WiWi Gast schrieb am 02.07.2023:
Ich habe meine Kosten zurück bis 2007. meine Ausgaben haben sich im Jahr 2022 im Vergleich zu 2007 kumulativ um 41% in diesen Zeitraum erhöht. da spielt aber auch ein deutliche höheres Gehalt (mehr als +100%) undd damit verbunden etwas lifestyle inflation mit rein, so wohne ich heute z.B. in einer größeren Wohnung als damals.
41% kumulativ über 15 Jahre entspricht Mehrausgaben von 2,3% pro Jahr. Die offizielle Inflationsrate in diesem Zeitraum lag bei 1,8%/a im Schnitt (da sind die 6,9% aus 2022 mit drin), das kommt für mich persönlich so also schon ganz gut hin.
Bei einer Inflation von 8%/a so wie behauptet hätten sich meine Ausgaben von damals um Faktor 3,17 erhöhen müssen. Das war ganz sicher so nicht der Fall. Ich frage mich, wie Leute auf solchen absurden Behauptungen kommen. Könnt ihr keinen Taschenrechner bedienen?
Deine Ausgaben sind nicht repräsentativ. Du nennst als ein Faktor die Lifestyle-Inflation bei dir, ich sage dass du einfach zu billigeren Artikeln greifst um am Ende der Teuerung entgegen zu wirken d.h. dich einschränkst. Spielt aber keine Rolle, weil du nicht repräsentativ bist. Es ist erst einmal unheimlich schwer Inflation zu messen aus vielen Gründen:
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Leute greifen zu billigeren Artikeln oder schränken sich ein, fahren nicht mehr in Urlaub, reduzieren den Fleisch-Konsum usw. um der Teuerung entgegen zu wirken. Sie nutzen Energiesparbirnen, sparen Strom, Wasser, Lebensmittel, gehen weniger oft auswärts essen
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Angebot und Nachfrage wirkt auf verschiedene Artikel ein z.B. die Preisexplosion bei Speiseöl war Hype-getrieben
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Subventionen im Landwirtschaftsbereich verfälschen die Preise. Milchpreisbindung usw.
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Zusätzliche Steuern wie CO2-Zuschlag wirkt sich auf Strom aus, CO2-Zuschlag auf Sprit wirkt sich auch auf Logistik und damit indirekt auf Preise aus
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Politische Entscheidungen wie Bürgergeld und Mindestlohn --> Leute nutzen lieber die soziale Hängematte als im Niedriglohnsegment zu arbeiten, es wird schwieriger LKW-Fahrer zu finden oder Aushilfen für den Supermarkt --> wirkt sich auf Preise aus. LKW-Fahrer --> Logistik-Preise --> indirekte Preissteigerung im Supermarktregal usw.
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Zinsen bei Immobilienpreisen wirken sich auf Immobilienpreise aus, es gibt dann einfach keine Transaktionen mehr am Markt wenn die Verkäufer nicht runter gehen
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Politische Entscheidungen wie Wärmepumpenpflicht (indirekt) oder Dämmpflicht wirken sich auf Immobilienpreise von Altbau aus
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Rechtssicherheit wirkt sich auf Immobilienpreise aus. Niemand will im Kommunismus investieren, entsprechend gibt es gerade eine Kapitalflucht aus Deutschland raus, das wirkt sich stark auf Immobilienpreise und anderes aus
- Technische Weiterentwicklung wirkt sich auf Elektronik-Preise aus
Zusammenfasssung: Preise werden stark von politischen Effekten getrieben. Die Politik hat also Einfluss auf die Preise. Je nach dem was sie die EZB zur Berechnung der Inflationsrate heranziehen lässt, kann sie also komplett Einfluss auf die offiziell ausgegebene Inflationsrate nehmen.
Beispiele:
a) Immobilienpreise waren bis zum absoluten Peak Ende 2021 NICHT in der Inflationsrate enthalten und - oh Wunder - am Peak wurden sie hinzugenommen. Nachdem politisch motiviert der Peak gesetzt wurde und die zukünftige Entwicklung der Preise durch Wärmepumpe/Dämmpflicht/Zinsen beschlossen wurde. Klassisches Beispiel von Statistik-Manipulation
b) Elektronik ist bei Inflationsrate mit drin
c) Mir fällt sicher noch mehr ein, aber ich denke das Muster ist klar. Fakt ist: In der Politik gibt es keine Zufälle.
Frage an einen Wirtschaftswissenschaftler oder jemand der sich zumindest dafür hält: "Wie berechnet man dann jetzt die Inflationsrate wenn man sie nicht einfach an den Preisen ablesen kann?"
Antwort: In dem man die Theorie zur Inflationsratenberechnung kennt und sich die Formel zu Hilfe nimmt.
Theorie: Quantitätstheorie. Für alle möchtegern-Wirtschaftswissenschaftler: Wenn das nicht Bestandteil von eurem Studium war, schaut doch einfach Behelfsweise auf Wikipedia nach;-)
Frage: Wie geht die Quantitätstheorie?
Inflationsrate = (Geldmengenwachstum * Umlaufgeschwindigkeit) / Produktivitätswachstum [BIP-Wachstum]
Frage: Gab es ein Geldmengenwachstum?
Antwort: Ja, und zwar Jahr für Jahr um mindestens 8%.
Frage: Ich bin Wirtschaftswissenschaftler und habe das nicht in Süddeutsche, FAZ, Spiegel oder Welt gelesen. Wie kommst du auf 8%?
Antwort: Schau in Statista wenn du es grafisch ausgewertet haben willst (Primärquellen werden dann genannt) oder in jeder beliebigen anderen öffentlichen Primärquelle;-)
Frage: Gab es denn ein Wachstum im BIP bzw. der Produktivität?
Antwort: Kaum, Deutschland ist jetzt Knapp über Rußlands Kriegswirtschaft und in der Euro-Zone gibt es auch nicht viel Wachstum. Kannst du dir ja denken. Vieles von dem Wachstum ist kein echtes Wachstum sondern einfach Geld das der Staat "Umverteilt" hat d.h. er hat es weg genommen und in private Taschen versenkt in Form von Korropuption wie "Maskendeals" usw. Wir haben eine Deindustrialisierung in Deutschland und Deindustrialisierung sowie Degrowth ist das klar erklärte Ziel von SPD und Grünen. Läuft also alles nach Plan.
Frage: Und die Umlaufgeschwindigkeit - was ist damit gemeint?
Antwort: Das ist die Zeitdauer bis der Durchschnitts-Wiwi-Dödel begriffen hat, dass die Wahrheit nicht in der (Regierungsfreundlichen) Mainstream-Presse (mit Finanzierung durch Milliardäre mit Zielsetzung "Degrowth in Deutschland") steht sondern eigener Recherche bedarf. Wenn also Hinz und Kunz begreift dass der Euro nicht durch Klimawandel inflationioniert sondern dadurch dass in großen Mengen gedruckt wurde. Dann wird die Inflation wahrgenommen. Die Dauer bis zur Wahrnehmung ist durch die Umlaufgeschwindigkeit beeinflusst. Ein großes Währungssystem wie der Euro-Raum braucht länger um zu kapieren dass das Geld nichts mehr wert ist, als ein kleiner Wirtschaftsraum wie Brasilien (ohne BRICS). Aber irgendwann versteht es jeder, spätestens wenn er mit dem Geld nichts mehr kaufen kann.
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