WiWi Gast schrieb am 03.01.2023:
Ich kann persönlich nicht für alle Lehrer und Lehrerinnen sprechen, aber zumindest bei meiner Mutter kommen 20-25h + teilweise etwas Korrektur schon gut hin.
Aber bei meiner Mama ist das wirklich super, da sie quasi nur halbtags arbeitet von den Stunden her, aber Vollzeit vergütet wird. Spätestens um 12:00 Uhr ist sie zuhause und wenn mal Korrekturen anstehen, dann macht sie das paar Stunden nachmittags.
Auf dem Gymnasium (ohne Fremdfächer und sonstige Verpflichtungen, was eher die absolute Ausnahme sein dürfte) muss man ja schon bei vollem Deputat 25 Stunden unterrichten (BW), das sind zwar "nur" Schulstunden, aber mit Aufsichten und Pausen (die bei Lehrern keine sind - Raumwechsel, Vorbereitung (Material richten, Technik etc.) und Gespräche/Fragen von Schülern, Konflikte klären usf. - sind das ganz normale Arbeitsstunden. Dann wird auch deine Mutter nicht um Konferenzen, Dienstbesprechungen, Elternabende, Elterngespräche, Ausflüge, Wandertage, (mehrtägige) Klassenfahrten, kollegialen Austausch und eine didaktische Mindestkonzeption ihrer Stunden einen kompletten Bogen machen können. Ist sie denn keine Klassenlehrerin?
Kurzum: Auch bei viel Routine, günstigem Plan, keine Zusatzaufgaben und wenig ambitioniertem Unterricht ist es ausgeschlossen, dass deine Mutter täglich um 12 Uhr daheim ist. Selbst wenn eure Schule fußläufig ums Eck wäre. Da käme sie ja - bei einem absolut traumhaften Dienstplan (kein Mittagsunterricht und keine Hohlstunden, die häufig mit Vertretungen gefüllt werden) nur auf 4 Stunden täglich und also 20 Wochenstunden.
Frag doch mal deine Mutter, wie sie das sieht.
Klar ist, dass Gymnasiallehrer im Unterschied zu Grundschul- und Sekundarlehrern manche Privilegien genießen und dass auch die Fächerkombination spürbare Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung haben kann. Es hat aber auch einen Grund, dass - unter Einbeziehung der Ferienzeiten - Lehrer regelmäßig bei einer ganz normalen stündlichen durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von um die 40 Stunden liegen.
Nur die absolut Ahnungslosen (und Naiven) denken, dass Lehrer nur dann arbeiten, wenn sie vor Klassen stehen. Das ist der sichtbare Teil.
Ich habe volles Deputat (bei uns 27 Wochenstunden), viermal wöchentlich Mittagsunterricht - ist bei uns leider normal - und hinzu kommen Konferenzen/Dienstbesprechungen, Elternabende und sonstige Veranstaltungen. Wenn ich 1x wöchentlich um 13 Uhr die Schule verlassen kann, ist das eine Besonderheit. Normalerweise nicht vor 15 Uhr und dann ist weder Vorbereitung noch Korrektur, Korrespondenz mit Eltern/Schülern (die ständig online läuft) abgearbeitet. Feierabend im klassischen Sinne - so wie früher in meinem alten Job - kenne ich als Lehrer eigentlich so nicht. Das passt aber auch, der Beamte ist schließlich immer im Dienst, er hat nur ein Anrecht auf Erholungszeiten.
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