Hallo alle miteinander,
ich war selber einige Jahre BL in Ketsch.
Pro und Contra hinsichtlich eines Einstiegs bei Aldi wurden ja schon fast alle genannt und dabei wurde nicht übertrieben. Wer seine berufliche Laufbahn schon mittelfristig plant, dem kann ich nur raten, nicht bei Aldi anzufangen sofern er nicht eine Karriere im Discount- oder Lebensmitteleinzelhandel anstrebt. Man sollte sich zudem überlegen, wieso man zu einer zeitlichen Investition von 4-5 Jahren Studium bereit war, wenn man jetzt sehr kurzfristig orientiert ist.
Das besondere Problem bei der Niederlassung Ketsch ist seit mehr als 15 Jahren der Leiter Verkauf, der es durch seine Persönlichkeit allen Angestellten innerhalb der Verkaufsorganisation unnötig besonders schwer macht. Er ist nicht als Führungskraft geeignet, weil er stets seine Amtsautorität zum Mobbing missbraucht. Er hatte wohl eine schwere Jugend in der seine sozialen Fähigkeiten verkümmert sind und wurde zudem lt. eigener Aussage von einem Kolleriker ausgebildet. Unter ihm leiden ausnahmslos alle BL, insbesondere jene, die länger dort sind. Dies wird natürlich nicht jedem erzählt der als Absolvent einen Tag zu Aldi kommt und mal fragt, wie denn das Klima hier so sei.
Die Möglichkeit dazu eröffnet das in der Realität existierende Führungsmodell von Aldi, welches als autoritär und diktatorisch bezeichnet werden kann. In der Praxis ist man seinem direkten Vorgesetzten willkürlich ausgeliefert ist. Wenn man als Führungskraft bei Aldi anvertraute Mitarbeiter loswerden will, so wird einen niemand davon abhalten. Durch die vergleichsweise hohen Gehälter auf allen Ebenen und das Fehlen jeglicher Arbeitnehmervertretung findet sich stets schnell Ersatz. Dies ist eine Machtfülle nach unten, die ihres Gleichen sucht.
Eine solche Führung bietet sich bei Aldi an, da alle anfallenden Prozesse auf ein Minimum an Komplexität reduziert sind. Etwas vereinfacht gesagt, geht es in den Filialen nur darum Ware auszupacken, zu kassieren und aufzuräumen. Das sind sehr einfache Tätigkeiten, die keine Kreativität, neue Lösungswege oder hohe Intelligenz erfordern. Als BL ist es dann deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Leute da sind und die gerade genannten Tätigkeiten erledigen.
Führung bedeutet daher bei Aldi den Leuten mehr oder weniger direkt klar zu machen: „Arbeitet effizient oder ihr fliegt raus!“.
Dagegen ist ökonomisch wenig einzuwenden, wenn der erzeugte Druck zielgerichtet eingesetzt wird. Willkürlich eingesetzt folgt daraus allerdings eine terrorisierte Belegschaft, kurze Unternehmenszugehörigkeiten…, mit anderen Worten ein extrem schlechtes Arbeitsklima.
Um auf Ketsch zurückzukommen kann man zusammenfassen, dass der Leiter Verkauf gerade hier nicht in der Lage ist, den Druck wohldosiert und gezielt einzusetzen, sondern dass er dabei maßlos übertreibt. Aus Angst um den Arbeitsplatz wird darüber allerdings nur unter vorgehaltener Hand gesprochen. In vielen Unternehmen würde sich ein solches Verhalten einer Führungskraft mit 500 Mitarbeitern negativ auf die Geschäftsergebnisse auswirken, so dass der Markt die Situation bereinigen und die Führungskraft irgendwann ausgetauscht würde. Nicht so bei Aldi. Hier führt die Situation dazu, dass die Mitarbeiter, die unbezahlt ihren Arbeitseinsatz derartig erhöhen, dass die Kennzahlen der Verkaufsorganisation sogar gut sind und die Kosten der Fluktuation überkompensiert werden.
Den Preis dafür haben in den letzten Jahren wohl deutlich mehr als 100 Bereichsleiter und mehr als 1000 Filialleiter und Kassiererinnen mit ihrem Arbeitsplatz und allen Auswirkungen auf Leben bezahlt. Dass dies bei Aldi möglich, eventuell sogar gewollt ist, zeigt dass das Unternehmen nicht im geringsten über eine Unternehmenskultur verfügt oder am Wohl seiner Mitarbeiter interessiert ist. Die hohen Gehälter sind lediglich Parameter die so gesetzt werden müssen, damit das Ganze funktioniert.
Also lasst es sein!
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