WiWi Gast schrieb am 13.12.2022:
Guck dir doch diesen neuen GPT3-Chatbot an. Ich nutze den jetzt seit einer Woche und zunehmend gebe ich meine Fragen statt wie bisher in Google einfach direkt dort ein, da ich dort bessere Antworten erhalte (und das obwohl der Bot laut den Entwicklern noch nicht mal auf das Internet zugreifen kann!). Der schreibt auch Code. Hätte ich vor 2 Wochen nicht für möglich gehalten. So ein Umschwung kann also richtig schnell gehen. Irgendwann wird dieses System dann auch ganze PDFs (z.B. Auftragsausschreibungen/Pflichtenhefte) verarbeiten können und dann Codedateien ausspucken. Den Feinschliff macht man dann einfach selbst oder man schreibt noch ein paar Sätze mehr dazu, bis er es richtig macht. Wird natürlich einiges kosten, aber wahrscheinlich deutlich weniger als ein Vollzeitentwickler.
Der aktuell generierte Code basiert auf Trainingsdaten die größtenteils von Stackoverflow/Github kommen. Das eignet sich super für einfachere Fragestellungen wie "baue mir einen Algorithmus der Zahlen aufsteigend sortiert". Solche Sachen sind schon tausende Male gut gelöst worden.
Problem ist allerdings, dass es keinerlei Verifikation gibt. Das Ding hat aktuell noch viele Probleme, dass korrekte/sinnvolle Aussagen unmittelbar mit Nonsense gepaart werden können. Das ist auch kein technisches Problem, was man Bugfixen kann, sondern eine generelle Eigenart des Internets und damit der Trainingsdaten.
Aus Sicht eines Informatikers ist ChatGP erstmal nur eine neuartige Suchmaschine. Die Generierung von Code Snippets ist in der Softwareentwicklung auch keine Neuheit. IntelliSense als weit verbreitete Erweiterung bietet seit Jahren schon eine mächtige "AI basierte" Vorschlag von Code.
Wie auch vergangene Trends in der IT wird das zu einer weiteren Steigerung der Codemenge pro Zeiteinheit führen. Was auch gut ist, sonst könnte die verhältnismäßig geringe Zahl an Software Engineers schon heute der Komplexität der IT nicht mehr Herr werden.
Als fähiger Senior Engineer schreibt man inzwischen ohnehin kaum noch Code. Ich sitze fast den ganzen Tag daran erstmal vernünftig zu definieren, was überhaupt passieren soll und was das Ergebnis ist. Wenn mir dann ein Tool die 20% Coding Arbeit abnimmt, liebend gerne.
Solche Tools (und auch der viel beschworene Low Code Trend) werden sich eher negativ auf Billig Anbieter als Indien/China/Osteuropa auswirken. Das sind nämlich wirklich meistens nur Code Monkeys, denen man exakte Spezifikationen geben muss, damit man am Ende auch das gewünschte Ergebnis bekommt.
Aber um die Rahmenbedingungen, Architektur, Infrastruktur und Spezifikationen zu definieren, wird man auch in 100 Jahren noch Software Engineers brauchen. Womit wir übrigens auch wieder zurück zum Kern von Informatik und Software Engineering kommen. Das Programmieren war eigentlich immer nur notwendiges Übel, dass dazu kam. Ich könnte gut darauf verzichten, wenn man das größtenteils automatisiert.
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