WiWi Gast schrieb am 15.06.2023:
Nein, muss ich eben nicht.
Ich kann bei einem solchen Anlagehorizont gut mit einem konservativen Renditewert für den Kapitalmarkt rechnen (5% ist deutlich unter dem 20-Jahresschnitt des DAX). Hier nimmt ja niemand 10% Verzinsung pro Jahr an.
Das Argument Steuer wurde doch oben schon erklärt. Diese fällt bei sinnvoller Anlageform erst bei der Entnahme an und bis dahin profitiert man von der jeweils erwirtschafteten Rendite des Gesamtkapitals.
Hast du jemals vom CAPM bzw. von der Kapitalmarkttheorie gehört? Offensichtlich nicht.
Wenn du das BruttoÄQUIVALENT (es ist ja schon im Namen!) eines Lehrers bzw. der Pension des Lehrers (abzgl. einer wahrscheinlichen Rente eines Gutverdieners) willst, dann hast du das gleiche Risiko zu unterstellen. Und das ist eben das Risiko einer langlaufenden Bundesanleihe und nicht 40x das 1.5-Fache Kapitalmarktrisiko (was du brauchst, um auf 6% real (d.h. nach Inflation) nach Steuern zu kommen).
Du kannst nicht den Yield von deutschen Anleihen nehmen und damit die Anleihe von Ghana diskontieren, um den Wert dieser zu erhalten und genau so wenig geht das andersrum. Du kannst auch nicht die Rendite von Apple als Diskontierungszinssatz für, was weiß ich, Velo3D nehmen.
Du unterstellst, dass Sicherheit gar keinen Wert. bzw. Risiko keinen Discount mit sich bringt.
Und ein längerer Anlagehorizont ist keine Ausrede um das nicht zu beachten. Ja, auch ich investiere am Kapitalmarkt (sogar gehebelt), rede mir aber nicht ein, dass sei so sicher wie eine Pension. Klar wird es über lange Zeit wahrscheinlich steigen. Aber dennoch ist es nicht so sicher wie die Pension. Du kannst analog nicht einfach behaupten, irgendwann werden Ghana und Velo3D zum mean regressen und daher kann man sie eben doch so bewerten wie Apple und Deutsche Anleihen. Ghana und Velo3D werden wahrscheinlich irgendwann stabiler und Deutschland sowie Apple instabilier, gegeben, dass genug Zeit vergeht. Und jetzt? Dennoch bewertet man sie nicht so
Deine Steuerrannahme unterstellt auch, dass man ewig nur die gleichen Anlagevehikel bespart, was vollkommen unrealistisch ist. Zeig mir auch nur einen einzigen 40-jährigen Tradingverlauf in dem kein einziges mal Steuern gezahlt wurden. Wenn du das nicht kannst, kannst du diese annahme nicht tätigen (kannst du sowieso nicht, sofern dies nicht der Standard ist. Da reicht auch ein Tradingverlauf nicht). Du unterstellst damit, dass immer die gleichen Vehikel gleich perfomen, was ja absolut falsch und realitätsfern ist.
Daher hat eine Pension auch etwa ein Äquivalent von 3k Brutto im Monat. Ich habe die Angeben oben gemacht und du kannst nachrechnen.
Genau so musst du die anderen Vorteile, die ein Beamter hat bewerten. Für die 100%ige Lohnfortzahlung bei Krankheit bitte eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder ein privates Kranketagegeld. Dass Lehrer frei nach Verlangen von einer 100%stelle runterwechseln können hat sicherlich auch einen Wert, der quantifiziert werden muss. Den wert der Beihilfe noch usw.)
Und die absolute Jobsicherheit nicht vergessen. Ich meine in einem akademischen Journal während meiner Zeit an der Uni gelesen zu haben, dass angestellte im Schnitt etwa 20% (etwas weniger) Ihres Einkommens aufgeben würden, um absolute Jobsicherheit (die ein Beamter hat), zu erhalten. Daher das Einkommen (nicht die Pension, da ist die Sicherheit nach meiner Rechnung schon Berücksichtigt), was auf Angestelltenbrutto umgerechnet wurde, nochmal durch 0,8 teilen. Habe jetzt keine Quelle und keine Lust das nachzuschauen, aber dass Bereufssicherheit einen wert hat, sollte wohl klar sein.
Ein Lehrer hat ein tatsächliches Bruttoäquivalent von etwa 150000, +- 25000 (Schätzung). Dazu kommen noch die Sonderleistungen für Ehe und Kinder.
Und hierbei ist nicht berücksichtigt, dass ein Beamter länger legt als jemand in der freien Wirtschaft (ja, auch als Akademiker in der freien Wirtschaft). D.h. es müsste korrekterweise durch die Pension sogar noch mehr sein, das habe ich aber nicht mit eingezogen, da ich nicht nachgucken wollte, wie viel Länger ein Beamter lebt. Kannst du gerne machen. Und wie ist das Mehr an Lebenszeit zu bewerten, das ein Beamter hat? Jetzt wird es philosophisch.
Mir reicht es schon, diesen langen Beitrag zu schreiben, da du es ja offensichtlich nicht verstehst oder nicht verstehen willst. Aber hoffen werden andere die das lesen und nicht voreingenommen sind, das verstehen, denn es ist alles logisch. Jeder, der einmal in einer Finance Vorlesung war, sollte dies verstehen.
Herzlichst, jemand der tagtäglich Bewertungen von Kapitalmarktinstrumenten durchführt.
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