WiWi Gast schrieb am 20.09.2022:
Die EZB selbst sagt übrigens, dass Sie ein Modell geschätzt haben bei welchem eine 1 prozentiger Anstieg der Kredit-Zinsen zu 9-15 Prozent Rückgang nach 2 Jahren führt. Man kann sich jetzt schon die Wucht vorstellen, die sich hier entfalten kann durch den Anstieg der Zinsen. Ein Orkan zieht auf...
Hab die Studie gefunden:
https://www.ecb.europa.eu/pub/economic-bulletin/focus/2022/html/ecb.ebbox202206_04~786da4a23a.en.html
Interessant vor allem der Elastizitätseffekt bei Immobilien im Vergleich zu beispielsweise Aktien: Bei Aktien sieht man eine Verringerung des günstigen Kreditkapitals sofort, unmittelbar und teilweise sogar schon vorweggenommen, bei Immobilien frühestens nach 2 Jahren, wie die Studie aussagt:
„Die Theorie der Vermögenspreise besagt, dass die Hauspreise umso empfindlicher auf Änderungen der Hypothekenzinsen reagieren, je niedriger das Niveau der Hypothekenzinsen ist, da niedrigere Hypothekenzinsen zu größeren Abzinsungseffekten bei künftigen Mieten und Preisen führen. (..) Die Ergebnisse dieses nichtlinearen Modells zeigen, dass in einem Niedrigzinsumfeld der geschätzte Rückgang der Immobilienpreise und der Wohnungsbauinvestitionen als Reaktion auf eine Erhöhung der Hypothekenzinsen um 1 Prozentpunkt nach etwa zwei Jahren etwa 9 % bzw. 15 % beträgt. Dies ist etwa doppelt so groß wie die linearen Ergebnisse vermuten lassen.“
Bei +2,4 Prozentpunkten Bauzinssteigerung zu Januar 2022 (heute 3,4 %, damals 1,0 % auf 10 Jahre) wären das nach der EZB-Studie in 2 Jahren also bestenfalls -21,6 % nominaler Wertverlust bei Immos, im schlechtesten Fall wären es sogar bis zu -36 % weniger als heute. Natürlich gesetzt den Fall, es käme zu keiner weiteren Zinserhöhung mehr, was wohl eher unwahrscheinlich sein dürfte.
Sollten die Zinsen dann also noch weiter steigen, kämen wir also laut EZB tatsächlich in den Bereich, der hier schon skizziert wurde von -60 % / -65% nominaler Wertverlust. Das wirkt erstmal fast unglaublich, demnach wären die derzeitigen Preise wirklich fast ausschließlich eine Assetbubble gewesen. Die Studie geht davon aus, das der Wertverlust eigentlich sogar noch heftiger ausfallen würde, aber veränderte Lebensumstände wie vermehrtes Home Office den Effekt abpuffern.
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