Ich finde deinen Beitrag persönlich recht gut und differenziert, aber beim Thema Kaufen vs. Mieten machst du einen großen Denkfehler.
Früher war es übrigens nicht so, dass man sich beim Kauf gegenüber der Miete wesentlich schlechter stellen musste. Das ist die Entwicklung der letzten Jahre, dass die Kaufpreise getrieben durch niedrige Zinsen immer weiter steigen. Mieten bleiben aber auch durch staatliche Regulierung relativ konstant bzw. erhöhen sich nur schnellend. Und keine rational handelnde Person würde eine komfortablere Mietwohnung aufgeben um in Eigentum zu ziehen und dafür noch 50-100% mehr dafür zu bezahlen.
Es gibt so viele sinnvollere Investitionen, wenn man sieht wie weit sich das Ungleichgewicht Mieten vs. Kaufen entwickelt hat.
Man kann doch recht einfach berechnen, was bei gewissen Einkommen leistbar ist. Einfach 1/3 des Nettoeinkommens als Rate veranschlagen und einmal „Rückwärts“ rechnen, welche Summe für diese monatliche Rate finanziert werden kann. Dazu noch das Eigenkapital und der maximale Kaufpreis ist bestimmt. Wenn die Angebote für diesen Preis deutlich schlechter sind als meine aktuelle Immobilie zur Miete, dann habe ich keinerlei Veranlassung zu kaufen.
Zum Thema Sammeln von Luxusdingen (Taschen, Uhren, Autos,…): Ja, das ist ein sehr teures Hobby, aber sofern man etwas Ahnung hat, kann man damit zumindest mal den Wert erhalten und in 90% der Fälle mit Gewinn verkaufen. Das ist eine von vielen unterschätzte Anlageform. Ich persönlich mag schöne Uhren und sammle schon seit weit vor dem „Rolex Hype“. Ich könnte wohl 90% meiner Uhren mit mindestens 40% Gewinn verkaufen. Und das sind Uhren die teilweise mehr als 10 Jahre alt sind.
WiWi Gast schrieb am 07.09.2022:
Das ist eigentlich der wichtigste Punkt überhaupt. Nen befreundeter Unternehmensberater zieht gerade in eine Eigentumswohnung in FFH und hat Stolz davon berichtet, dass sie - unter anderem - jetzt doch die Küche für 30k und nicht nur 20k genommen haben, weil da diverse Utensilien enthalten sind, die man "einfach haben wollte weil es irgendwo geil ist", aber man sie eigentlich nicht braucht. Sind schonmal 25k vom Jahresbrutto nurfür die Küche futsch. Bei einem anderen Pärchen sammelt sie erlese Handtaschen und hat ein ganzes Zimmer(!) davon. Kosten weit über 100k über die Jahre verteilt. Natürlich finden sie auch keine Immobilie, weil alles zu teuer. Fairerweise muss man sagen, das man diese Taschen vermutlich mit Gewinn verkaufen kann, aber ich bin kein Experte.
Meiner Erfahrung nach schaffen sehr viele Menschen nicht den Spagat zwischen Einkommen, Investition und Konsum. Schwierig wird es, wenn dann mit Ende 30 immer noch über das Arbeitseinkommen alleine argumentiert wird (wie es in diesem Thread gerade der Fall ist), obwohl dies eigentlich ein immer kleiner werdender Teil des Haushaltseinkommen sein sollte. Das bedeutet schlicht, dass man die letztem 15 Jahre über seinen Verhältnissen gelebt bzw. konsumiert hat.
Was ich aber bei vielen - auch hier im Thread wieder sehe - man will einfach zu viel. Man jammert darüber, dass 20k im Monat nicht ausreichen, um eine Immobilie zu finanzieren. Gleichzeitig rechnet man dann aber beiläufig, die zigtausend Euro Statussymbole vor um den eigenen Stand rechtfertigen müssen (Markenkonsum, Business Class, Urlaube, etc.). Man kommt auch garnicht auf die Idee das zu hinterfragen.
Auch in München reichen 15k locker aus, um eine Immobilie zu finanzieren. Sie reichen aber nicht aus, um eine Immobilie bei gleichen Annehmlichkeiten eines Mieters zu finanzieren. Es ist das gleiche wie mit dem Auto. Ich lease ja nicht einen teuren Wagen, weil ich es geil finde, am Ende mehr für die Leasingkosten auszugeben, sondern weil ich kurzfristig den Wagen nicht vollfinanzieren kann. Also fahre ich entweder ein teueres Auto auf monatlicher Basis oder nenne ein günstiges Auto mein eigen. Eigenes, teures Auto ist bei gleichem Einkommen einfach nicht drin.
Es ist erstaunlich, dass selbst das obere Einkommensprozent der Bevölkerung vor diesem Hintergrund nicht mit Geld umgehen kann, da sie nicht die Konsum/Investition-Relation verstehen (wollen).
Ich gehöre übrigens auch zu jener Einkommensgruppe.
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