WiWi Gast schrieb am 10.03.2025:
Ich habe bei meinen Bewerbungen häufiger bemerkt, dass in bestimmten Bereichen Frauen und ausländische Bewerber bevorzugt werden. Ein Beispiel dafür ist das Summer Internship von GS, das ausschließlich für Frauen geöffnet wurde. Besonders auffällig ist dies auch bei den Spring Weeks in London.
Was ist eure Meinung dazu? Denkt ihr, dass diese Praxis der Finanzindustrie schadet?
Ich finde es immer wieder witzig zu sehen, wie so viele bei DEI Hires zu toben beginnen, dass das ja alles total ungerecht sei. Wer definiert, was gerecht und ungerecht ist?
Ist es gerecht, dass der Eine in einem schicken EFH mit Garten aufwächst, von seinen Eltern jede Nacht etwas vorgelesen bekommt, bei Bedarf auf die beste Nachhilfe der Stadt zurückgreifen kann, seinen gesamten Lebensweg im Teenageralter konstruiert bekommt, teure Privatuni-Gebühren und Auslandssemester bezahlt kriegt, sich keine Minute um den finanziellen Rahmen seines Studiums Gedanken machen muss, durchs Networking und Papas Kontakte den Karrierepfad etappenweise nach eigenen Wünschen gehen kann... und der Andere all das nicht nur nicht hat, sondern seit Tag 1 das komplette Gegenteil erleben musste? Was ist mit jenen, wo die Eltern kaum Bildung haben, wenig Geld, man in einer sozial schwachen Gegend aufwächst, niemals den Zweck einer schulischen und universitären Bildung begreift, zuhause nicht Deutsch gesprochen wird, man ab einem gewissen bildungs- oder karrieretechnischen Punkt einen komplett anderen Stallgeruch riecht und sich dem fügen muss?
Deutschland macht mit seiner Steuerlast einen sozialen Aufstieg schon schwer genug. Dass man kostenlos studieren kann, ist eine positive Facette. Die unzähligen negativen anderen aber werden allzu gerne ausgelassen. Die Karriere beginnt nämlich nicht am Tag der Immatrikulation, sondern schon lange, lange vorher.
Daher nochmal: DEI Hires performen nicht? Kann gut sein. Was ist mit denen, die nur in ihrem Posten sitzen, weil ihnen alles schon von früh vorgekaut wurde, on the job dann absolut unterdurchschnittlich sind und dennoch sechsstellig verdienen?
Eines muss man den Kritikern lassen: Das Problem bei der Thematik ist nämlich, dass man seinen sozialen/akademischen Aufstieg eben schwer beweisen kann. Keiner fragt im Bewerbungsgespräch, was deine Eltern gearbeitet haben oder wo du aufgewachsen bist. Man kann in der Hinsicht entweder Pluspunkte sammeln, wenn man einen ausländischen Namen hat oder eine Frau ist. Ausländische Namen sieht man aber selten, weil es Arbeiterkinder generell statistisch kaum in gewisse Positionen schaffen und Arbeiterkinder mit Migrationshintergrund noch weniger. Frauen hat man dann öfters, ja, die mit schwächeren Profilen durch DEI Vorteile haben, auch wenn mir bisher keine begegnet ist, deren Eltern keine Ärzte/Anwälte/Banker waren.
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