WiWi Gast schrieb am 30.07.2023:
Das liegt zum einen an der deutlichen Spreizung von Preisen und Gehältern in Deutschland (auch heute gibt es einige Regionen, in denen sich viele Handwerker, insbesondere Meister, sich problemlos Häuser leisten können).
Genau so ist es.
Wer ein klein wenig zu Kompromissen bereit ist kann sich als Akademiker der einigermaßen normal verdient auf jeden Fall ein Haus leisten. Kompromiss heißt dann aber, dass dies nicht in München ist sondern evtl. auch mal in der Pampa und man sich den Job danach sucht. In den Top Großstädten hat es noch nie funktioniert, sich als durchschnittlicher Arbeitnehmer Eigentum zu leisten, das ist nichts neues.
Mal ein schöner Vergleich:
Meine Eltern haben 1980 eine Wohnung gekauft, mein Vater war CNC-Fräser in einer 20 Mann Bude und meine Mutter halbtags Kindergärtnerin. Zins 8% wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
2002 haben sie die Wohnung verkauft und stattdessen eine Doppelhaushälfte gebaut. Die Wohnung hat nominal einen Preis annähernd so hoch wie der ursprüngliche Kaufpreis gebraucht. Zusammen mit den Zinsen und verlorenen Anlagegewinnen war das auf die 22 Jahre gerechnet natürlich ein Verlustgeschäft sonders gleichen. Und das war damals ziemlich normal, die Preise sind sehr lange sehr konstant geblieben.
Das ganze war mit dem Verdienst machbar, aber natürlich mit Einschränkungen. Wir hatten nur ein Auto, es gab immer nur Urlaub in Österreich oder mal an der Nordsee (was mir als Kind trotzdem super Spass gemacht hat) und es war ansonsten eben auch nicht so super viel Geld da (ich kann mich erinnern, das meine Eltern ein Instrument für mich von der Musikschule geliehen haben, da es gerade nicht drin war, ein eigenes zu kaufen).
Jetzt zum eigentlichen Vergleich, mein Cousin ist Industriemechaniker, als einen durchaus ähnlichen Background wie mein Vater, seine Frau arbeitet halbtags als Bürokauffrau. Region die gleiche (Nürnberg/Fürth/Erlangen). Die haben Anfang des Jahres ein Einfamilienhaus gekauft, deutlich außerhalb und sicher nicht das neuste, aber es ging. Mein Cousin renoviert jetzt selbst immer ein bisschen, einen Teil lassen sie auch machen. Da ich logischerweise den familiären Background kenne, nein, da ist kein anderes Geld im Spiel, das ist schlicht ausgeschlossen.
Es geht also auch jetzt noch ähnlich wie es früher ging, man muss nur zu ähnlichen Einschränkungen bereit sein. Das sind viele halt nicht und verwechseln es jetzt damit, dass es heutzutage viel schwieriger ist, ein Immobilie zu erwerben. Ist es evtl. in München, evtl. in ein paar anderen Großstädten, bei der breiten Masse aber nicht. Da man das weiß, einfach nicht dorthin gehen.
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