gegenteil: Es herrscht Fachkräftemangel, so dass man heute auch mit geringer Qualifikation einen Arbeitsvertrag bekommt, wo man früher noch nicht einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Es ist also genau das Gegenteil von dem, was Du hier behauptest. Im übrigen haben auch wir damals nur einen Kredit bekommen, weil wir über 30% EK mitgebracht haben. Das haben wir auch nicht geschenkt bekommen, sondern verdient und vor allem nicht ausgegeben.
Ich kenne mindestens genau so viele faule Boomer wie Millennials. Es mag dem ein oder anderen Unterschied geben, aber die Punkte die immer wieder aufgeführt werden sind einfach nicht so gewichtig, wie dargestellt. Wie bereits erwähnt waren es früher andere Dinge die gekauft wurden. Insbesondere Elektronik wurde aber auch erheblich billiger, sodass zB ein TV, der früher 2-3 Monatsgehälter gekostet hat, heute nach einer Woche verdient ist. Bei den Summen, die gerade in Ballungsgebieten, wo die heutigen Jobs vorhanden sind, heute aufgerufen werden, kann man nur noch als wirklich Spitzenverdiener mitspielen.
Ich rede da nicht von Innenstadt München/Stuttgart/Frankfurt sondern vom Umkreis 50 bis teilweise 100km, die enorm in den Preisen gestiegen sind. Wenn ich überlege, wo die Boomer im Umkreis gearbeitet haben, da ist heute häufig nichts mehr bzw. diese Branchen/Unternehmen/Filialen sind digitalisiert oder in die Stadt gewandert. Weit raus zu ziehen ist oft ein Nullsummenspiel, zusätzliches Auto und Lebenszeit im Auto verbringen sind auch Aufwände die beachtet werden müssen. Es sagt keiner es wurde einem früher geschenkt, aber es waren oft einfachere Tätigkeiten mit denen man zum Erfolg kam.
Hier in der Straße meiner Eltern sind ganz normale Berufe vorzufinden, keine Ärzte, Anwälte oder gutverdienende Industrieangestellte. Gerüstbauer, Automechaniker, Versicherungsmakler, Bankkaufmann/frau, ... oft mit 2+ Autos (auch in meiner Kindheit), mehrere Wochen Urlaube, etc. da gab es früher auch all das, was es heute gab, halt 20-25 Jahre früher. Heute wird dort geerbt oder es ziehen Banker aus Frankfurt ein, Selbstständige mit mehreren Angestellten, ... bzw. seit der Zinserhöhung steht sich alles wund, es passiert nichts, trotz teilweise hoher Abschläge.
Die anstehenden Sanierungen sind einfach noch nicht ordentlich eingepreist. Bei 600k Kaufkosten plus guten 150k Sanierungskosten, muss man für 20-30% EK plus Kaufnebenkosten von 8% schon 180-250k mitbringen. D.h. über 10 Jahre 1,5-2k im Durchschnitt ansparen. Das wäre vor 10 Jahren vermutlich ein komplettes Nettogehalt gewesen. Und selbst heute ist das für viele Menschen unmöglich neben hohen Kosten für Wohnen und Lebensmittel solche Summen anzusparen, da machen auch 30-40€ für Avocados keinen Unterschied.
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