WiWi Gast schrieb am 16.06.2023:
An die Frau mit dem geerbeen Haus:
Das Verhältnis zu deiner Schwester scheint mir nicht das beste zu sein. Klar ist, dass wenn du sie via Verkauf rausschmeißt, es endgültig kaputt ist. Klar ist aber auch, dass es nicht gut wird, nur weil du sie darin wohnen lässt.
Folgender Hinweis: als Erbe bist du ggbf zu einem Heizungsaustausch verpflichtet. Diese Investition würdest du wohl alleine tätigen müssen, ohne irgendwelche Einnahmen zu haben. Energetische Sanierungen würden damit womöglich einhergehen, die bekanntlich noch mehr ins Geld gehen.
So hart es auch klingt: Bleibt deine Schwester so unkooperativ und wirtschaftlich faul, würde ich die Zwangsversteigerung (kann jedes Teil der Erbengemeinschaft einseitig veranlassen) veranlassen. Ich weiß jetzt aber nicht, ob das auch noch zu einem späteren Zeitpunkt als zur Erbverkündung ginge. Ansonsten hast du das riesige Risiko auf Sanierungskosten ohne Einnahmen sitzen zu bleiben. Im Zweifelsfall bringt dir daher ein offizieller Erbverzicht (besser Nullerbe als de facto negatives Erbe) mehr, als die Schwester kostenlos wohnen zu lassen. Bei Sanierungen würdest du nämlich dennoch voll zur Kasse gebeten werden.
Eine alte Doppelhaushälfte kann in einer ländlichen Gegend nahezu wertlos sein. Pfalz ist nicht gleich Pfalz. In Landau wirst du das wahrscheinlich noch gut loskriegen, im Umland von Pirmasens ist es eher ein Himmelfahrtskommando. Bedenke: je geringer der Grundstückspreis, desto heftiger hauen die Sanierungskosten im Vergleich zum Immobilienwert rein. Im Extremfall kann bei hohen Abrisskosten und geringer Grundstücksfläche sogar ein negativer Immobilienwert herauskommen.
Ich warne davor, eine Immobilie langfristig einfach dahingammeln zu lassen. Deine Schwester mag damit zufrieden zu sein, der Staat sieht das aber anders.
Ich spreche hier aus Erfahrung, da ich in der Familie einen ähnlichen Fall habe (nicht ganz so schlimm wie bei dir. Miete wird gezahlt, aber halt nicht kostendeckend für die erforderlichen Sanierungen im Haus).
Hallo und Danke für deine ausführliche Antwort,
zum Verhältnis zu meiner Schwester kann ich nur sagen es hat sich seit dem Todesfall verbessert, vorher war fast kein Kontakt war daran lag dass wir beide uns in komplett unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten aber v.a. dass sie eine fast symbiotische Verbindung zur Mutter hatte und ich davon ausgeschlossen war, insofern sehe ich die Situation aktuell eher als Chance einer Annäherung. Ich sag mal so meine Mutter hat ihr durch das kostenlose Wohnen im Hotel Mama ermöglicht ihre Pferdeliebhaberei zum Beruf zu machen und das kann und will ich definitiv nicht leisten.
Jetzt zum Haus: Es ist nicht gedämmt, hat aber eine PV-Anlage auf dem Dach und vor drei Jahren wurde eine neue Gasheizung eingebaut (Gas mit der Option auf Pellets). Insofern ist es nicht so dramatisch, in meinem Häuschen dagegen ist richtig was zu tun. Also machbar ist es, aber für mich eben nur in einem Haus und nicht in beiden, das ist ja mein Dilemma. Also müsste ich für das Elternhaus mein Sanierungshaus verkaufen, wofür ich wirklich nur nen Appel und nen Ei bekommen würde. Denn dieses liegt abgelegen in RLP (ich kenne Pirmasens, das wäre noch gut lol), nicht das Elternhaus. Dieses liegt in der Metropolregion Rhein-Neckar, mit einem Bodenrichtwert von knapp 800, 5 Min zu Fuß zum Bahnhof, also eine Top Lage innerhalb des Ortes.
Ja, die Gefahr mit dem vor sich hin gammeln besteht langfristig, vor allem wenn jetzt nur noch ein Teil des Hauses aktiv bewohnt wird (ob sie alle Zimmer heizen werden wenn sie sich nur in drei aufhalten? keine Ahnung). Aber sie denkt bis zu unserer Rente/unserem Tod wird es das noch tun, also nach mir die Sintflut. Womit sie ja insofern Recht hat, dass wir beide keine Kinder haben und somit niemand dem wir es einmal vererben können.
Allerdings schrecke ich schon vor einer Zwangsversteigerung zurück, erstens bekommt man dafür deutlich weniger als bei einem regulären Verkauf (würde mir zutrauen das Haus gut zu verkaufen), und zweitens eben die Folgen für das Verhältnis untereinander. Würden wir verkaufen und teilen, so könnte sie mit dem Erlös wenn sie in eine günstigere Stadt zieht dort vielleicht wenn sie noch ein paar Jahre wartet sich vielleicht wenigstens eine Eigentumswohnung leisten und hätte ihre Altersvorsorge.
Was vielleicht auch noch zu berücksichtigen wäre bei einer Teilvermietung, ist unser Alter bzw. ab wann man wieder die Kosten reinbekommt. Das spricht leider auch eher dagegen, weil wir beide schon Ende 40 sind. Wäre ich noch in den zwanzigern würde ich es anders sehen und auch angehen. Daher kam mir gerade spontan die Idee (angeregt durch dich und die Vorposter), ob man nicht das Haus baulich sauber in zwei Wohnungen trennt um dann die eine nicht zu vermieten, sondern zu verkaufen? Oder wäre das zu zerstückelt, ein Viertel Doppelhaus sozusagen? Meinst Du sowas ist realistisch machbar? Was macht man mit Keller (Haus ist voll unterkellert), ausbaufähigem DG, Garten und Garage?
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