Wir leben in einer Marktwirtschaft, Preise bilden sich am Markt. Und ja, wir leben im Kapitalismus - d.h. es gibt sowohl Privatvermögen als auch Produktivvermögen in Privathand.
Auch der Sozialismus würde dir nicht helfen, denn dort geht es nur darum, dass Produktivvermögen (also Aktien, Aktiengesellschaften, GmbHs) vergemeinschaftet wird - das Haus im Privatvermögen bleibt auch im Privatvermögen.
Die Auswirkungen der Krise tragen auch alle. Siehst du jeden Tag im Supermarkt oder bei den Energiepreisen - da müssen ja draufzahlen.
Ansonsten verstehe ich nicht, worauf die hinaus willst (außer auf eine sehr extreme Form von Kommunismus mit der Vergemeinschaftung von quasi allem inkl. Autos, Häusern, Kunstgegenständen usw.!?) - denn dass die Zentralbank unabhängig agiert, so ist es schon seit vielen Jahrzehnten. Willst du jetzt entschädigt werden dafür, dass die Zentralbank macht, was die Zentralbank machen muss?
Die Zinsen sind jetzt halt höher - sie schwanken seit Jahrzehnten hoch und runter und das nicht, um Immobilienkäufer zufriedenzustellen, sondern um die Inflation im Zaum zu halten. Das, alleine das, ist das Mandat der Zentralbank.
Wenn du die Aufgabe der Zentralbank nicht infrage stellst, bleibt jetzt die andere Seite der Gleichung: die Inflation, welche bauen z.B. in nicht mal 10 Jahren um 60% teurer gemacht hat. Das ist nun wirklich nicht die höchste Inflation, welche wir im Nachkriegsdeutschland jemals hatten.
Frag mal die Boomer, damals war die Inflation deutlich höher. Mussten jetzt die Häuslebauer der 1980er entschädigt werden, weil in den 1970ern die Preise WESENTLICH niedriger waren? Da gab es 5-8% Inflation über viele, viele Jahre jedes Jahr. Dagegen ist die heutige Inflation nichts.
Im Gegensatz zu z.B. 2013 hat sich halt folgendes geändert:
- deutlich höhere Preise in 2023 aufgrund der Inflation der letzten 10 Jahre
- deutlich höhere Zinsen, was man als gegeben nehmen muss, da die Zentralbank eine ganz andere Aufgabe hat
Keine dieser beiden Fakten lässt sich politisch ändern. Und gerade als BWLer sollte man ja verstehen, dass sich wirtschaftliche Gegebenheiten immer mal wieder verändern. Da kann man nicht immer gleich nach dem Staat rufen, man muss sich anpassen. Alle unsere Freunde mieten und versuchen, in ETFs anzusparen. Nicht, um irgendwann Eigentümer zu werden, sondern um auf diese Art und Weise Kapital aufzubauen für das Alter. Nichts anderes ist eine Immobilie ja im Prinzip - Kapitalanlage für das Alter. Wohnen kann man auch als Mieter.
Genauso könntest du jetzt übrigens nach dem Staat rufen, weil du zu Zeiten, wo der Bitcoin keinen Euro gekostet hatte, noch nicht volljährig warst oder whatever und damit diese Chance verpasst hast. It is called "Marktwirtschaft".
WiWi Gast schrieb am 10.01.2023:
Nein, es sind nicht nur wirtschaftliche Gegebenheiten, wir leben hier nicht im reinen Kapitalismus. Und was du zu den Einflüssen, wie zB den Krieg nennst, haben Auswirkungen, die von allen getragen werden müssen, auch denen, die von den billigen Zeiten profitiert haben. Eigentlich haben seit dem alle Assets extrem zugelegt, nur die Löhne nicht. Und dieses Ungleichgewicht muss angegangen werden, denn ganz ehrlich, wieso soll ich sonst übers nötigste arbeiten? Nur, dass ich immer höhere Angaben zahle? Fürs Allgemeinwohl? Für den guten Willen? Ne. Deine Schilderung sorgt bei mir noch eher dazu, dass ich sage, gut, dann fahre ich meine Arbeitsleistung auf ein Minimum, badet den Müll (Rente, ...) doch alleine aus. Wenn ich nicht gut verdienen würde, würde ich sogar aufs Bürgergeld schielen. Es sind über die letzten Jahre einfach alle Unvermögenden noch wesentlich weiter abgehängt worden. Und nein, die Boomer hatten andere Gegebenheiten, sicher oft nicht so gut wie ihr im Einzelfall, aber besser als der 0815 Käufer in 1/23.
WiWi Gast schrieb am 10.01.2023:
Aber nochmal, das sind halt wirtschaftliche Gegebenheiten. Inflation einerseits. Hohe Zinsen aufgrund Rezession andererseits. Exogener Schock durch den Krieg. Das hat Wohlstand vernichtet und hier sieht man ein gutes Beispiel, wo es sehr plastisch ist. Und natürlich ist der Krieg an sich und die Folgen für die dortige Bevölkerung extrem viel schlimmer als der Umstand, dass sich jetzt einige keine Immobilie mehr leisten können - das sollte man nicht vergessen.
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